Richard Vogel scheiterte im Vorjahr mit United Touch im Stechen.

  Bei dem Gedanken an die einmalige Erfolgsserie des Vorjahres bekommt der CHIO-Rekordreiter noch immer «Gänsehaut pur». Vier Siege beim bedeutendsten Reitturnier der Welt, dazu fünf zweite Plätze: Das hat vor Richard Vogel noch niemand in Aachen geschafft. Und beinahe hätte er noch den Großen Preis von Aachen gewonnen. Gejubelt hatte er sogar schon.

Zu früh! Am letzten Sprung des Parcours unterlief Vogel mit seinem Pferd United Touch ein Fehler, den er zunächst gar nicht bemerkte. Der Sieg im Stechen der mit 1,5 Millionen Euro dotierten Prüfung ging an den langsameren André Thieme, der mit Chakaria jedoch fehlerfrei geblieben war. «Jeder Reiter träumt davon, den Großen Preis von Aachen zu gewinnen, und ich tue das auch weiterhin», sagt Vogel nun – ein Jahr nach dem schmerzlichen Ende einer ansonsten phänomenalen Woche

«Warum nicht auch dieses Jahr wieder angreifen?»

«Richard Vogel hat Geschichte geschrieben», heißt es beim CHIO, der zum ersten Mal 1924 ausgetragen wurde. Das gilt trotz des dritten Platzes in der wichtigsten Prüfung, die in diesem Jahr erneut das große Ziel des Reiters ist. United Touch «fühlt sich auf dem großen Platz sehr wohl», sagt Vogel: «Warum also nicht auch dieses Jahr wieder angreifen?»

Fünf Pferde hat Vogel nach Aachen mitgebracht: «Jedes hat sein eigenes Highlight.» Er will «erstmal spielerisch mit den Pferden reinkommen». Er will sie an die Atmosphäre gewöhnen. «Das kennt man sonst nur aus dem Fußball», sagt er zur Stimmung in dem 40.000 Menschen fassenden Stadion. So eine Reit-Arena gibt es an keinem anderen Ort der Welt.

«Das ist das Schicksal eines Reiters»

Zwei Erfolgspferde aus dem Vorjahr kann Vogel nicht mehr einsetzen. So wird Cepano, mit dem er beim CHIO 2024 im Preis von Europa siegte, inzwischen von Einzel-Olympiasieger Christian Kukuk geritten. Und Cydello reitet jetzt Katrin Eckermann.

«Das ist das Schicksal eines Reiters», sagt Bundestrainer Otto Becker. «Er muss die hohen Kosten durch Einnahmen decken, und dazu gehört auch der Verkauf von Pferden.» Da Vogel weiter sehr gute Pferde reitet, setzt der Coach auch in Zukunft auf den 28-Jährigen, der seit mehr als einem Jahr zu den Top Ten der Weltrangliste gehört.

«Richi ist ein außergewöhnliches Talent», schwärmt der Bundestrainer. «Er ist für sein Alter schon sehr weit.» Vogel habe eine «unglaubliche Begabung, mit allen Pferden schnell zu reiten, er gibt ihnen die notwendige Sicherheit».

EM-Premiere mit Liebespaar

Becker hat den Reiter mit United Touch bereits für die Europameisterschaft in La Coruña nominiert und zugleich für eine Premiere gesorgt: In zwei Wochen reitet Vogel erstmals bei einem Championat zusammen mit seiner Freundin Sophie Hinners in einem Team. Mit der 27-Jährigen ist der Reiter seit mehreren Jahren zusammen. Gemeinsam führen sie in Pfungstadt einen Turnier- und Handelsstall. Einen weiteren betreibt Vogel mit seinem Kumpel David Will in Marburg.

Vor der gemeinsamen EM mit seiner Freundin wartet nun aber erst einmal die CHIO-Woche. Und zum Start sagt er schmunzelnd: «Ich wäre wahrscheinlich zufrieden, wenn ich nach vier Siegen und sechs weiteren Podestplätzen vergangenes Jahr in diesem Jahr einen Podestplatz weniger erreichen würde.» Vor allem dann, wenn einer der vier Siege im letzten Springen des Turniers gelänge.