Max Verstappen (l) könnte 2026 gemeinsam mit George Russell für Mercedes fahren - oder ihn ersetzen.

Nichts erhitzt die Formel 1 vor der Heimkehr an ihren Geburtsort mehr als die wieder entflammte Aussicht auf einen Mega-Transfer von Max Verstappen zu Mercedes. Vor dem Grand Prix in Silverstone, wo die Rennserie vor 75 Jahren ihre Premiere aufführte, liefern die Gerüchte über Verhandlungen des Silberpfeil-Teams mit dem Weltmeister den pikantesten Gesprächsstoff aus dem Fahrerlager. 

Und Mercedes-Teamchef Toto Wolff lässt sich alle Türen offen. Schon vor elf Jahren wollte er Verstappen ins Mercedes-Juniorenprogramm holen. Laut Sky Italia seien in den vergangenen Tagen die Gespräche zwischen beiden Seiten intensiviert worden.

«Um den richtigen Plan für die längere Zukunft zu haben, muss man verstehen, was andere Leute machen», ließ der 53-Jährige vor einigen Tagen in Spielberg wissen und meinte damit vor allem Verstappen. Sollte ein viermaliger WM-Champion auf den Markt kommen, will Wolff ihm ein Cockpit anbieten können. Also hat der Österreicher seinem aktuellen Stamm-Duo George Russell und Kimi Antonelli für 2026 noch nicht final zugesagt. 

Abschiedsklausel in Verstappens Vertrag?

Kurios dabei ist, dass der Brite Russell bei seinem Heimspiel in Mittelengland mithelfen könnte, dass Verstappen überhaupt wechseln könnte. Im bis Ende 2028 gültigen Vertrag des Niederländers soll eine Klausel einen vorzeitigen Abschied ermöglichen, wenn Verstappen Ende Juli nicht unter den besten Drei der Gesamtwertung liegt, wie das Fachmagazin «Auto, Motor und Sport» erfahren haben will. Als WM-Vierter fehlen Russell nur neun Punkte auf den Titelverteidiger. 

«Es ist doch völlig normal, dass Gespräche mit jemandem wie Verstappen laufen», sagte Russell zuletzt mit betonter Gelassenheit zu seiner ungeklärten Vertragslage. Er sei da unbesorgt, versicherte der 27-Jährige. Schließlich habe jedes Team doch zwei Plätze zu vergeben. 

Eine Fahrerpaarung Verstappen/Russell wäre sportlich für Mercedes vermutlich reizvoll, birgt aber reichlich Sprengstoff. Mehrfach gerieten der niederländische Sturkopf und der Sprecher der Fahrergewerkschaft in den vergangenen Monaten auf und neben der Strecke aneinander. Nach ihrer Kollision in Barcelona Anfang Juni höhnte Verstappen sogar, er werde Russell beim nächsten Mal Taschentücher mitbringen.

Boss Wolff schreckt derlei Zwist aber nicht. «Ich kann mir jede Paarung vorstellen. Ich hatte (Nico) Rosberg und (Lewis) Hamilton, die um die Weltmeisterschaft kämpften, also ist alles andere danach einfach», sagte Wolff. In den drei gemeinsamen Jahren von Rosberg und Hamilton bei den Silberpfeilen holte das Werksteam trotz aller internen Animositäten jeweils den Fahrer- und Konstrukteurstitel.

Regelreform als Anreiz für Wechsel

Genau diese Kraft des Branchenriesen könnte für den 27 Jahre alten Verstappen als weiteres Lockmittel dienen. Schon einmal hat Mercedes im Zuge einer umfassenden Regelreform die Konkurrenz düpiert und angeführt von Superstar Hamilton über Jahre die Formel 1 beherrscht.

Im nächsten Jahr steht für die Königsklasse eine weitere Technikrevolution mit neuen Autos und Motoren an. Dem Vernehmen nach soll Mercedes bei der Entwicklung des neuen Boliden deutlich weiter als Red Bull sein. Durch den Weggang von Design-Superhirn Adrian Newey und weiteren Schlüsselfiguren für die Titelserie der vergangenen Jahre hat Red Bull womöglich an Schlagkraft und damit an Attraktivität für Verstappen eingebüßt.

«Alles läuft nach Plan», sagte Wolff zum Stand der Personalplanungen bei Mercedes. Verhandlungen wolle er nicht als öffentliche Bürgerversammlung führen. Spätestens in der vierwöchigen Sommerpause im August will Mercedes Klarheit schaffen. «Ich will ja nicht sadistisch sein und einen Fahrer unnötig warten lassen, wenn eine Entscheidung getroffen werden sollte», beteuerte der Teamchef.