Ein häufiges Bild im Radsport: Fahrer nach einem Massensturz.

In Sachen Karriere-Planung seiner Kinder kennt Radstar Jonas Vingegaard kein Pardon. «Ehrlich gesagt, wenn meine Tochter oder mein Sohn fragen, ob sie Radrennen fahren können, lautet die Antwort ‚Nein‘. So wie der Sport heute ist, ist er einfach zu gefährlich», sagt der zweimalige Tour-de-France-Champion.

Vingegaard selbst hat schon einige schlimme Stürze hinter sich. Wie etwa bei der Baskenland-Rundfahrt 2024, als er mehrere Knochenbrüche, eine Lungenquetschung und einen Pneumothorax davontrug. «Einige fahren, als ob ihr Rad keine Bremsen hat», moniert der Däne, der aber auch bei Organisatoren und dem Weltverband UCI die Verantwortung für die vielen Stürze in der Vergangenheit sieht.

497 Vorfälle hat die UCI in der vergangenen Saison registriert, die zu Unfällen führten. Nicht selten waren riskante Fahrmanöver der Grund. Entsprechend hat der Weltverband Maßnahmen beschlossen:

Gelbe Karten

Bei zwei Verwarnungen in einem Rennen erfolgt eine siebentägige Sperre. Drei Gelbe Karten innerhalb von 30 Tagen ziehen eine Sperre von 14 Tagen nach sich. «Ich habe zuletzt selbst eine bekommen für eine kleine Rangelei. Das System der Gelben Karten haben wir alle noch nicht ganz verstanden», sagt Ex-Tour-Etappengewinner Nils Politt.

Kilometer-Regel

Auch die Ausweitung der sogenannten Drei-Kilometer-Regel auf bis zu fünf Kilometer hat sich bewährt. Bei Stürzen auf Flachetappen innerhalb dieses Bereiches werden die betroffenen Fahrer mit der gleichen Zeit der Gruppe zum Zeitpunkt des Zwischenfalls gewertet. Das macht die Zielankunft weniger hektisch.

Kommt der Airbag?

Das Problem sind aber auch häufig die hohen Geschwindigkeiten auf Abfahrten von teils mehr als 100 km/h. Längst wird die Einführung sogenannter Airbags geprüft. Im alpinen Ski-Weltcup ist in den Speed-Disziplinen Abfahrt und Super-G ab kommenden Winter ein Airbag Pflicht. So weit ist man im Radsport noch nicht. Diskutiert werden eine Art Mini-Rucksack oder Halskrausen, die aber im Profiradsport kaum praktikabel sind. «Wenn das zumutbar ist, dass man 250 Kilometer Radrennen damit fahren kann, warum nicht?», meint Red-Bull-Teamchef Ralph Denk. 

Sicherheitszentrale und GPS-Ortung

Bei der Tour de Suisse hatten die Veranstalter zuletzt zusätzliche Mittel in das Thema Sicherheit investiert. So wurde eine mobile Sicherheitszentrale eingeführt. Dazu wurden die Fahrer zur besseren Ortung mit GPS-Trackern ausgerüstet. Nach den tödlichen Unfällen von Gino Mäder vor zwei Jahren am Albulapass oder von Muriel Furrer bei der Heim-WM 2024 in Zürich hatte das Thema bei den Verantwortlichen eine besondere Bedeutung.

Technische Beschränkungen

Dass die Rennen aufgrund des technischen Fortschritts beim Material immer schneller werden, lässt sich aber kaum ändern – oder doch? So überlegt die UCI die Übersetzung, die das Rennrad mit einer Kurbelumdrehung zurücklegen kann, zu begrenzen – und damit auch die Höchstgeschwindigkeit.