Markus Gaugisch hatte ein breites Grinsen im Gesicht, als er voller Vorfreude den Kader der deutschen Handballerinnen für die Heim-WM verkündete. «Wir sind schon das ganze Jahr auf Betriebstemperatur. Jetzt brennen alle für das gemeinsame Ziel, das wir haben», sagte der Bundestrainer der deutschen Handballerinnen bei der Bekanntgabe des 17 Spielerinnen umfassenden Aufgebots gut drei Wochen vor dem Turnierauftakt.
Im Kampf um die erste WM-Medaille seit 18 Jahren setzt der 51-Jährige bei der Endrunde vom 26. November bis 14. Dezember auf eine eingespielte und verschworene Truppe. «Dieser Kader ist die Fortführung unseres langfristigen Planes. Mit diesem Stamm haben wir seit März dieses Jahres konsequent unsere Spielidee und Automatismen erarbeitet», begründete Gaugisch seine Wahl.
Bei der Heim-Weltmeisterschaft möchte das DHB-Team erstmals seit WM-Bronze 2007 wieder Edelmetall holen. Auf Experimente verzichtet Gaugisch daher. Man habe ein Personal-Puzzle zusammengebaut, «in dem jede Spielerin ihre Stärken einbringen kann», bekräftigte der Bundestrainer.
Wer sind die Vorrundengegner?
Im Tor erhielten Katharina Filter und Sarah Wachter das Vertrauen. Im Rückraum setzt das DHB-Team auf eine Mischung aus Routiniers wie Emily Vogel, Xenia Smits und Alina Grijseels sowie jungen Wilden wie Nina Engel, Viola Leuchter und Nieke Kühne, die mit 21 Jahren die Jüngste im WM-Kader ist. Älteste Spielerin ist Linksaußen und Kapitänin Antje Döll (37).
Die deutsche Mannschaft trifft in der Vorrunde in Stuttgart auf Island, Uruguay und Serbien. Beim erwarteten Einzug in die Hauptrunde geht es in Dortmund weiter, wo das DHB-Team auch ein mögliches Viertelfinale bestreiten würde. Die Medaillen werden dann am Final-Wochenende in Rotterdam vergeben. Die Niederlande sind Co-Gastgeber des Turniers.
«Gemeinsam mit unseren fantastischen Fans in Stuttgart und Dortmund wollen wir auf höchstem Level spielen, eine immense Power entwickeln und so jeden Gegner vor Probleme stellen», formulierte Gaugisch das Ziel.
WM hat große Bedeutung für Mannschaft und Verband
Mit Döll, Smits und Vogel stehen drei Spielerinnen im Kader, die schon bei der Heim-WM 2017 dabei waren. Neben diesem Trio verfügt auch Grijseels über die Erfahrung von mehr als 100 Länderspielen. «Das wird ein unfassbares Erlebnis. Wir möchten die Fans mitreißen und möglichst erfolgreich sein», sagte die Rückraumspielerin von Borussia Dortmund bei der Kadervorstellung.
Aber nicht nur sportlich geht es für den DHB um viel. «Diese Heim-WM wird ein Highlight für den Frauenhandball in Deutschland, der eine zentrale strategische Bedeutung auch über das Turnier hinausgehend beim Verband einnimmt», sagte Sportvorstand Ingo Meckes und betonte: «Dieses Turnier ist ein Motor für den Frauenhandball.»
Nationalmannschaftsmanagerin Anja Althaus erklärte, man wolle nicht nur erfolgreich sein, sondern die Sportart auch sichtbarer machen. «Wir möchten unsere Bewegung ‚Hands up for more‘ mit unserem Gesamt-Auftreten leben und das klare Zeichen senden: Frauenhandball macht Spaß, hat viele tolle Charaktere und verdient die volle Aufmerksamkeit», sagte die 43-Jährige.
Luft nach oben beim Ticketverkauf
Damit dies gelingt, hat der DHB noch einiges zu tun. Bisher seien rund 175.000 Tickets für die Spiele in Deutschland – neben Stuttgart und Dortmund wird auch in Trier gespielt – verkauft worden. Das sind knapp über 50 Prozent des gesamten Kontingents. «Wir haben noch einen Weg zu gehen», räumte DHB-Vorstandschef Mark Schober ein.
Zumal die Fans alle WM-Spiele live nur beim kostenpflichtigen Streamingdienst Sporteurope.TV verfolgen können. Im Free-TV überträgt der Spartensender Eurosport zumindest zeitversetzt. Bei ARD und ZDF gebe es immerhin die Absicht, möglicherweise ab dem Viertelfinale in die Live-Berichterstattung einzusteigen, berichtete Schober. Erfolgreiche Auftritte der DHB-Auswahl wären dabei hilfreich.

