Kann er Krisenmanager? Augsburgs Trainer Sandro Wagner.

Auch zwei Wirkungstreffer in kürzester Zeit hauen einen Kerl wie Sandro Wagner nicht um. «Ich bin kein Typ, der den Kopf in den Sand steckt. Ich habe Bock auf Fußball. Ich habe Bock, eine Situation zu verändern», verkündete der Coach des FC Augsburg angriffslustig vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen Borussia Dortmund. Nach dem 0:6 gegen RB Leipzig und dem Pokal-Aus gegen den Zweitligisten VfL Bochum (0:1) droht Wagners FCA beim dritten Heimspiel der Woche freilich ein weiterer Nackenschlag. 

BVB-Coach Niko Kovac äußerte im Vorfeld «vollstes Verständnis für Sandro». Und trotzdem wird er mit dem BVB alles daran setzen, den jungen Kollegen Wagner am Freitagabend (20.30 Uhr/Sky) noch tiefer in die Krise zu stürzen. Denn im Profi-Fußball ist sich jeder selbst der Nächste. 

«Es gibt zwei Arten von Trainern. Diejenigen, die schon mal entlassen wurden. Und diejenigen, die entlassen werden. Das ist unser Job», sagte Kovac am Donnerstag. «Wenn du erfolgreich bist» – so wie er selbst gerade beim BVB – «ist es relativ einfach». Und wenn nicht, «dann ist es umso schwieriger».

Wagner beschwört «die Riesenchance»

Das erlebt Wagner gerade auf seiner ersten Cheftrainer-Position in der Bundesliga. Von Notfallplänen reden sie in Augsburg allerdings noch nicht. Der Trainer-Novize genießt weiter die Rückendeckung der FCA-Entscheider. 

Einen guten Plan gegen den BVB braucht er trotzdem. «Wir müssen über die Energie in die Zweikämpfe. Und über die Zweikämpfe ins Spiel. Und wir werden auch leiden müssen gegen Dortmund, gegen eine Top-Mannschaft, die individuell sehr gut besetzt ist», sagte Wagner. Trotzdem freue er sich auf die große Aufgabe. «Freitagabend, Flutlicht, das Stadion ist ausverkauft – das ist cool. Wir haben eine Riesenchance. Ich glaube, dass wenige mit uns rechnen.»
 

Wagner ist ein Typ, der lieber über Chancen als Risiken spricht. «Wenn du aus einer Situation, die definitiv nicht so cool ist, herauskommst, gibt dir das auch eine gute Stärke. Für meine persönliche Entwicklung ist ein bisschen rauer Wind auch okay.»

Kovac warnt: Müssen 100 Prozent dabei sein

Auch Kovac kennt die Geschichten mit dem angeschlagenen Boxer, der besonders gefährlich sein kann. «Klar ist die Situation der Augsburger im Moment nicht die leichteste. Aber es bedeutet nicht, dass es für uns leicht wird», lautete seine Warnung vor allem nach innen. An seine hochbelasteten Profis, die nur drei Tage nach dem erfolgreichen Pokal-Kraftakt in Frankfurt wieder gefordert sind: «Wir müssen auch dort 100 Prozent dabei sein. Wir möchten das Spiel gewinnen, das ist unsere Ambition, das ist unser Ziel.»

Wagner wiederum weiß, dass sich etwas ändern muss beim FCA. Er sei «nicht stur», was Anpassungen auch der Spielweise angehe. Gerade defensiv muss eine Steigerung her bei der Schießbude der Liga (2,5 Gegentore in Schnitt). 

Im Tor wird wieder Finn Dahmen stehen. Abwehrchef Jeffrey Gouweleeuw fällt weiter aus. Immerhin scheint Chrislain Matsima nach muskulären Beschwerden fit zu werden. Die Personalauswahl ist wichtig. «Wir müssen die elf bis 15 Spieler ausmachen, die am besten in Form sind», sagte Sportdirektor Benjamin Weber.

Gute FCA-Erinnerungen

«Wir versuchen, wieder alles rauszuhauen», versprach Elvis Rexhbecaj. Und der Mittelfeldspieler erinnerte an frühere Duelle: «Wir haben in der Historie gegen Dortmund gute Spiele gemacht.» Unter Wagners Vorgänger Jess Thorup gab es in der vergangenen Saison sogar gleich zwei Siege; 2:1 in Augsburg und 1:0 in Dortmund. Als der FCA in der Bundesliga als Gegner noch als «eklig» galt.