Studium und WM-Titel: Arminius Rolle verfolgt mehrere Ziele.

Ein intensives Pratzentraining im Studio von Floyd Mayweather. Ein kurzer Plausch mit Box-Legende Mike Tyson. Oder angeregte Diskussionen mit Roy Jones junior über die Mentalität eines Weltmeisters. Allein der Gedanke an seinen Trip ins schillernde Las Vegas lässt Arminius Rolle träumen. «Ich wurde zur Box Fan Expo eingeladen. Ein Event, bei dem Fans auf ehemalige und aktuelle Boxweltmeister treffen. Dass ich mich dort auf großer Bühne präsentieren kann, ist unglaublich», sagte der Berliner Boxer der Deutschen Presse-Agentur. 

Arminius Rolle ist 15 Jahre alt, wechselt gerade in die 10. Klasse eines Gymnasiums und ist Deutschlands größte Boxhoffnung. Bei seinem Profidebüt Ende Mai siegte Rolle durch technischen Knockout. Sein zweiter Kampf soll am 22. November in Flensburg stattfinden. 

«Ich will der Beste der Welt werden und meine Träume gebe ich nicht so leicht auf», sagte er über seine langfristigen Ambitionen. Die nächsten Etappen auf dem Weg nach oben: der Titel des deutschen Meisters und der Sieg bei der Jugend-WM.

Warum erhielt Rolle eine Ausnahmegenehmigung?

Nur dank einer Ausnahmegenehmigung des Bundes Deutscher Berufsboxer darf Rolle als 15-Jähriger an Profikämpfen teilnehmen. «Der BDB prüft bei Minderjährigen stets mit größter Sorgfalt – körperlich, geistig und psychologisch – ob ein Einstieg in das Profilager vertretbar ist. Im Fall Rolle ergab sich aus sportlicher Sicht ein klares Bild, das eine behutsame Förderung im Rahmen des Profi-Boxsports rechtfertigt», teilte der BDB auf dpa-Anfrage mit. 

Folgende Faktoren waren demnach ausschlaggebend: eine vollumfängliche medizinische Freigabe, eine positive sportfachliche Bewertung durch mehrere erfahrene A-Lizenz-Trainer und eine nachgewiesene mentale Reife und Wettkampferfahrung, unter anderem im Rahmen eines offiziellen Sichtungskampfes unter realistischen Profibedingungen. «Die Veranstalter werden auf den Jugendschutz hingewiesen und organisieren die Kämpfe vor 22:00 Uhr», erklärte der BDB weiter. 

Fokus auf Abitur und Medizinstudium

Rolle ist kein typischer Profisportler. Niemand, der sein komplettes Leben dem Sport unterordnet. «Schule und Ausbildung haben Priorität. Ich will Abitur machen und dann Medizin studieren», berichtete Rolle. Sein Notendurchschnitt von zuletzt 2,3 reicht dafür zwar nicht aus. «Aber ab der 10. Klasse liegt der Fokus noch mehr auf Schule. Und mit einer Ausbildung zum Notfallsanitäter oder einem Wartesemester kann ich die Chancen erhöhen.»

Sein Trainer ist gleichzeitig auch sein großes Vorbild: Papa Robert, früherer IBF-Europameister im Halbschwergewicht. «Ich wollte nie, dass Arminius boxt. Aber er ist mit so einer Leidenschaft dabei. Trotzdem bleiben Ausbildung und Gesundheit wichtiger», sagte der 42-Jährige. Aus eigener Erfahrung weiß Vater Rolle, wie schnell alles vorbei sein kann. Eine schwere Augenverletzung und zwei Not-Operationen zwangen «The German Gladiator» zu einem frühen Karriereende. 

«Das tue ich meinem Sohn nicht an»

Der Trainer kennt die Warnungen der Wissenschaftler, die 2012 im Fachmagazin «Paediatrics & Child Health» veröffentlicht wurden. Darin wiesen Kinderärzte auf die Risiken des wettkampforientierten Boxens für Kinder und Jugendliche hin. Laut der Experten gehören Gehirnerschütterungen zu den häufigsten Verletzungen beim Boxen. Besonders für den noch nicht vollständig entwickelten Körper junger Menschen könne das schwerwiegende Folgen haben, hieß es.

«Boxen ist nicht gesund», sagte Robert Rolle, der seinen Sohn genau deshalb so eng begleitet. Sparringspartner, die meist deutlich älter sind, werden genau ausgesucht: Welcher Gegner kann einen großen Ertrag bei geringem Risiko garantieren? «Es gibt so viele Profiboxer, die sich im Training sinnlos auf den Schädel hauen, aber das tue ich meinem Sohn nicht an. Wir versuchen, so kontrolliert wie möglich zu trainieren, dass Arminius immer leicht der bessere Mann ist», erklärte Vater Rolle. 

Mentale Stärke durchs Schachboxen

Zwei bis drei Stunden trainiert Arminius täglich. Meist in einem abgetrennten Raum eines Berliner Fitnessstudios in Neukölln. Während er Seil springt, Schattenboxen betreibt oder auf die Pratze eindrischt, läuft amerikanischer Hip-Hop. Von Kraft- über Ausdauer bis Koordinationsübungen steht alles auf dem Programm. Mal vor der Schule, mal nach der Schule. «Der Tag ist komplett durchstrukturiert», berichtet der Gymnasiast. 

Zu seinen Vorteilen im Ring zählt Rolle seine mentale Stärke. Das Schachboxen hat den jungen Sportler geformt. Beim Schachboxen wechseln die Athleten rundenweise zwischen Boxen und Schach. Rolle holte bei den Junioren den Weltmeistertitel. «Und mein Name gibt mir natürlich auch Kraft», erklärte Arminius – was so viel wie «Krieger» bedeutet.