Begleitet vom ohrenbetäubenden Jubel Zehntausender Fans breitete Cristiano Ronaldo die Arme weit aus und wurde von seinen Teamkollegen fast erdrückt. So laut war es im Old Trafford schon lange nicht mehr.
Auf der Ehrentribüne applaudierte auch Trainerlegende Sir Alex Ferguson grinsend. Mit einem Doppelpack bei Manchester Uniteds 4:1 (1:0) gegen Newcastle feierte Superstar Ronaldo am Samstag ein traumhaftes Comeback im legendären «Theatre of Dreams». Gemeinsam mit der 18 Jahre alten US-Open-Gewinnerin Emma Raducanu dominierte der 36-jährige die Sportschlagzeilen.
«Der alte König»
«Cristiano Ronaldo erleuchtet das Old Trafford», schrieb der «Telegraph». «Ein neuer König ist in der Stadt – es ist der alte König», befand die «Daily Mail». «Ronaldo stiehlt die Show», stand in der «Sun». Denn das schönste Tor des Nachmittags hatte Ronaldos Landsmann Bruno Fernandes (80.) zum 3:1 erzielt. Auch Jesse Lingards (90.+2) Treffer zum Endstand war spektakulär.
Doch an diesem Samstag drehte sich alles nur um Ronaldo. Die Zeitung «Manchester Evening News» hatte eine 20-seitige Sonderbeilage über den fünfmaligen Weltfußballer veröffentlicht. Als der Man-United-Bus mittags am Stadion eintraf, wurde die Mannschaft von Hunderten frenetisch jubelnder Fans empfangen, die Plakate mit «Welcome home» in die Höhe hielten. Noch vor vier Monaten hatten verärgerte Anhänger dort den Bus blockiert. Doch dank «CR7» ist vorerst jeglicher Frust verflogen. Nur vereinzelt waren Sprechchöre gegen die Clubinhaber, die US-Familie Glazer, zu hören. Deutlich lauter waren die «Viva Ronaldo»-Gesänge, die durchs Old Trafford schallten, als der Rückkehrer den Rasen betrat.
Gleich im ersten Spiel geliefert
Was Ronaldo während des Spiels zeigte, war genau das, wofür er geholt wurde: Beim 1:0 staubte er kurz vor der Pause einen Ball ab, der von Newcastle-Torwart Freddie Woodman abgeprallt war (45.+2). Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich stellte Ronaldo die Führung mit einem Schuss durch die Beine des glücklosen Keepers wieder her (62.). «Ich freue mich so für Ronaldo», schwärmte sein Trainer und früherer Mitspieler Ole Gunnar Solskjaer. «Man hat die Atmosphäre rund um den Verein gespürt, als er unterschrieben hatte. Heute hat er geliefert.»
Der gefeierte Doppeltorschütze, der nach eigener Aussage vorher sehr nervös war, klang nach dem Abpfiff fast bescheiden. «Ich habe nicht damit gerechnet, zwei Tore zu schießen», sagte der Superstar. «Ich habe eins erwartet, aber nicht zwei.» Später bedankte er sich auf Instagram überschwänglich bei Fans und Mitspielern. «Wir gehen den Weg vor uns mit Selbstvertrauen und Optimismus, dass wir am Ende alle zusammen feiern», schrieb er. Die Anhänger des neuen Tabellenführers, der punktgleich mit dem Zweiten Chelsea ist, träumen längst vom Titel.
Traumdebüt, Traumtore – traumhafte Leistung
Traumdebüt, Traumtore – von einer traumhaften Leistung der Red Devils konnte man allerdings noch nicht sprechen. Besonders in der ersten Hälfte tat sich Man United schwer. Und das, obwohl mit Newcastle das zweitschlechteste Team der Liga zu Gast war. Im Mittelfeld offenbarte der englische Rekordmeister Schwächen. Nach Meinung von «The Independent» drohen Ronaldos Treffer, «Probleme zu maskieren, die Manchester United dringend lösen muss». Aber solange die Tore fallen, dürfte sich die allgemeine Kritik in Grenzen halten.
Auch seine Teamkollegen, die sich vielleicht schon durch ihren neuen Leader mitreißen ließen, äußerten sich euphorisch. «Als wäre er nie weg gewesen», twitterte Stürmer Marcus Rashford, der verletzt fehlte. Sowohl für Rashford als auch für Edinson Cavani, der wegen Fitnessproblemen nicht im Kader stand, könnte die neue Konkurrenzsituation im Angriff jedoch ein Problem werden. Denn die Offensive von Man United ist überbesetzt.
Cristiano Ronaldo ist gesetzt und könnte sich im Karriereherbst ein weiteres Denkmal setzen. «Wir müssen die Mentalität entwickeln, um die Premier League und sogar die Champions League zu gewinnen», forderte er auf der Clubwebsite. Falls sich der Rekordmeister mit ihm am Ende gegen die Konkurrenten durchsetzen und auch noch die Königsklasse gewinnen kann, werden sie ihm wohl eine Statue am Old Trafford bauen.
Weitere Nachrichten
Doch kein Abschied von Cancelo und Felix bei Barça?
Doch kein Abschied von Cancelo und Felix bei Barça?
Portugiesen Cancelo und Felix müssen FC Barcelona verlassen