Nur ein Sieg trennt Olympiasieger Alexander Zverev in Melbourne noch vom wahrscheinlichen Viertelfinal-Knaller gegen den spanischen Tennisstar Rafael Nadal.
Dass mit der Ausweisung von Rekordchampion Novak Djokovic aus Australien die Chancen auf seinen ersten Grand-Slam-Triumph gestiegen sind, weiß der 24-Jährige natürlich genau. Aber genauso ist ihm klar, dass bei den Australian Open zuvor Nadal warten könnte – und ihm ein Novum gelingen muss. «Rafa spielt Wahnsinn, er ist in Topform», sagte Zverev nach seinem lockeren Einzug ins Achtelfinale voller Anerkennung: «Klar hab ich das Draw gesehen. Ich weiß, dass Rafa bei mir im Viertel ist, das ist kein Geheimnis.»
«Rafa spielt gerade enorm gutes Tennis»
Noch nie ist es dem Melbourne-Halbfinalisten von 2020 gelungen, bei einem Grand-Slam-Turnier einen Spieler aus den Top 10 zu schlagen. Diesen Makel ist der erste deutsche Olympia-Goldmedaillengewinner im Herren-Einzel noch immer nicht los. Im Viertelfinale gegen Nadal würde der nächste Versuch anstehen. «Die Top-Ten-Geschichte – darauf schaue ich jetzt nicht so extrem», sagte Zverev. «Aber Rafa spielt gerade enorm gutes Tennis und geht souverän durch die Matches durch. Deswegen wird das kein einfaches Spiel, aber natürlich muss ich erst mal übermorgen gewinnen.»
Zunächst trifft der 24-Jährige im Achtelfinale auf Denis Shapovalov. Der zwei Jahre jüngere Kanadier, die Nummer 14 der Welt, dürfte in jedem Fall ein deutlich komplizierterer Gegner sein als Qualifikant Radu Albot aus Moldau. Mit 6:3, 6:4, 6:4 löste Zverev die Pflichtaufgabe Albot in der dritten Runde. Nadal gewann gegen den russischen Olympia-Finalisten Karen Chatschanow mit 6:3, 6:2, 3:6, 6:1. «Es bedeutet mir alles», sagte der 20-fache Grand-Slam-Turniersieger.
Es sei das beste Match seit seinem Comeback nach seiner Pause wegen der komplizierten Fußverletzung gewesen. Im Achtelfinale bekommt es der Spanier mit dem Franzosen Adrian Mannarino zu tun, der in 4:38 Stunden den Vorjahreshalbfinalisten Aslan Karazew aus Russland 7:6 (7:4), 6:7 (4:7), 7:5, 6:4 niederrang.
Als der 35 Jahre alte Weltranglisten-35. jubelte, hatte Zverev schon wieder eine weitere Trainingseinheit nach seinem Match eingeschoben und entspannt über seine Faszination für das Weltall geplaudert. «Ich war immer sehr Weltall-interessiert. Ich fand es immer atemberaubend zu wissen, wo wir überhaupt herkommen und wie alles entstanden ist», verriet die Nummer drei der Tennis-Welt. «Es ist immer interessant, neue Sachen drüber zu lesen. Das Thema hört einfach nicht auf. Du kannst bis zum Ende deines Lebens darüber etwas lernen.»
Zverevs Faszination vom Weltall
Dass er ein «Riesenfan» von Stephen Hawking sei und Lesen ihm vor einem Match hilft, eine Frische im Kopf zu gewinnen, hatte der Hamburger schon ein paar Tage zuvor erzählt. Nun ging der US-Open-Finalist von 2020 auch darauf ein, dass Bücher für ihn ein Weg seien, nicht immer nur am Handy zu daddeln oder auf einen Bildschirm zu starren und sich Serien anzuschauen: «Das ist ein guter Weg, davon ein bisschen wegzukommen und einfach mal komplett abzuschalten.»
Seine Weltall-Faszination habe angefangen, weil sich sein Bruder Mischa für das Thema interessiert habe. «Ich bin überhaupt kein Star-Wars-Fan oder noch was», stellte er klar: «Ich habe irgendwann eine Doku gesehen darüber, im Flieger irgendwohin. Seitdem hat mich das wirklich fasziniert, und dann ging es damit ein bisschen los.»
Sein Match gegen Albot war schon rund drei Stunden her, als Zverev über sein kleines Hobby redete. Das Duell mit dem Weltranglisten-124. Albot wird nicht als eines seiner faszinierendsten Grand-Slam-Matches in Erinnerung bleiben. Von seinem besten Tennis blieb Zverev ein ganzes Stück entfernt. Er brauchte aber auch noch keine Topform, um ohne Satzverlust zum vierten Mal nacheinander ins Achtelfinale der Australian Open einzuziehen. «Es war ein Arbeitssieg», urteilte Boris Becker. Zverev kommentierte bei Eurosport: «Ich denke, schlechter als heute werde ich im Turnier hoffentlich nicht spielen.»
Osaka: «Ich kann nicht jedes Match gewinnen»
Nach einem spannenden Match musste bei den Damen Titelverteidigerin Naomi Osaka all ihre Titel-Hoffnungen aufgeben. Für die Japanerin ging das Turnier in der dritten Runde mit einem 6:4, 3:6, 6:7 (5:10) gegen die Amerikanerin Amanda Anisimova zu Ende. Im Kontrast zu den US Open nahm die frühere Weltranglisten-Erste Naomi Osaka gefasst. Nach ihrem Aus im vergangenen September hatte sich die viermalige Grand-Slam-Turniersiegerin dann vom Tennis zurückgezogen und eine längere Pause eingelegt.
«Es hat Spaß gemacht zu spielen», sagte die Nummer 14 der Welt nun: «Ich bin nicht Gott. Ich kann nicht jedes Match gewinnen. «Ich habe das Gefühl, ich bin in diesem Match viel gewachsen. Im letzten Spiel, das ich in New York gespielt habe, hatte ich, denke ich, eine ganz andere Einstellung.»
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