24. November 2024

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Zu viel Kritik – Füllkrug «missfällt» Wahrnehmung des BVB

In der Bundesliga hat sich der BVB in die Saison gekämpft. Wollen die Dortmunder weiter realistische Chancen auf das Achtelfinale haben, muss das nun auch in der Königsklasse gelingen.

Edin Terzic versuchte gar nicht erst, die Bedeutung des Champions-League-Duells mit der AC Mailand kleinzureden.

«In der Regel braucht man so zehn Punkte in einer Gruppenphase, um in die nächste Runde einzuziehen», sagte der Trainer von Borussia Dortmund. «Wenn man das runterrechnet, weiß man um die Wichtigkeit der Heimspiele.»

Nach der 0:2-Niederlage am 1. Spieltag bei Paris Saint-Germain steht der BVB bereits gehörig unter Druck. Ein Sieg gegen Milan ist in Hammergruppe F, zu der auch noch die von Saudi-Arabien alimentierten Engländer von Newcastle United gehören, fast schon Pflicht für den Fußball-Bundesligisten.

Füllkrug glaubt an eigene Stärken

«Wir wissen, dass wir mit den Jungs, die wir hier haben, und mit der Unterstützung im Stadion zu ganz vielen Möglichkeiten kommen werden, dieses Spiel morgen zu gewinnen», sagte Terzic. «Aber dafür brauchen wir eine richtig gute Leistung.»

Das nach der im Mai verschenkten Meisterschaft zu Beginn der Saison noch angeknackste Selbstvertrauen ist bei seinen Spielern durch zuletzt drei Siege in der Bundesliga gestiegen. Wie groß der Glaube an die eigenen Fähigkeiten ist, zeigte Neuzugang Niclas Füllkrug deutlich.

Der Nationalspieler entwickelt sich immer mehr zur Führungsfigur beim BVB und betonte vor seinem Heimdebüt in der Königsklasse demonstrativ die Stärken seiner in dieser Spielzeit schon reichlich kritisierten Mannschaft. «Im Moment haben wir eine mentale Stärke und einen Siegeswillen, der sichtbar ist, der extrem ist», sagte der Stürmer.

Nach dem enttäuschenden Start in der Bundesliga mit einem glücklichen 1:0 gegen den 1. FC Köln und zwei Unentschieden in Bochum und gegen Aufsteiger Heidenheim hat sich der BVB in die Saison gekämpft. Dass Dortmund nun punktgleich mit dem FC Bayern in der Liga-Spitzengruppe vertreten ist, war noch vor einem Monat nicht unbedingt zu erwarten gewesen.

«Spielerisch kann das gar nicht so schlecht sein»

Die Ergebnisse stimmen. Die ganz große Begeisterung kommt im Umfeld der Dortmunder dennoch nicht auf. Spielerisch hat die Borussia Luft nach oben, ihre Offensivpower ruft sie noch nicht konstant ab – so lauten kritische Stimmen.

Füllkrug hat dazu eine klare Meinung. «Spielerisch kann das gar nicht so schlecht sein», sagte der 30-Jährige. «Wir haben viele Punkte gesammelt. Wir sind ungeschlagen in dieser Saison. Wir haben eine megastarke Rückrunde hingelegt letzte Saison. Mir missfällt so ein bisschen die Wahrnehmung des Ganzen.»

Laut Füllkrug habe sich der Revierclub «in eine Richtung entwickelt, die oft kritisiert wurde, wo der BVB oft nicht stark genug war: mental stark zu sein, die Spiele zu Ende zu bringen, die Spiele auch in Momenten zu entscheiden, wo es vielleicht auch mal schwer ist». Als Beispiel nannte er den 3:1-Sieg bei der TSG 1899 Hoffenheim, bei dem Dortmund zeitweise in Unterzahl spielte.

Auch Terzic stimmt die Tendenz zuversichtlich. «Wir sind uns sicher, dass wir vor allem in den letzten Spielen sehr viele gute Dinge angestoßen haben, die dann auch für morgen wichtig sein werden», sagte er.

Wechsel im Zentrum

Dass der BVB in den vergangenen Wochen zuverlässig siegte, liegt auch an Profis, die zu Saisonbeginn nicht unbedingt als Schlüsselspieler galten. Terzic hat gezeigt: Wenn es nicht läuft, hält er nicht ewig an einer vorher bestimmten Achse fest. Auf Trainingsleistungen und Formschwankungen reagiert er.

Im Vergleich zur Startphase hat der 40-Jährige sein Zentrum umgebaut. Neu-Kapitän Emre Can hat seinen Stammplatz an Salih Özcan verloren. Das Mittelfeld bildeten zuletzt Özcan, Felix Nmecha und Marco Reus. Özcan gibt der Mannschaft sichtlich Stabilität. Reus glänzte mit drei Toren in den vergangenen drei Liga-Spielen. Im Sturm ersetzte Füllkrug den formschwachen Sébastien Haller erfolgreich. Gegen Mailand will er nun seine Torpremiere auch in der Champions League feiern. Es wäre nicht der schlechteste Zeitpunkt.

Von Thomas Eßer, dpa