Die Eskalation im Zoff zwischen Kapitän Dennis Schröder und Maximilian Kleber hätten sich die deutschen Basketballer kurz vor der WM in Asien am liebsten erspart.
«An der Situation können wir jetzt nichts mehr ändern, schauen aber natürlich positiv nach vorne», teilte der Deutsche Basketball Bund (DBB) am Mittwoch mit. Der Verband sah sich zu einer öffentlichen Reaktion genötigt, nachdem NBA-Star Schröder seinen Teamkollegen erst verbal attackierte und sich Kleber daraufhin entschied, nicht mehr an den Welttitelkämpfen in diesem Sommer teilnehmen zu wollen. Schröder und Kleber sollen sich bereits ausgesprochen haben, hieß es vom DBB: «Dabei ist intern alles geklärt worden.»
Kleber fühlt sich im Nationalteam nicht willkommen
Trotzdem ist davon auszugehen, dass von diesem Zwist etwas hängen bleibt und es in der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft (25. August bis 10. September) mit der Vorrunde in Japan immer wieder thematisiert wird. Aus dem recht unterkühlten DBB-Statement, aus dem kein Wort des Bedauerns über die Ereignisse herauszulesen ist, geht aber zumindest hervor, dass der 29 Jahre alte Schröder von den Toronto Raptors der Anführer des Teams bleiben wird. «Wir werden das Trainingslager in Bonn am 31. Juli 2023 mit einer hoch motivierten Mannschaft um Mannschaftskapitän Dennis Schröder in Angriff nehmen», hieß es.
Dass der 31 Jahre alte Kleber von den Dallas Mavericks nicht dazu gehören wird, hatte er am Dienstagabend selbst verkündet. Die jüngsten «unglücklichen und unangebrachten öffentlichen Äußerungen» über seine Person hätten zu 100 Prozent deutlich gemacht, dass er im Nationalteam nicht uneingeschränkt willkommen sei», wurde Kleber in einer Stellungnahme von der Zeitung «Main-Post» am Dienstag zitiert. «Es ist nicht mein Ziel, die gute Chemie im Team des letzten Sommers zu zerstören.» Er wolle nicht «zu einer Quelle der Ablenkung werden» und habe beschlossen, dass es «das Beste ist, wenn ich nicht spiele.»
Damit reagierte Kleber auf Worte von Schröder, der im Podcast «Got Nexxt» sein Missfallen über die Nominierung von Kleber für die Vorbereitungslehrgänge geäußert hatte, weil dieser für die EM im Vorjahr abgesagt hatte. Schröder bemängelte, mit welcher Begründung der damals unter Knieproblemen leidende Kleber von den Dallas Mavericks Chefcoach Gordon Herbert abgesagt haben soll. «Maxi war letztes Jahr nicht da», sagte Schröder. «Wenn Du Dich halt nicht committet (verpflichtet) hast – das war eigentlich die Message für uns alle – dann bist Du nächstes Jahr auch nicht dabei.»
Schröder fühlte sich in der Härte seiner Aussagen missverstanden und erklärte sich am Dienstag in einem Video auf seinem Youtube-Kanal. «Es war nicht böse gemeint. Maxi, wenn das irgendwie komisch rübergekommen ist, dann entschuldige ich mich. Das sollte null negativ sein», sagt er. Schröder bezeichnete es aus seiner Sicht als «unfair», wenn Spieler bevorzugt werden, die 2022 nicht beim Nationalteam dabei waren. Gleichzeitig stellte er aber klar, dass die Entscheidung der Nominierung ganz klar bei Bundestrainer Gordon Herbert liege. «Als Kapitän sollte man sich für seine Spieler einsetzen», sagte Schröder.
«Werden versuchen wieder Geschichte zu schreiben»
Herbert selbst äußerte sich bislang nicht zu den Geschehnissen, DBB-Präsident Ingo Weiss verwies auf dpa-Anfrage auf die Stellungnahme. Allerdings führte Herbert gemeinsam mit Verbands-Vizepräsident Armin Andres ein persönliches Gespräch mit Kleber, auch Schröder wurde von dem Duo kontaktiert. Details aus den Gesprächen sind noch nicht bekannt.
Bei der EM 2022 hatte das Nationalteam unter Schröders Führung sensationell Bronze geholt, bei der WM sind die Ziele ebenfalls hoch. «Wir werden versuchen, wie letztes Jahr auch, Geschichte zu schreiben, weil wir natürlich sehr viel Talent in der Kabine haben», sagte Schröder. In Kleber fehlt nun ein erfahrener Profi, der seit 2017 in der stärksten Liga der Welt spielt, dem Vernehmen nach aber keinen leichten Stand in der Auswahl hat. Für ein direktes Ticket für die Olympischen Spiele 2024 in Paris müsste die DBB-Auswahl eines der beiden besten europäischen Teams bei der WM werden.
Kleber werde die Mannschaft «als Fan anfeuern und unterstützen», ergänzte der gebürtige Würzburger, der noch bis 2026 in Dallas unter Vertrag steht. Aufgrund von Verletzungen und selbst gewählten Pausen fehlte der Würzburger dem Nationalteam oft, letztmals trug er 2019 bei der WM in China das deutsche Trikot. Kleber bringt es auf 30 Länderspiele, Schröder auf 65 Einsätze. Auch der Braunschweiger war zuletzt nicht jeden Sommer dabei.
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