Nach dem Schlusspfiff brach der Ärger aus Florian Kohfeldt kurz heraus. Der Trainer des VfL Wolfsburg schimpfte, er haderte.
Mit dem 0:0 gegen Hertha BSC hat seine Mannschaft zwar eine Serie von acht Niederlagen nacheinander beendet. Die sportlichen Probleme sowohl bei den Wölfen als auch bei den diesmal noch schwächeren Berlinern sind dadurch aber noch längst nicht behoben. «In der Kabine war schon viel Unzufriedenheit», sagte Kohfeldt. «Wir haben insgesamt einen Leistungsschritt nach vorne gemacht, auch wenn es noch nicht zum Befreiungsschlag gereicht hat.»
Sein Kapitän Koen Casteels wurde nach dem Spiel noch deutlicher: «Das Gefühl ist: Es war viel, viel mehr drin. Wir hätten dieses Spiel gewinnen müssen», sagte der Belgier.
«Klarer Elfmeter» nicht gegeben
Dass nahezu jeder Wolfsburger, aber kaum ein Berliner zu diesem Schluss kam, lag am einseitigen Verlauf der ersten Halbzeit. Da ließ der VfL mehrere klare Chancen aus und fühlte sich nach einem vermeintlichen Foul von Jordan Torunarigha an Renato Steffen in der 39. Minute auch um einen Elfmeter gebracht. «Naja, den Ball spielt er nicht», sagte Sportdirektor Marcel Schäfer in einem Sky-Interview. «Wenn ich die Bilder so bewerte, ist das ein klarer Elfmeter.»
Ähnlich strittig war allerdings auch, dass Schiedsrichter Robert Hartmann ein Kopfball-Tor des Berliners Niklas Stark nicht anerkannte (43.), weil sein Teamkollege Jurgen Ekkelenkamp kurz zuvor den Wolfsburger Jerome Roussillon leicht geschubst hatte. «In zehn Fällen wird so etwas vielleicht einmal zurückgepfiffen», sagte Trainer Tayfun Korkut. Sein Kollege Kohfeldt stimmte ihm unumwunden zu.
Letztlich wären beide Situationen aber nicht annähernd so ins Gewicht gefallen, wenn der VfL nicht so fahrlässig mit seinen Torchancen umgegangen wäre. In der 16. Minute passte Roussillon von der linken Seite in den Strafraum, wo Luca Waldschmidt den Ball beinahe vom Elfmeterpunkt aus freistehend über das Tor schoss.
Nur zwei Minuten später war Wout Weghorst der Abnehmer einer Roussillon-Flanke, doch sein Volleyschuss aus nur sieben Metern landete in den Armen von Alexander Schwolow. Der Hertha-Torwart rettete auch in der 29. Minute mit nur einem Arm, als Yannick Gerhardt allein auf ihn zulief.
Hertha zu Beginn passiv
«Wir hätten auf jeden Fall ein Tor verdient gehabt – sowohl von der Art und Weise, wie wir gespielt haben, als auch von der Mentalität in dieser schwierigen Situation», sagte Casteels. «Nach den Spielen, die wir in den letzten Monaten abgeliefert haben, hilft uns dieser Punkt nicht weiter. Es ist ärgerlich, dass wir keine drei geholt haben.»
Die kurzfrsitig auch noch ohne Peter Pekarik (Covid-19) angetretene Hertha blieb gemessen an der Bedeutung dieses Krisenduells lange Zeit erstaunlich passiv. Erst in der zweiten Halbzeit kamen die Berliner besser ins Spiel. Diese Steigerung reichte aber nur dazu, die Wolfsburger vom eigenen Tor fernzuhalten. Und nicht etwa, um sich eigene klare Möglichkeiten herauszuspielen. Bei einem Drehschuss von Marco Richter (73.) kam die Hertha dem 1:0 noch am nächsten.
«Was uns gefehlt hat: Wir waren nicht konsequent und entschlossen genug», kritisierte Korkut. Und der nächste Gegner wird der Hertha so etwas vermutlich nicht durchgehen lassen: Es ist der Stadtrivale 1. FC Union Berlin am Mittwochabend im DFB-Pokal-Achtelfinale.
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