23. November 2024

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WM nicht im Free-TV: Ärger und Motivation bei DHB-Frauen

Die WM-Spiele der deutschen Handballerinnen sind live nur gegen Bezahlung im Internet zu sehen. Das sorgt für Frust und Kritik - ist aber auch Ansporn.

Ihre WM-Vorfreude lassen sich Emily Bölk und Co. durch die fehlende Berichterstattung im Free-TV nicht nehmen – ärgern tun sie sich darüber aber schon. Am Donnerstag starten Deutschlands Handballerinnen mit dem Auftaktspiel gegen Japan ihre Jagd nach der ersten WM-Medaille seit dem Bronzegewinn 2007. Zu sehen gibt es das Turnier nur bei einem Bezahl-Sender.

«Ich erwarte schon, dass Länderspiele jeder deutschen Nationalmannschaft, egal ob Frauen oder Männer, im Free-TV ausgestrahlt werden», sagte Bölk der Deutschen Presse-Agentur vor dem ersten Gruppenduell (18.00 Uhr) im dänischen Herning. «Das hat ganz klar mit Wertschätzung zu tun.» Aus Ungarn, wo die Co-Kapitänin seit dreieinhalb Jahren bei Ferencvaros Budapest spielt, sei sie diesbezüglich «etwas ganz anderes gewohnt».

Bundestrainer und DHB-Boss sauer

Bundestrainer Markus Gaugisch findet es ebenfalls schade, dass die WM-Auftritte der DHB-Auswahl live nur gegen Bezahlung beim Online-Sender Sportdeutschland.TV zu sehen sind. Wie seine Schützlinge hofft er, «dass wir in Zukunft mehr mediale Präsenz bekommen. Es lohnt sich, das in die breite Öffentlichkeit zu tragen».

DHB-Boss Andreas Michelmann nimmt vor allem die öffentlich-rechtlichen Sender in die Pflicht. «Ich sehe die Vielfalt des Sports durch die sehr einseitige Berichterstattung von ARD und ZDF gefährdet. Bei der Fixierung auf den Fußball – sowohl bei den Männern als auch den Frauen – ist es höchste Eisenbahn darüber nachzudenken, die Berichterstattung am Erfolg der Mannschaften zu orientieren», sagte der Präsident des Deutschen Handballbundes der dpa.

Er erwarte von ARD und ZDF, «dass sie sich hinterfragen, ob ihre Berichterstattung noch zeitgemäß oder ob es nicht an der Zeit ist, das gesamte Spektrum des Sports darzustellen und dass die Frauen eine reelle Chance bekommen, gezeigt zu werden», ergänzte der 64-Jährige.

«Wir haben keine Rechte», sagte ZDF-Sportchef Yorck Polus, der früher für seinen Sender viele Spiele kommentiert hat. Ähnlich klingt es bei ARD-Sport-Koordinator Axel Balkausky: «Die Live-Rechte an der Handball-WM der Frauen liegen bei Sportdeutschland.TV.» Er kündigte an: «Die ARD hat aber Nachverwertungsrechte erworben und wird in Form von Highlights und Zusammenfassungen von diesem Ereignis in ihren Sendungen berichten.»

DHB-Frauen wollen auch ohne TV-Bühne glänzen

Die exklusiven Rechte hat der Internet-Sender Sportdeutschland.TV erworben und verlangt für alle 112 Partien 15 Euro. «Dass es kein Free-TV gibt, liegt nicht an uns, denn wir sind und waren zu jeder Zeit gesprächsbereit», sagte Geschäftsführer Björn Beinhauer der dpa. «Leider sind die deutschen Free-TV-Sender aber nach wie vor nicht sehr flexibel oder ausreichend interessiert an diesem Event, sodass uns zu keiner Zeit ein konkretes Angebot eines Free-TV-Senders für eine Sublizenzierung vorlag.» Neben ARD und ZDF gibt es zahlreiche Free-TV-Sender wie etwa RTL oder Sat.1.

«Natürlich wären wir lieber im Free-TV zu sehen», sagte Co-Kapitänin Alina Grijseels. «Wir werden versuchen, durch unsere Leistung und durch Erfolge einen gewissen Druck auf die öffentlich-rechtlichen Sender auszuüben.»

Auch ohne die große TV-Bühne will die deutsche Mannschaft bei der Endrunde in Dänemark, Norwegen und Schweden glänzen. Der Anfang soll gegen Japan gemacht werden. Doch Vorsicht ist geboten. «Der asiatische Stil ist generell anders als in Europa. Das heißt, viel schneller und mit mehr Spielwitz. Die Japanerinnen sind kleiner, flinker und damit besser im Eins-gegen-Eins», warnte Bölk. Aufhalten lassen wollen sich die DHB-Frauen vom Auftaktgegner aber nicht.

WM-Auftakt der Handballerinnen mit Bölk

Deutschlands Handballerinnen können im WM-Auftaktspiel gegen Japan zumindest auf Co-Kapitänin Bölk bauen. Die 25 Jahre alte Rückraumspielerin hat eine im letzten WM-Test gegen Schweden erlittene Knöchelblessur rechtzeitig auskuriert und steht in der Partie zur Verfügung. «Sie ist fit», berichtete Bundestrainer Gaugisch nach der Ankunft der DHB-Auswahl im WM-Quartier in Silkeborg.

Weiter offen ist der Einsatz von Xenia Smits, die am vergangenen Freitag im ersten Duell gegen Schweden eine Oberschenkelverletzung erlitten hatte. «Die Ärzte und Physiotherapeuten haben viel mit ihr gearbeitet. Mal schauen, ob es eine Punktlandung wird. Wir müssen abwarten, ob es reicht», sagte Gaugisch und ergänzte: «Es wäre wichtig, wenn wir sie dabeihätten. Sollte sie ausfallen, werden wir aber nicht jammern und versuchen, gemeinsam die Lücke zu schließen.»

Generell sieht der Bundestrainer sein Team bereit für die Endrunde, bei der Iran und Polen die weiteren Gruppengegner sind. «Alle sprühen vor Energie und sind heiß auf die WM», berichtete der 49-Jährige. Im Auftaktduell mit Japan erwartet er eine schwere Aufgabe. «Das wird harte Arbeit», prophezeite Gaugisch, «aber wir sind gewappnet und wollen gut in das Turnier starten.»

Von Eric Dobias und Michael Rossmann, dpa