Die Canadier-Oldies Sebastian Brendel und Peter Kretschmer haben Kurs auf Olympia genommen und den Youngstern bei den Titelkämpfen in Duisburg die Show gestohlen.
Der 31 Jahre alte Kretschmer paddelte im Zweier mit Tim Hecker überraschend zum WM-Titel über 500 Meter. «Jeder mag eine gute Comeback-Story. Als Underdog hier reinzugehen und zu gewinnen, einfach super», sagte der Leipziger, der Brendel in der internen Quali dem Startplatz im Zweier wegschnappte. Das war auch gut so. Denn so war der 35-jährige Potsdamer gezwungen, wieder auf seine Paradestrecke über 1000 Meter auszuweichen.
Und auch das gelang bestens. Brendel fuhr zwei Jahre nach seinem bitteren Halbfinal-Aus bei OIympia in Tokio wieder im Einer und holte Bronze. Es war seine 60. internationale Medaille. Spontan drehte er im Ziel sein Boot und streckte vor der Haupttribüne die Siegerfaust in die Höhe. «Es fühlt sich an wie Gold, ich bin so froh, auf dem Podium zu sein», sagte der dreimalige Olympiasieger und meinte mit Blick auf Paris: «Das gibt mir viel Rückenwind. Ich will jetzt bei meiner Spezialstrecke bleiben, statt irgendwas auszuprobieren.»
17 von 18 möglichen Olympia-Quotenplätzen
Unmittelbar danach sicherte sich Jacob Thordsen bei seinem ersten WM-Finale über die olympische Königsdistanz von 1000 Metern ebenfalls Bronze. «Glauben und Verstehen tue ich es noch nicht, atemberaubend, einfach unbeschreiblich, ich wurde quasi 1000 Meter ins Ziel gebrüllt», sagte Thordsen.
Im Kajak-Zweier gab es zum Abschluss Bronze für Jule Hake und Paulina Paszek über 500 Meter und Platz sechs für Felix Frank und Martin Hiller, die zumindest den Quotenplatz absicherten. Damit verbuchte der Deutsche Kanu-Verband eine vielversprechende Bilanz. Gerade nach dem goldenen Auftakt des Kajak-Vierers mit Max Rendschmidt, Max Lemke, Jacob Schopf und Tom Liebscher-Lucz sieht Chef-Bundestrainer Arndt Hanisch sein Team «zu 100 Prozent im Soll, auch wenn der Anfang der Saison schwierig war mit vielen Verletzten und Kranken».
Und Sportdirektor Jens Kahl frohlockte aufgrund der in Duisburg geholten 17 von 18 möglichen Olympia-Quotenplätzen wegen des besseren Zeitplans in Paris. «Anders als in Tokio sind die Rennen im Kajak-Vierer am Anfang, somit können wir die anderen Boote dann auch top und doppelt besetzen», meinte Chefplaner Kahl. In Tokio wollte er kein Risiko eingehen und setzte den Fokus nur auf die Paradeboote statt mit mehreren Doppelstarts auf große Medaillenjagd zu gehen. Schon am Montag geht es für ein kleines DKV-Team nach Paris zum Weltcup. «Daher wird die Feier heute kurz und knackig», meinte Kretschmer.
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