Statt Old Trafford nun Mrsool Park, statt Premier League die Saudi Pro League. Und statt einer erhofften Rückkehr in die Champions League bleibt für Cristiano Ronaldo diese Saison nicht einmal die asiatische Königsklasse.
Der nach dem unrühmlichen Abgang bei Manchester United zuletzt vereinslose Cristiano Ronaldo wird durch den Wechsel zum Fußballclub Al-Nassr nach Saudi-Arabien zumindest von der ganz großen europäischen Club-Bühne verschwinden.
Finanziell dürfte der Abschied aber einen Sprung in bislang ungekannte Dimensionen bedeuten. «Geschichte wird geschrieben», twitterte der Club zu Fotos, die den Portugiesen mit dem gelb-blauen Trikot und seiner legendären Nummer 7 zeigen.
«Ich bin gespannt auf eine neue Fußball-Liga in einem anderen Land», wurde der fünfmalige Weltfußballer zitiert und sprach von einer «sehr inspirierenden Vision» des Vereins. «Ich bin glücklich, dass ich alles gewonnen habe, was ich im europäischen Fußball gewinnen konnte und fühle, dass es jetzt der richtige Moment ist, meine Erfahrung in Asien zu teilen.» Saudische Medien berichteten, dass Ronaldo voraussichtlich am Montag in Riad eintreffen werde. Doch was kommt auf den 37-Jährigen dann im neuen Abschnitt seiner Karriere zu?
Gehalt:
Wenig überraschend wird Ronaldo der sportliche Abstieg finanziell außerordentlich versüßt. Medienberichten zufolge soll er inklusive Werbeeinnahmen umgerechnet rund 200 Millionen Euro pro Spielzeit bekommen. Für zweieinhalb Jahre hat er unterschrieben. Das würde bedeuten: Eine halbe Milliarde. Danach könnten weitere hohe Millionensummen für eine Botschafter-Tätigkeit für den Golfstaat folgen.
Club:
Al-Nassr FC ist in der saudischen Hauptstadt Riad beheimatet. Seine Heimspiele trägt die Mannschaft im Mrsool Park aus. Fassungsvermögen 25 000 Zuschauer. Al-Nassr wurde bislang sechsmal saudischer Pokalsieger und neunmal Meister. Aktuell steht das Team in der Tabelle der Saudi Pro League auf Rang zwei. In der Champions League des asiatischen Fußballverbandes AFC ist der Club in dieser Saison allerdings nicht vertreten. Übereinstimmenden Berichten zufolge wollte Ronaldo bis vor Kurzem noch auf höchstem Niveau in einer von Europas Top-Ligen und der Champions League spielen, fand aber keinen zu diesem Profil passenden Verein.
Im Team bei Al-Nassr stehen einige Profis, die zuvor in Europa spielten. Etwa der kolumbianische Torhüter David Ospina (früher beim SSC Neapel und dem FC Arsenal) und Offensivspieler Talisca aus Brasilien (früher Benfica Lissabon und Besiktas Istanbul). Trainiert wird das Team vom Franzosen Rudi Garcia, der zuletzt beim Erstligisten Olympique Lyon tätig war. Offenbar sollen schon bald weitere Stars folgen, Gerüchte gibt es vor allem um die Spanier Sergio Busquets (34/FC Barcelona) und Sergio Ramos (36/Paris Saint-Germain). Mit Ramos hatte Ronaldo bei Real Madrid in der Vergangenheit viele Titel geholt.
Reputation:
Die Vorfreude auf den ehemaligen Weltfußballer ist im Golfstaat natürlich riesig. «Einer der ganz Großen des Fußballs wird bei Al-Nassr spielen», hieß es in einem Tweet der Pro League. «Willkommen in Ihrem neuen Zuhause», schrieb Saudi-Arabiens Sportminister Abdulasis bin Turki al-Faisal. An anderen Stellen dürfte Ronaldos Ansehen allerdings leiden. Der Europameister von 2016 wechselt in eine sportlich höchstens zweitklassige Liga, in einem Staat, der wegen Menschenrechtsverletzungen international immer wieder in der Kritik steht.
Kritiker werfen dem streng konservativen Golfstaat vor, mit dem Engagement im Profisport den eigenen Ruf aufpolieren zu wollen. Unter anderem will sich das Land dem Vernehmen nach um die Fußball-WM 2030 bewerben. Bei diesem Versuch könnte Ronaldo dann ein Werbeträger werden, ebenso wie sein langjähriger Konkurrent Lionel Messi.
Der argentinische Weltmeister ist das Gesicht einer Tourismus-Kampagne von Saudi-Arabien. Messi spielt aber diese und womöglich auch nächste Saison noch bei Paris Saint-Germain und damit anders als Ronaldo wohl auch wieder in der europäischen Champions League.
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