BVB-Boss Hans-Joachim Watzke sieht im Bombenanschlag auf die Dortmunder Fußball-Profis am 11. April 2017 einen der zentralen Gründe für die Trennung vom damaligen Trainer Thomas Tuchel knapp zwei Monate später.
«Da ist viel kaputtgegangen – in vielen Bereichen. Da ist zwischen dem Trainer und mir einiges kaputtgegangen. Sonst wäre es wahrscheinlich nicht zur Trennung im Sommer gekommen», sagte der Geschäftsführer des Bundesligisten in einer Sky-Dokumentation über das Attentat vor dem Champions-League-Spiel gegen die AS Monaco. Niemand könne glauben, «dass solch eine Zäsur nichts auslöst», sagte Watzke mit Verweis auf die Turbulenzen nach der in der deutschen Kriminalgeschichte bis heute einmaligen Tat.
Hauptstreitpunkt zwischen Tuchel und Watzke in den Wochen danach war die Entscheidung, die Mannschaft nur einen Tag nach dem weltweit beachteten Anschlag zum Spiel antreten zu lassen. Das hatte Tuchel, der mittlerweile den FC Bayern München trainiert, bereits unmittelbar nach der 2:3-Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel gegen Monaco kritisiert: «Wir hätten uns mehr Zeit gewünscht, um das zu verarbeiten. Diese Zeit haben wir nicht bekommen.»
«Nur diese eine Wahrheit»
Watzke wirbt auch heute noch um Verständnis für die damals von der Mannschaft mitgetragene schwierige Entscheidung: «Es gab am Ende des Tages für uns nur diese eine Wahrheit. Entweder wir spielen morgen Abend oder wir ziehen zurück. Auch die Politik hatte die Erwartungshaltung, dass du dich einem Terroranschlag nicht beugst.»
Bei der Abfahrt der Profis mit dem Mannschaftsbus ins Stadion waren damals drei in einer Hecke deponierte Sprengsätze gezündet worden. Sie hatten BVB-Profi Marc Bartra und einen Motorrad-Polizisten verletzt. Tage später wurde ein Tatverdächtiger festgenommen, der an der Börse auf einen sinkenden Kurs der BVB-Aktie spekuliert hatte. Er wurde am 27. November 2018 wegen 28-fachen Mordversuchs zu 14 Jahren Haft verurteilt.
Bartra: «Daraus so viel Liebe entstanden»
Bartra denkt trotz seiner damals erlittenen Verletzung gern an seine Zeit beim BVB zurück. «Niemand will das, was mir passiert ist, selbst erleben. Anderseits ist daraus so viel Liebe entstanden, die ich von meinen Mannschaftskollegen und den Fans gespürt habe. Das gibt mir ein unglaubliches schönen Gefühl», sagte der 32 Jahre alte Spanier.
Der Abwehrspieler, der mittlerweile beim türkischen Erstligisten Trabzonspor unter Vertrag steht, verspürt zum sechsten Jahrestag des Attentates nicht nur Verbitterung: «Diese Bilder haben mir sehr viel Kraft und Stärke gegeben. Ich bin weiter ein Bewunderer von Borussia Dortmund.» Bartra musste nach dem Attentat am Arm operiert werden.
Gedanken an die Momente unmittelbar nach der Explosion der drei Bomben gehen Bartra jedoch auch heute noch nahe: «Ich dachte in diesem Moment nur an meine Tochter. Ich dachte nicht mal mehr an Fußball, nur daran, zu überleben. Die Gesichtsausdrücke meiner Mitspieler sind nicht in Worte zu fassen. Ich hatte noch nie so viel Horror gesehen.»
Die Sky-Doku «Der Anschlag – Angriff auf den BVB» ist von Montag an zu sehen.
Weitere Nachrichten
Schäfer wird Geschäftsführer Sport bei RB Leipzig
Medien: Borussia Dortmund an Cherki interessiert
Medien: Borussia Dortmund an Cherki interessiert