An ein besonderes Treffen mit Cristiano Ronaldo in den Katakomben des Mailänder San Siro erinnert sich Romelu Lukaku noch ziemlich genau. Im Oktober 2019 spielten die Weltklasse-Stürmer im Derby d’Italia gegeneinander.
Lukaku, der Belgier, war gerade von Manchester United zu Inter Mailand gewechselt. Cristiano Ronaldo, der Portugiese, ging damals in seine zweite Saison bei Juventus Turin. «Er hat mir gesagt, dass das die Liga mit der härtesten Defensive der Welt ist», sagte Lukaku über das denkwürdige Treffen vor dem Spiel der «New York Times» einmal. «Er hat mir gesagt, dass er überall Tore geschossen hat. Aber das hier sei der schwierigste Ort, um es zu tun. Und wenn Cristiano Ronaldo denkt, dass es schwierig ist, dann muss es wirklich schwierig sein.»
Lukaku will die EM gewinnen
Es war ein Hinweis, wohl eher eine gut gemeinte Warnung eines Weltstars an einen vielleicht künftigen. In der abgelaufenen Serie-A-Saison wurde Ronaldo mit 29 Treffern Torschützenkönig in Italien, Lukaku landete direkt dahinter mit 24. Meister wurde aber Inter, Juve nur Vierter. «Auf persönlicher Ebene hat er gewonnen. Aber als Team haben wir den Titel geholt», sagte Lukaku. Und geht mit demselben Ziel in das EM-Achtelfinale am Sonntag (21.00 Uhr/ARD und MagentaTV) gegen Ronaldos Portugiesen: «Ich will die Euro gewinnen. Persönliche Ambitionen habe ich keine.»
Doch beim Spiel in Sevilla, das der deutsche Schiedsrichter Felix Brych leiten wird, will der fünfmalige Weltfußballer Ronaldo jubeln.«Cristiano ist in der Form seines Lebens. Wir unterschätzen aber nicht den Rest des Teams. Wir haben Respekt, aber keine Angst», sagte Belgiens Abwehrspieler Toby Alderweireld vor diesem packenden Kräftemessen zwischen der «Goldenen Generation» seines Landes, WM-Dritter von 2018, und dem Titelverteidiger.
EM-Rekordtorjäger Ronaldo
Cristiano Ronaldo war alleine bei dieser Endrunde fünfmal erfolgreich. Mit 14 Treffern insgesamt ist der 36-Jährige sogar unangefochtener EM-Rekordtorjäger. «Man kann ihn nicht alleine stoppen. Er ist einer der besten Spieler der Welt», meinte Alderweireld über eine mögliche Abwehrtaktik.
Lukaku hat bei dieser Endrunde dreimal getroffen. Insgesamt steht der 28-Jährige bei fünf EM-Toren. «Für mich ist Romelu Lukaku in den letzten zehn Monaten ein ganz anderer Spieler geworden. Er hat die Reife, die Führungsqualitäten, das Verständnis dafür, was es im Spiel braucht, und die notwendige Flexibilität», sagte Nationaltrainer Trainer Roberto Martínez über seine bullige Allzweckwaffe.
Belgiens Torjäger auf neuem Level
Lukaku selbst sieht das ganz selbstbewusst auch so. «Alle sprechen immer über meine Form», sagte er. Aber ich denke, in den letzten beiden Jahren habe ich ein neues Level erreicht. Es ist nicht mehr nur gute Form.» Auf die Frage, was der eine gerne vom anderen hätte, sagte Lukaku in einem Pressegespräch am Freitag: «Ich hätte gerne seine Fähigkeiten im Dribbling und seine Schusstechnik. Und er hätte sicher gerne meine Power.»
Lukaku, mit 63 Toren in 96 Länderspielen einsame Spitze in Belgien, hat bei einer EM aber noch nicht in der K.o.-Runde getroffen. An seinen grundsätzlichen Fähigkeiten ändert das natürlich wenig. «Er kann einen Neuner spielen, der mit dem Rücken zum Tor steht – er kann hinten spielen, er kann zwischen den Räumen spielen. Also ich bin froh, dass er in unserer Mannschaft ist», meinte Martínez weiter.
Portugals Nationaltrainer Fernando Santos geht das bei Cristiano Ronaldo, mit 109 Toren in 178 Länderspielen einsame Spitze in Portugal, genauso. «Um Ronaldo mache ich mir keine Sorgen. Ronaldo ist der Ronaldo, der er immer war, mit der gleichen Bereitschaft, dem Nationalteam zu dienen», erzählte Santos. «Er trifft vielleicht nicht jedes Mal, aber er versucht es immer, er kämpft jedes Mal.»
Belgien gut eingespielt
Portugal will als erstes Team seit den Spaniern 2012 den EM-Titel verteidigen. Belgiens Gala-Generation um Kevin de Bruyne, Lukaku und Kapitän Eden Hazard hofft auf die erste Krönung. «Sie spielen schon lange zusammen, ihr Spiel hat einen ganz natürlichen Fluss», meinte Santos über das eingespielte Team von Martínez. «Sie wissen, wie man den letzten Pass in den Angriff zu spielen hat.» De Bruyne, Hazard oder Dries Mertens nannte er da.
Bei Portugal heißen diese möglichen finalen Passgeber Bruno Fernandes, Diogo Jota oder Bernardo Silva. Das sind auch internationale Spitzenkräfte. Am Ende könnte aber wieder ein Cristiano Ronaldo den Unterschied machen. Oder ein Romelu Lukaku.
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