Deutschland gegen China – das war bereits das Finale der Olympischen Spiele im vergangenen Jahr. Und bei der Weltmeisterschaft 2018 in Schweden.
Am Sonntag gibt es bei der Tischtennis-Team-WM in Chengdu wieder eine Revanche, doch diesmal sind die Voraussetzungen völlig andere. Denn die deutsche Mannschaft ist in der 20-Millionen-Einwohner-Stadt im Westen Chinas mit einer absoluten Außenseiter-Besetzung in dieses Endspiel durchmarschiert: Dang Qiu, Benedikt Duda und Kay Stumper statt der mit Titeln dekorierten, aber bei dieser WM fehlenden Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov und Patrick Franziska.
Einen Tag nach der großen Aufholjagd gegen Frankreich gewann das deutsche Überraschungsteam am Samstag im Halbfinale gleich den nächsten Tischtennis-Krimi mit 3:2 gegen Südkorea. Nach einer Gesamtspielzeit von mehr als dreieinhalb Stunden schlug Duda den ehemaligen WM-Dritten An Jaehyun im entscheidenden fünften Spiel in 3:1 Sätzen.
«Ein Wahnsinns-Spiel»
«Es war ein Wahnsinns-Spiel», sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf. «Es ist ein Genuss, ein WM-Finale zu spielen, auch wenn uns das viele, viele zu Hause in Deutschland nicht zugetraut hätten. Da sieht man, was ein unbändiger Wille ausmacht. Dass wir wieder nach einem 1:2-Rückstand zurückgekommen sind, zeigt auch, was Team- und Mannschaftsgeist wert sind.»
Entscheidender Mann gegen Südkorea war wie schon beim 3:2 nach 0:2 gegen Frankreich der 28 Jahre alte Duda. Der Weltranglisten-36. vom Bundesliga-Club TTC Schwalbe Bergneustadt brachte Roßkopfs Team zunächst mit 1:0 in Führung, als er Südkoreas Topspieler Jang Woojin in 3:1 Sätzen besiegte. Beim Stand von 2:2 schlug er dann auch zum ersten Mal in seiner Karriere den 22-jährigen An Jaehyun, der 2019 schon einmal WM-Dritter im Einzel war, bei diesem Turnier aber zuvor kaum zum Einsatz kam.
«Ich habe heute sehr gut gespielt und war einfach auf den Punkt da. Darüber bin ich sehr glücklich, das muss ich erstmal sacken lassen», sagte Duda.
Sieg nach 1:2-Rückstand
Nach der Fünf-Satz-Niederlage des 19 Jahre alten WM-Debütanten Kay Stumper (Borussia Düsseldorf) gegen Cho Seungmin lag die deutsche Mannschaft mit 1:2 zurück. Doch Einzel-Europameister Dang Qiu (Borussia Düsseldorf), der sein erstes Spiel gegen An Jaehyun mit 1:3 verloren hatte, gewann unter großem Druck das Duell der beiden Führungsspieler mit Jang Woojin (3:1) und erzwang dadurch das entscheidende fünfte Spiel.
«Das Besondere bei diesem Turnier ist: Wenn Bene mal verliert oder Dang mal verliert oder ich mal verliere, ist immer jemand anderes da, der dann besonders gut performt», sagte Stumper. «Wir fangen uns untereinander immer auf.»
Gegen China wird das aber besonders schwer. Gegen die Tischtennis-Übermacht verloren die Deutschen schon in den beiden vorangegangenen großen Finals mit 0:3. Und während Boll, Ovtcharov (beide Trainingsrückstand) sowie der gerade zum ersten Mal Vater gewordene Franziska beim Europameister nicht dabei sind, steht beim WM-Gastgeber und -Titelverteidiger immer noch die 1a-Besetzung am Tisch: Weltmeister Fan Zhendong, Olympiasieger Ma Long und der Mixed-Weltmeister Wang Chuqin. Der Weltranglisten-Dritte Liang Jingkun ist in diesem Team bislang nur Ersatz.
Beim 3:2-Halbfinalsieg gegen Japan taten sich die Chinesen schwerer als erwartet, weil Japans einstiges Wunderkind Tomokazu Harimoto gegen Wang Chuqin und Fan Zhendong gewann. Dennoch weiß Duda: «Das wird natürlich das schwerste Spiel überhaupt. Aber wir werden wieder alles geben und hoffen auf eine Sensation.»
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