Für Lutz Wagner, den Schiedsrichter-Lehrwart des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), liegt die Verantwortung für den Wechselfehler des FC Bayern München beim 4:1-Sieg gegen SC Freiburg bei Schiedsrichter Christian Dingert.
«Normalerweise hätte er oder jemand aus seinem Team sich vor der Spielfortsetzung vergewissern müssen, dass die Anzahl der Spieler stimmt. Das hat er nicht gemacht und somit ist es ein Fehler des Schiedsrichters», sagte Wagner im Interview von «Spox» und «Goal».
Dingert könne diese Aufgabe zwar delegieren, «aber es liegt in seiner Verantwortung, dass das Spiel mit der richtigen Anzahl an Spielern auf beiden Seiten fortgesetzt wird», erklärte Wagner. Die Bayern standen kurz vor dem Ende beim Stand von 3:1 für wenige Sekunden mit zwölf Spielern auf dem Platz, ehe Referee Dingert die Bundesliga-Begegnung unterbrach.
Falsche Rückennummer angezeigt
Zuvor war bei der geplanten Auswechslung von Kingsley Coman die falsche Rückennummer angezeigt worden. Der Franzose fühlte sich wohl nicht angesprochen und ging bei einem Doppelwechsel zunächst nicht vom Feld. «Die Tafel ist eine Unterstützung und damit ein Hilfsmittel. So etwas kann immer passieren, und noch mal: Am Ende ist der Schiedsrichter verantwortlich», sagte der frühere Unparteiische Wagner.
Die Verantwortlichen des SC Freiburg prüfen einen Einspruch, der bis diesen Montag um Mitternacht eingelegt werden müsste. Sollten die Freiburger davon absehen, wird auch der DFB nicht tätig werden. «Wenn der SC Freiburg Protest einlegt, muss der Fehler ermittelt werden. Dass es einen Fehler gab, ist unzweifelhaft. Dann muss das DFB-Sportgericht ermitteln, ob es eine Spielrelevanz hatte», sagte Wagner. Nach dpa-Informationen hat es sich aus Sicht des Verbandes bei dem Vorfall nicht um eine Regelwidrigkeit, sondern um einen Irrtum gehandelt.
Kircher: «Fauxpas des Schiedsrichterteams»
Auch Knut Kircher als Schiedsrichter-Beobachter des Deutschen Fußball-Bundes nahm das Gespann um Christian Dingert in die Pflicht. «Das ist ein Fauxpas des Schiedsrichterteams, der so nicht passieren darf, wenn man die Spielleitung bis zum Ende konzentriert durchbringen will», sagte Kircher bei «SWR Sport».
«Die Auswechselvorgänge lagen nicht in der Zuständigkeit des FC Bayern, sondern das ist ein Auswechselvorgang, den das Schiedsrichtergespann zu überwachen hat», sagte Kircher. «Das ist einfache Mathematik, und da gilt es dementsprechend konzentriert zu Werke zu gehen. Das ist aber dann nicht nur dem vierten Offiziellen ins Hausaufgabenheftchen zu schreiben, sondern da hat ein Assistent auch mitzuschauen.» Letztendlich sei es dann eine Teamleistung oder eine Fehlleistung, die zum Chaos geführt habe, meinte Kircher. Er glaubt aber, dass auch ein Protest wenig erfolgversprechend wäre, «weil in diesen knapp 20 Sekunden, in denen der Spieler Coman auf dem Feld war, er zwar den Ball berührt hat. Er hat aber kein Tor verhindert und auch kein Tor geschossen», sagte der frühere FIFA-Schiedsrichter.
Somit habe der Franzose beim Stand von 3:1 nicht wirklich ins Spiel eingegriffen. «Deshalb glaube ich, dass ein Einspruch nicht von Erfolg gekrönt sein wird. Dass jedoch der SC Freiburg erwägt, einen Protest einzulegen, könnte ich verstehen», sagte Kircher.
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