Vor der imposanten Kathedrale von Santiago de Compostela stemmte Primoz Roglic stolz seine Rennmaschine in die Höhe.
Als erst dritter Radprofi in der 76-jährigen Geschichte der Spanien-Rundfahrt raste der slowenische Olympiasieger zum dritten Gesamtsieg in Serie und machte am Sonntag seinen tollen Radsport-Sommer doch noch perfekt. 63 Tage nach dem schmerzhaften Aus bei der Tour de France zelebrierte der 31-Jährige mit insgesamt vier Etappensiegen seine Dominanz, nachdem er schon im olympischen Einzelzeitfahren mit der Konkurrenz gespielt hatte.
«Es war ein herrlicher Tag»
«Es war ein herrlicher Tag, eine tolle Woche. Ich bin sehr glücklich», sagte Roglic nach seinem Triumph und fügte hinzu: «Ich wollte die Etappe gewinnen. Darauf habe mich konzentriert, dann erst auf das Gesamtklassement.»
Was wäre bei der Tour möglich gewesen, hätte Roglic nicht bei seinem Sturz auf der dritten Etappe eine so schwere Rückenverletzung davongetragen, die ihn später zur Aufgabe gezwungen hätte? Womöglich hätte es wie 2020 ein großes Duell bis zum Finale mit seinem jungen Landsmann Tadej Pogacar gegeben.
In Spanien bewies Roglic jedenfalls wieder, welch ein überragender Rundfahrer er ist. Seit 2019 beendete der Mann aus Trbovlje jede seiner fünf großen Rundfahrten auf dem Podium. Auf den 3415,3 Kilometern von Burgos nach Compostela fuhr Roglic in einer anderen Liga. So auch im abschließenden Zeitfahren über 33,8 Kilometer, das er vor dem Dänen Magnus Cort Nielsen gewann. Damit lag er in der Gesamtwertung 4:42 Minuten vor dem Spanier Enric Mas. Dritter wurde der Australier Jack Haig 7:40 Minuten zurück.
Vor Roglic hatten es nur der Spanier Roberto Heras (2003 bis 2005) und der Schweizer Tony Rominger (1992 bis 1994) geschafft, die Vuelta drei Mal in Serie zu gewinnen. «Das habe er noch gar nicht so realisiert», meinte Roglic.
Starke Konkurrenz geschlagen
«Es ist immer wieder schön, Teil der Statistik zu sein», sagte Roglic scherzend. Sein dritter Vuelta-Sieg ist zugleich sein wertvollster. Er holte ihn gegen die stärkste Konkurrenz. Und er war im Gegensatz zu früheren Jahren auch noch in der dritten Woche der Stärkste. Im vergangenen Jahr war er auf der vorletzten Etappe noch arg in Bedrängnis geraten, nachdem ihm zuvor bei der Tour im letzten Zeitfahren von Pogacar der Sieg entrissen worden war.
«Das Rennen war hart, ich habe es aber auch genossen», sagte der frühere Skispringer. Der wieder gefundene Spaß am Radsport war ihm sogar in den Pressekonferenzen anzumerken. Der früher so knochentrockene und wortkarge Athlet wirkte aufgeschlossen. Nur zum Eklat am Wochenende wollte Roglic nichts sagen. Der kolumbianische Heißsporn Miguel Angel Lopez war auf der vorletzten Etappe einfach vom Rad gestiegen, nachdem er von den Gruppe der Spitzenfahrer abgehängt worden war und dadurch seinen dritten Gesamtrang verloren hatte. Am Abend entschuldigte sich Lopez, der auch schon mal einen Zuschauer geohrfeigt hatte, für sein Verhalten. Roglic wollte den Vorfall nicht kommentieren. «Das ist nicht mein Problem.»
Der Slowene hat sich in den drei Wochen womöglich selbst überrascht. Denn ursprünglich war sein Vuelta-Start gar nicht vorgesehen. «Wäre er eine sehr gute Tour de France gefahren und nicht mit Sturz ausgeschieden, hätte seine Saison wohl ganz anders geendet. So hat er sich nach dem Tour-Aus neu fokussiert und ist hierher gekommen», sagte sein Sportlicher Leiter Addy Engels der Deutschen Presse-Agentur. Ende gut, alles gut für Roglic. Nun schon im dritten Jahr in Folge.
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