Es könnte eine so schöne Geschichte werden. Beim EM-Spiel gegen Albanien kehrt Kroatiens Sturmhoffnung Ante Budimir an diesem Mittwoch (15.00 Uhr/RTL und MagentaTV) in seine alte sportliche Heimat Hamburg zurück. Nach vielen Umwegen und kaum erwarteten Karrieresprüngen hat ausgerechnet ein ehemaliger Transferflop des FC St. Pauli bei dieser Fußball-Europameisterschaft seinen Platz zwischen all den kroatischen Fußball-Legenden wie Luka Modric und Ivan Perisic gefunden.
Doch das 0:3-Debakel in ihrem ersten EM-Spiel gegen Spanien hat bei den Kroaten wieder vieles infrage gestellt: die Erkenntnisse einer starken Vorbereitung; das Selbstvertrauen der vergangenen Jahre. «Mittwoch ist unser Finale!», sagte Budimir und fasste damit den Druck, der auf seinem prominenten Team lastet, in nur einem prägnanten Satz zusammen. Gegen den Außenseiter Albanien und den Titelverteidiger Italien geht es in den letzten beiden Gruppenspielen darum, nach zwei WM-Medaillen hintereinander diesmal nicht schon in einer EM-Vorrunde auszuscheiden.
Vor Griezmann und Vinicius Junior
Budimir gehörte gegen die Spanier zur Startformation. Das hat niemanden überrascht, der nur auf die Torschützenliste der spanischen Liga schaut. Denn dann zählte der 1,90 Meter große Angreifer mit 17 Treffern für den Club Atlético Osasuna zu den besten Fünf der abgelaufenen Saison. Knapp hinter Jude Bellingham von Real Madrid (19) und Robert Lewandowski vom FC Barcelona (19) zwar. Aber immer noch vor dem Franzosen Antoine Griezmann (Atletico Madrid/16) oder dem Brasilianer Vinicius Junior (Real Madrid/16).
Beim FC St. Pauli dagegen passt diese Torquote nicht ganz in das Bild, das man sich in der Saison 2014/15 selbst von dem kroatischen Stürmer machen konnte. Budimir wurde für eine Million Euro von Lokomotiva Zagreb verpflichtet – und nach nur einer torlosen Saison gleich wieder in die zweite italienische Liga weiterverliehen. FC Crotone und Sampdoria Genua in Italien sowie RCD Mallorca in Spanien waren seine weiteren Stationen, bevor er bei Osasuna zum Nationalspieler aufstieg.
Die Zeit in Hamburg sei für ihn «eine schwierige Zeit» gewesen, sagte Budimir später in einem Interview der «Mallorca Zeitung». Aber: «Ich mochte die Zeit dort und liebte den Verein.»
Bangen um Stammplatz nach Spanien-Pleite
Sein Problem ist nur: Wenn es schlecht läuft bei den Kroaten, versammeln sich alle hinter den großen Namen wie Modric (38) oder Marcelo Brozovic (31). Um ihren Platz im Team müssen dann andere bangen – wie etwa Budimir oder der Wolfsburger Lovro Majer. «Gegen Albanien wird es Änderungen in der Startelf geben», sagte Trainer Zlatko Dalic. «Wir dürfen bei dieser EM nicht untergehen – und das ist meine Aufgabe. Es ist noch nicht vorbei. Alles liegt in unseren Händen.»
Mit seinen 32 Jahren steht Budimir exemplarisch für das Dilemma von Kroatiens goldener Fußball-Generation. Denn einige von den Spielern, die einen Modric oder Perisic aktuell entlasten und in nicht allzu ferner Zukunft auch einmal ersetzen sollen, sind selbst nicht mehr die Jüngsten: Hoffenheims Andrej Kramaric (32) gehört dazu oder Mario Pasalic (29) vom Europa-League-Sieger Atalanta Bergamo. Internationale Klasse wächst bei den Kroaten im Moment nur im Abwehrbereich nach, wo der Ex-Leipziger Josko Gvardiol (22) von Manchester City herausragt.
Aber immerhin: Der Verdacht, dass diese große Mannschaft ihren Zenit längst überschritten habe, kam schon bei der Europameisterschaft 2021 auf. Anderthalb Jahre später stand sie dann wieder im WM-Halbfinale. «Wir werden alles tun», sagte Budimir deshalb auch vor dem Albanien-Spiel: Regenerieren, analysieren, mehr zeigen. «Aber wir werden nicht den Kopf senken!»
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