24. November 2024

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Vom Mitläufer zum Real-Stürmer: Joselus wundersame Wandlung

In Deutschland ist Joselu schon wieder in Vergessenheit geraten. Dabei ist er hier geboren, hat für drei Bundesliga-Clubs gespielt. Doch Aufmerksamkeit erntet er erst jetzt.

Als Joselu vor elf Jahren bei der TSG 1899 Hoffenheim unterschrieb, waren die Erwartungen riesig. Ein Stürmer aus der Nachwuchsschmiede von Real Madrid, noch dazu im nur knapp 100 Kilometer entfernten Stuttgart geboren – das klang verheißungsvoll und sorgte für viel Interesse.

Doch wirklich erfüllen konnte der damals 22-Jährige die Hoffnungen im Kraichgau nicht. Fünf Treffer in 25 Spielen lautete die durchwachsene Bilanz, weshalb die Hoffenheimer den Spanier nach nur einer Saison an Eintracht Frankfurt ausliehen. Dort lief es für Joselu zwar sportlich besser, dennoch ging die Reise für ihn nach nur einem Jahr weiter zu Hannover 96, wo ebenfalls nach nur einer Spielzeit wieder Schluss war.

Drei Vereine in drei Jahren – vielleicht liegt es auch in dieser Unstetigkeit begründet, dass Joselu in Deutschland nur wenigen in Erinnerung geblieben ist. Nur als er 2012 ankündigte, die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen und für die DFB-Elf spielen zu wollen, stand er einmal kurz im Rampenlicht. Doch auch daraus wurde nichts. In den folgenden Jahren ging die Wanderschaft für den Stürmer weiter, nach Stationen in England kehrte Joselu vor vier Jahren in seine Heimat zurück – wovon im Land des Fußball-Weltmeisters von 2010 aber auch nur wenige Kenntnis nahmen.

Vom Nobody zum Star

Doch nun ist der Nobody in Spanien über Nacht nahezu zum Star geworden. Im Halbfinale der Nations League war Joselu am Donnerstagabend gerade einmal vier Minuten auf dem Platz, da avancierte er bereits zum Matchwinner. Mit seinem Treffer kurz vor Schluss beim 2:1 (1:1) gegen Italien in Enschede schoss der frühere Bundesligaprofi die Spanier ins Endspiel, in dem am Sonntag (20.45 Uhr/RTL und DAZN) Kroatien der Gegner sein wird. Der WM-Dritte hatte sich am Mittwoch in Rotterdam mit 4:2 nach Verlängerung gegen Gastgeber Niederlande durchgesetzt.

Das Bild des jubelnden Joselu war am Freitag auf den Titelseiten aller wichtigen Sportblätter des Landes zu sehen. «Bravissimo Joselu», titelte zum Beispiel die Madrider Zeitung «Marca», und das Konkurrenzblatt «AS» schrieb in großen Lettern: «Joselu ist gesegnet». In der Stunde des Erfolgs zeigte sich Joselu bescheiden. Der Stürmer lobte in erster Linie nicht sich, sondern das Teamwork. «Die Mannschaft hat ein super Spiel gemacht. Es fehlte halt nur, dass der Ball reingeht. Und ich war einfach nur clever.»

So schnell kann sich im Fußball das Blatt wenden. Joselu war erst jüngst mit Espanyol Barcelona aus der Primera División abgestiegen. Nun gilt sein Wechsel zum Rekordmeister Real Madrid als Ersatz für den nach Saudi-Arabien abgewanderten Franzosen Karim Benzema praktisch als perfekt. Nur noch Details gilt es zu klären, in der kommenden Woche will das Team von Weltmeister Toni Kroos den Transfer verkünden.

Und auch in der Nationalmannschaft darf Joselu, der erst im März sein Debüt in der La Roja gab, auf weitere Einsätze hoffen. Allerdings wird Trainer Luis de la Fuente den Stürmer wohl weiter als Joker bringen. «Ich werde weiter auf Joselu setzen, er hat es sich verdient. Aber das bedeutet nicht unbedingt, dass er von Anfang an spielen wird (…) Er hat heute nur eine einzige Chance gehabt und hat sie verwertet. Das ist das, was die großen Torjäger machen», sagte der Coach, der bei einer Niederlage gegen Italien wohl um seinen Job hätte bangen müssen.

Schon in seinem ersten Länderspiel gegen Norwegen hatte Joselu nur wenige Minuten nach seiner Einwechselung zweimal getroffen – und sich damit erstmals so wirklich ins Bewusstsein der spanischen Fußball-Öffentlichkeit geschossen.

Lars Reinefeld und Emilio Rappold, dpa