Im Mai trugen die Fans des 1. FC Köln Anthony Modeste noch auf den Schultern über den Rasen. Zum zweiten Mal hatte der Franzose den FC mit einer beachtlichen Trefferzahl in den Europacup geschossen.
Und schien wie beim ersten Mal 2017 kurz vor der Heiligsprechung bei den FC-Fans. Doch wie damals verließ Modeste, dem die Fans auch einen eigenen Song widmeten, den Club. Wie damals geriet der Abschied nicht harmonisch. Und so droht Modeste bei der ersten Rückkehr nach Köln am Samstag (15.30 Uhr) mit Borussia Dortmund ein frostiger Empfang mit Pfiffen und Schmäh-Gesängen.
Trainer Steffen Baumgart appellierte vorsichtshalber schon mal an die Fans, dem einstigen Publikumsliebling und dem ebenfalls im Sommer von Köln nach Dortmund gewechselten Salih Özcan einen würdigen Empfang zu bereiten. «Ich hoffe, dass keiner vergisst, dass die Jungs viel für den FC getan haben», sagte er: «Und ich hoffe, dass sie vernünftig begrüßt werden. So wie sich das aus meiner Sicht gehört.»
Zweimaliger Liebesentzug
Bei Özcan dürfte dies so passieren, bei Modeste wohl eher nicht. Der Grund für den zweimaligen Liebesentzug der Fans: Modeste beteuerte immer seine innige Liebe zur Stadt Köln und zum Verein. Beide Wechsel galten für viele Fans dann aber als Beweis, dass er immer nur auf das nächstbeste Angebot gelauert habe und alles vorher nur Show gewesen sei. 2017 folgte er einem lukrativen Lockruf aus China, auch wenn er später erklärte, dass er gar nicht habe wechseln wollen. Nach seiner Rückkehr im Herbst 2018 und zwischenzeitlicher sportlicher Krise ging er nun auf dem zweiten Höhepunkt – sportlich wie in Bezug auf seine Popularität – zum BVB. Und das, obwohl er da ausdrücklich nur Lückenfüller für den erkrankten Sébastien Haller sein sollte.
Und nach knapp zwei Monaten lässt sich tatsächlich feststellen, dass sich der Wechsel bisher für keine der drei Seiten wirklich gelohnt hat. Der FC hat zwar fünf Millionen Ablöse erhalten und spart das Gehalt, doch Baumgart stellte fest: «Tony fehlt uns in der einen oder anderen Situation sicherlich.» Und sein Dortmunder Kollege Edin Terzic gab zu: «Natürlich merkt man ihm an, dass er auch unzufrieden ist mit seiner Torausbeute bislang. Er ist gekommen, um Tore zu schießen.» Das gelang in neun Pflichtspielen und 736 Einsatzminuten aber nur einmal. Für den FC hatte er im Vorjahr alle 121 Minuten getroffen. Und das, obwohl das Team laut Terzic ihr Spiel «schon verändert» hat: «Wir schlagen mehr Flanken. Wir müssen nur nicht nur an der Flanken-Quantität, sondern auch an der Flanken-Qualität arbeiten.»
Spezielles Spiel
So droht Modeste der Verlust seines Stammplatzes. Und er hätte wohl schon am Wochenende gedroht, wenn sein neuer Konkurrent Youssoufa Moukoko (17) nach dem Siegtor im Derby gegen Schalke (1:0) nicht angeschlagen von der U21 zurückgekommen wäre. Und wenn es nicht nach Köln gehen würde. Moukoko werde «seine Chance bekommen und ist richtig nah dran», sagte Sportchef Sebastian Kehl: «.Aber das nächste Spiel ist für Tony ein ganz spezielles.»
Und im Endeffekt eben auch ein sehr wichtiges, das für ihn die Weichen für die kommenden Wochen stellt. Terzic redet ihn aber stark. «Tony hat die Länderspielpause sehr gut genutzt», sagte er: «Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir nicht mehr lange warten müssen, um ihn jubeln zu sehen.» Sollte am Samstag im Kölner Stadion der einst so beliebte Brillen-Jubel zu sehen sein, dürfte das Pfeifkonzert aber noch lauter werden.
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