Die zweimalige Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel hat im Rückblick auf die Olympischen Spiele in Tokio davor gewarnt, dass der deutsche Sport den Anschluss an die Weltspitze verliert.
«Es ist nun mal so, dass wir seit Jahren im Medaillenspiegel immer weiter absacken», sagte die 30-Jährige in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung».
«Diese Statistik lügt natürlich auch ein bisschen, weil sie nicht die guten Platzierungen und die Bestleistungen jenseits der Medaillen würdigt. Wir hatten in Tokio auch ein unheimlich junges Team, von dem konnte man keine Medaillenflut erwarten. Aber es ist schon so, dass wir immer weiter von der absoluten Spitze abrücken», betonte die Rekord-Weltmeisterin und meinte: «Wenn wir diesen Trend umkehren wollen, geht das nur über Gelder.»
Vogel kritisch
Dass die Spitzensportreform nach Meinung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) frühestens ab 2022 greifen könne, sieht Vogel kritisch. «Da dürfen wir uns auch nicht wundern, wenn wir viele Ressourcen erst jetzt allmählich freigeben. Allein die Trainerausbildung dauert mindestens zwei, drei Jahre», bemerkte sie.
«Der DOSB hat vor Kurzem auch erst einen Topf freigemacht, um Mentaltrainer für die Fachverbände einzustellen», sagte Vogel. Man habe in Tokio aber allein an der Debatte um die Turnerin Simone Biles gemerkt, wie drängend dieses Thema sei. «Wenn man Gold will, muss man eben auch Gold fördern – und nicht nur ganz oben, sondern schon ganz unten. Ich weiß nicht, ob uns das immer so bewusst ist.»
Das deutsche Team hatte in Japans Hauptstadt zehnmal Gold, elfmal Silber und 16 Mal Bronze geholt. Damit belegte es Platz neun im Medaillenspiegel. Die Ausbeute von 37 Medaillen war die schlechteste seit der Wiedervereinigung. Kristina Vogel gewann 2016 in Rio Gold im Sprint. Seit einem Trainingsunfall 2018 ist sie querschnittsgelähmt. Bei den Sommerspielen in Tokio war sie als ZDF-Expertin im Einsatz.
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