Der VfL Bochum hat in einem Achterbahn-Spiel einen riesigen Schritt Richtung Klassenerhalt gemacht und die Abstiegssorgen des eine Halbzeit lang desolaten 1. FC Union Berlin massiv verschärft.
Der Revier-Club fügte den Eisernen beim 4:3 (3:0) die nächste schmerzhafte Niederlage bei. Auch eine enorme Leistungssteigerung nach dem Seitenwechsel nutzte den Berlinern nichts mehr. Die Aufholjagd wurde nicht gekrönt. Zu Buche steht unter (Noch-)Trainer Nenad Bjelica nur ein Punkt aus den letzten sechs Spielen.
Die erste Halbzeit sei eine «glatte sechs» gewesen, sagte Unions Rani Khedira bei DAZN. Die Niederlage tue ihm unfassbar leid. «Ich verspreche, dass wir nächste Woche ganz anders auftreten werden. Wir versuchen alles, direkt in der Liga zu bleiben. Aber wir müssen uns mit allen Szenarien auseinandersetzen und auf alles gefasst sein», sagte Khedira.
Wittek mit dem Doppelpack
Während die Bochumer mit einem kleinen Polster in die letzten beiden Spieltage der Fußball-Bundesliga gehen und nicht mehr direkt absteigen können, scheint eine Union-Rettung in der Verfassung der ersten Halbzeit nur möglich, wenn die Konkurrenz aus Mainz und Köln nicht mehr ausreichend punktet. Drei Gegentore in der ersten Halbzeit, das hatte es im ersten Bundesliga-Heimspiel gegen RB Leipzig im August 2019 gegeben. Damals war es Lehrgeld, diesmal war es eine Demontage und eine zu große Hypothek für die zweite Hälfte.
Maximilian Wittek (16./31. Minute), Keven Schlotterbeck (37.) und Philipp Hofmann (70.) erzielten im mit 22.012 Zuschauern ausverkauften Stadion an der Alten Försterei die Tore für die erleichterten Gäste. «Wir haben heute einen großen Schritt gemacht. Wir haben noch zwei schwere Spiele vor der Brust. Aber wir wollen die Liga halten, alles andere zählt nicht», sagte Wittek. Yorbe Vertessen (59.), Chris Bedia (62.) mit seinem ersten Bundesliga-Tor und Benedict Hollerbach (74.) sorgten für letztlich wertlose Momente der Berliner Hoffnung.
Wo eine Krise ist, wird viel geredet. Das ist bei Union nicht anders. Vehement widersprach Club-Chef Dirk Zingler vor dem Anpfiff dem «Kicker»-Bericht, dass für Bjelica nach der Saison ohnehin Schluss sei im Stadtteil Köpenick. Die Mannschaft folge dem Coach, meinte Zingler bei DAZN. Das Verfallsdatum des medialen Bekenntnisses könnte jetzt schnell erreicht sein. Mit ihrer Leistung bis zum Halbzeitpfiff vermittelten die Eisernen nicht den Eindruck, dass Bjelica auch nur irgendwelche Impulse zur ersehnten Rettung gegeben habe.
Bochumer Fans: «Wir bleiben drin»
Die Bochumer entlarvten mit dem ersten schnellen Angriff die Defizite. Wittek hatte wenig Mühe, eine Hereingabe von Moritz Broschinski zur VfL-Führung einzuschießen. Weil es so einfach war, wiederholte der 28-Jährige sein Werk eine Viertelstunde später in Eigenregie. Gleich vier Union-Profis sahen mit fußballfremdem Sicherheitsabstand artig zu. «Aufwachen», skandierten die Fans. Der Tiefschlaf der Eisernen ging weiter. Schlotterbeck – 2020 in der Unioner Premierensaison in der Bundesliga ein Nicht-Abstiegsheld – wurde widerstandslos zum dritten Gästetreffer eingeladen. «Wir bleiben drin», skandierten die Bochumer Fans.
Drei Gegentore gegen den FC Bayern beim 1:5 in der zweiten Halbzeit waren vor gut zwei Wochen gerade irgendwie noch zu ertragen gewesen. Aber gegen Bochum? Auf dem Platz stand eine Mannschaft ohne jeden Elan, ohne jeden Willen. Doch in der Halbzeit mussten wichtige Worte gefallen sein. Nach drei Wechseln (Aaronson, Bedia, Vertessen) und einer taktischen Umstellung war der Union-Kampfgeist wieder da. Die Tore von Vertessen und Bedia wurden im Union-Stil erzwungen. Doch das Berliner Happy End gab es nicht. Hofmann zeigte mit seinem Tor die Mittelstürmer-Qualitäten, die Union fehlen, auch wenn Hollerbach noch mal für Hoffnung sorgte.
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