23. November 2024

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Viele Gastgeber, keine Verlierer: EM 2028 und 2032 vergeben

Als einzige Bewerber erhalten wenig überraschend Großbritannien und Irland den Zuschlag für die Fußball-EM 2028. Auch die EURO 2032 bekommt mehrere Gastgeber.

In der schlichten Zeremonie im Schnelldurchlauf verzichtete Aleksander Čeferin auf einen künstlichen Spannungsaufbau.

Innerhalb von nur einer Minute und ohne ein aufgesetztes Pokerface verkündete der Präsident der Europäischen Fußball-Union das, was schon vor der Exekutivkomitee-Sitzung in Nyon quasi feststand: Die Fußball-EM 2028 findet im Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland sowie in Irland statt, Italien und die Türkei tragen gemeinsam das Turnier 2032 aus. Die Vergabe galt bei jeweils nur einer Bewerbung als Formsache.

«Aber als ich die Präsentationen heute gesehen habe, habe ich es sehr genossen», sagte Čeferin zu Beginn der nur 20-minütigen Zeremonie an die künftigen EM-Gastgeber gerichtet. Er habe sich innerhalb einer Sekunde so gefühlt, «als hätte die EM bereits angefangen».

Die Türkei hatte zuvor ihre Kandidatur für 2028 gegen die favorisierte Bewerbung des Vereinigten Königreichs mit Irland zurückgezogen. Die nächste EM findet im kommenden Jahr in Deutschland statt – der Deutsche Fußball-Bund hatte sich mit seiner Bewerbung klar gegen die Türkei durchgesetzt. 

Freude auf der Insel

«Im ganzen Vereinigten Königreich und Irland wird gefeiert, dass Spieler, Fans und Gemeinschaften vor Ort sich auf ein hervorragendes Fußball-Sommerfestival bei der EM 2028 freuen dürfen», hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung der fünf Fußballverbände von England, Schottland, Wales, Nordirland und Irland. Der britische Premierminister Rishi Sunak sagte, die Austragung werde eine gesamte Generation von dem Sport begeistern.

In jedem Fall wird es ein Turnier der Superlative: Nach offiziellen Angaben sollen bei dem Turnier insgesamt mehr als drei Millionen Tickets verfügbar sein – mehr als jemals zuvor bei einer Europameisterschaft.

Die zehn Stadien der EM in fünf Jahren stehen bereits fest: Neben dem Londoner Wembleystadion – mit einem Fassungsvermögen von 90 000 Zuschauern die größte Spielstätte – finden in England auch Spiele im Tottenham Hotspur Stadium (London), Etihad Stadium (Manchester), dem noch nicht fertiggestellten Everton Stadium (Liverpool), dem St. James‘ Park (Newcastle) und dem Villa Park (Birmingham) statt. Wales ist mit dem Principality Stadium in Cardiff vertreten, Schottland mit dem Glasgower Hampden Park und Irland mit dem Dublins Aviva Stadium. In Nordirland wird im Casement Park in Belfast gespielt. 

UEFA rückt von Richtlinie ab

Der türkische Verband war bereits bei mehreren Anläufen gescheitert und wäre auch bei einem offenen Wettstreit mit Italien nur Außenseiter gewesen. Da der WM-Gastgeber von 1990 allerdings absehbar keine zehn EM-reifen Arenen gebaut oder renoviert bekommen hätte, entschieden sich beide Verbände zu einer gemeinsamen Kandidatur. Dafür rückte die UEFA auch von ihrer eigentlichen Richtlinie ab, dass nur benachbarte Länder zusammen eine EM ausrichten können. 

«Wir sind sehr aufgeregt und stolz», sagte der türkische Verbandschef Mehmet Büyükeksi der Nachrichtenagentur Anadolu zufolge. Man werde neue Brücken der Freundschaft schlagen und einen bleibenden Beitrag zum Erbe des Fußballs hinterlassen. Der italienische Sportminister Andrea Abodi freute sich auf eine «faszinierende Veranstaltung», die auch «einen Beitrag zur Verbesserung der politischen Beziehungen zugunsten des Friedens leisten» könne. Die zehn Stadien für die EM 2032 sollen im Oktober 2026 präsentiert werden.

Doppelvergabe-Trend setzt sich fort

Mit der Doppelvergabe setzt sich der Trend fort, dass es für die ausgeweiteten Turniere immer seltener mehrere Bewerbungen und kaum noch Kandidaturen einzelner Länder gibt. Die WM 2030 wird absehbar mit drei Spielen in Uruguay, Argentinien und Paraguay beginnen und soll danach in Marokko, Spanien und Portugal ausgetragen werden. Dies muss noch vom Kongress des Weltverbands FIFA bestätigt werden. Das Weltturnier 2026 steigt in den USA, Mexiko und Kanada. 

Durch die Ausweitung der EM auf 24 Teilnehmer und 51 Partien gibt es auch in Europa immer weniger Kandidaten, die das Turnier alleine stemmen können. Vor zwei Jahren fand das Kontinentalturnier während der Corona-Krise in insgesamt elf Ländern statt.

Dem Entscheidungsgremium der UEFA gehören unter anderem Hans-Joachim Watzke und Karl-Heinz Rummenigge als Vertreter aus Deutschland an.

Von Jörg Soldwisch und Florian Lütticke, dpa