23. November 2024

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Viel Leidenschaft, keine Punkte: VfB stürzt Richtung Abstieg

Es wird ungemütlich für den VfB. Stuttgart steht tief im Tabellenkeller, vier Punkte liegt das Team hinter dem Relegationsplatz. Gegen Leverkusen sind die Schwaben chancenlos.

Von den mitgereisten Fans gab es aufmunternden Applaus, und doch stand der VfB Stuttgart wieder mit leeren Händen da. Der Traditionsclub stürzt weiter scheinbar ungebremst dem dritten Bundesliga-Abstieg in nur sieben Jahren entgegen.

Trotz einer ordentlichen Leistung und dem Premieren-Tor von Youngster Tiago Tomas (19) verlor der Tabellenvorletzte mit 2:4 (0:1) bei Bayer Leverkusen und hat damit als erfolglosestes Team im Kalender-Jahr 2022 weiter vier Zähler Rückstand auf den Relegationsplatz. Aus den letzten sieben Spielen holte der VfB um den laut Club-Angaben keinesfalls zur Disposition stehenden Trainer Pellegrino Matarazzo nur einen einzigen Punkt.

«Wir müssen auf die Tabelle schauen, nur vier Spiele gewonnen. Vier Punkte Rückstand sind nicht zehn. Es bedeutet aber auch, dass du es nicht mit einem Spiel reparieren kannst. Es bedarf mehrerer Siege aus Spielen gegen Gegner auf Augenhöhe», sagte VfB-Sportdirektor Sven Mislintat dem TV-Sender Sky. Auch Chris Führich bleibt zuversichtlich: «Wir ziehen das Positive raus und lassen uns nicht hängen. Wir wissen die Situation. Wir müssen einfach weitermachen. Wir haben noch viele Spiele. Alle bleiben dran und arbeiten hart.»

Bayer trumpft weiter auf

Bayer ist dagegen weiter das erfolgreichste Team im neuen Jahr. Nach zuvor zweimal fünf Toren hintereinander waren es am Samstag vor 10.000 zugelassenen Zuschauern auch schon wieder vier Treffer. Moussa Diaby, beim 5:1 im letzten Heimspiel gegen Augsburg dreimal erfolgreich, nach schönem Solo (41.), der nur 1,74 Meter große Amine Adli per Kopf (52.), Jungstar Florian Wirtz (85.) und Torjäger Patrik Schick (89.) trafen. Für den VfB traf der im Winter von Sporting Lissabon geliehene Tiago Tomas bei seinem Startelf-Debüt in der Bundesliga gleich doppelt (49. und 88.). Mit sieben Punkten Vorsprung auf Rang fünf hält Leverkusen weiter klar Kurs auf die zuletzt zweimal verpasste Champions League.

«Wir spielen auf jeden Fall guten Fußball. Ob wir den schönsten spielen, weiß ich nicht. Es macht unfassbar Spaß», sagte Wirtz und Keeper Lukas Hradecky schwärmte: «Die Jungs haben wieder die Qualität gebracht. Das ist Unterhaltung pur. Es war ein wichtiger Sieg, das verschafft uns Luft.»

Die Leverkusener mussten kurzfristig Nationalverteidiger Jonathan Tah wegen eines Infekts ersetzen, so musste Edmond Tapsoba nur drei Tage nach seiner Rückkehr vom Afrika-Cup direkt ran. Wie erwartet konnte Kapitän und Torhüter Lukas Hradecky nach seiner Corona-Zwangspause in der Vorwoche wieder im Tor stehen. Beim VfB fehlten Abwehrchef Waldemar Anton und Stürmer Omar Marmoush nach positiven Corona-Tests, dazu der angeschlagene Torjäger Sasa Kalajdzic.

Bayer mit viel Ballbesitz

Bayer war zwar von Beginn an das dominante Team, hatte über 70 Prozent Ballbesitz. Trainer Gerardo Seoane forderte von Außen immer wieder «Tempo, Tempo». Doch die Schwaben hielten mit einer guten Ordnung dagegen und waren selbst durchaus gefährlich. Dreimal fiel vor Diabys Geniestreich, der nach einem Dribbling geblockt wurde und einfach weiterdribbelte, schon fast ein Treffer. Zweimal für Bayer bei einem Pfostenschuss von Patrick Schick (13.) und einem Abseitstor von Florian Wirtz (34.), einmal für den VfB bei einem Latten-Schlenzer von Tiago Tomas (28.).

Nach dem Wechsel wurde es schnell turbulent. Zunächst traf Tiago Tomas nach schönem Zuspiel von Orel Mangala. Der Jubel der 400 VfB-Fans verebbte aber schon 2:37 Minuten später, als Adli nach Freistoß von Kerem Demirbay zum 2:1 einköpfte. Danach kontrollierte Bayer das Spiel noch deutlicher. Der VfB kam bei den langen Stafetten phasenweise kaum mal an den Ball. Nur die Zielstrebigkeit fehlte Bayer gegen zumindest herzhaft verteidigende Schwaben. Erst gegen Ende war fast jeder Schuss ein Treffer. Entschieden war das Spiel erst durch das 19. Saisontor von Schick.

Von Holger Schmidt, dpa