Max Verstappen musste für einen Moment selbst kurz lachen. Auf die Frage, ob er auch beim Großen Preis von Miami wieder ein Stallduell mit Sergio Pérez um den Sieg im fünften Rennen der Formel-1-Saison erwarte, hatte er spontan geantwortet: «Das hoffe ich.»
2:2 steht es nach Grand-Prix-Siegen zwischen dem 25 Jahre alten Niederländer, dekoriert mit zwei WM-Titeln, und dem 33 Jahre alten Mexikaner, der in diesem Jahr mehr denn je die Chance sieht, seine Sehnsucht nach dem ersten WM-Triumph zu stillen. Ein pikantes, ein explosives Duell. Schlagen können sich die beiden momentan praktisch nur selbst.
An die Konkurrenz müssen die Widersacher aus demselben Team derzeit nicht allzu viele Gedanken verschwenden. Und ihr Arbeitgeber hat schon die weiteren Voraussetzungen geschaffen, um für eine lange Titel- und Sieg-Ära zu sorgen.
Wenn da nur die immer wiederkehrenden Rücktrittsdrohung von Verstappen nicht wären. Der britische «Express» sammelte bereits sämtliche entsprechende Äußerungen von Verstappen. «Es ist schon seltsam, das zu hören, oder?», kommentierte unlängst der zweimalige Formel-1-Weltmeister Damon Hill in der «Daily Mail» Verstappens Sätze und empfahl, dieser soll doch jetzt einfach aufhören. Mit 25 Jahren.
Verstappen – eine Karriere nur im Zeichen des Bullen?
Alles ist bei Red Bull aber auf Verstappen ausgerichtet. Er ist ein ehemaliger Red-Bull-Junior, über das damalige Team Toro Rosso kam er während der Saison 2016 zu Red Bull. Bei dem Team des österreichischen Getränkeherstellers unterschrieb er vor der vergangenen Saison einen neuen Vertrag: gültig bis einschließlich 2028. Der Kontrakt von Teamkollege Sergio Perez läuft bis Ende 2024.
Womit Verstappen droht, wenn er die WM in diesem Jahr gegen den Mexikaner verliert, ist Spekulation. In Miami darf sich Baku-Sieger Pérez jedenfalls nicht nur über die Einmal-Optik des RB19 in pink, blau und lila erfreuen. Die große Latino-Gemeinde dürfte ihm dort auch maximal wohlgesonnen sein.
Dass sich beim zweiten Rennen rund um das Hard Rock Stadium der Miami Dolphins die beiden Red-Bull-Piloten wohl nur selbst schlagen können, ist auch das Ergebnis einer beeindruckenden Kontinuität des Rennstalls. Bei seinem Einstieg 2005 eilte dem Team eher ein Party- als ein Sieger-Image voraus.
Ein Alleinstellungsmerkmal von Red Bull
Führungscrews und Verantwortliche in der Formel 1 haben schon eine deutlich längere Halbwertzeit im Amt als beispielsweise im Fußball. Red Bull kann dabei aber noch mal ein Alleinstellungsmerkmal für sich reklamieren. Bei Mercedes ist Toto Wolff nun zwar auch schon über zehn Jahre im Amt. Seit 2005 ist aber Christian Horner der Teamchef bei Red Bull, seitdem ist Helmut Marko der Motorsportchef, seit 2006 ist auch Design-Guru Adrian Newey dabei.
Das Trio steuerte Red Bull zum Erfolg mit Vierfach-Champion Sebastian Vettel, überwand die titellose Zeit und kehrte mit Verstappen an die Spitze zurück. Zum Vergleich: Seit dem Ende der Ära unter Jean Todt bei Ferrari 2007 verschlissen die Italiener vier Teamchefs, seit dieser Saison soll es Frederic Vasseur richten.
Red Bulls Stardesigner Newey, 64 Jahre alt, hat sich dem Vernehmen nach auf eine weitere Zusammenarbeit mit dem Team geeinigt. Auch zur Freude von Verstappen. «Wenn du es gut machst, willst du natürlich das Team zusammenhalten», betonte der Niederländer.
Horner, 49 Jahre alt, steht ohnehin nicht zur Disposition. Und Marko, 80 Jahre alt, könnte – so würden es sich viele Fans wünschen – ja womöglich mal von Vettel beerbt werden. Allerdings versicherte Marko kürzlich, dass er gar nicht an Rücktritt denke.
Und Red Bull hat auch sonst langfristig alles auf weiteren Erfolg gestellt. Ab 2026 steigt Ford als technischer Partner ein. Eine Zusammenarbeit zwischen Porsche und Red Bull war vorher gescheitert, vor allem am Mitspracherecht. «Wir sind ein unabhängiges Team und haben immer so operiert, um flexibel und schnell und effizient zu arbeiten. Das ist ein Teil der DNA von Red Bull», hatte Horner erklärt. Reinreden lassen sie sich ungern. Wer so lange zusammenarbeitet und so erfolgreich funktioniert, verlässt sich wohl auch lieber auf sich selbst.
Über 27 Prozent der 351 Grand Prix, an denen Red Bull bisher teilnahm, gewann Red Bull auch. 96 sind es bisher. Auf 241 Podiumsplätze kommt das Team, für das bei Red Bull nach dem Tod von Firmengründer und Mitbesitzer Dietrich Mateschitz Oliver Mintzlaff an oberster Stelle verantwortlich ist.
In Miami, das hatte Marko angekündigt, wird der ehemalige Geschäftsführer von RB Leipzig auch sein. Gespräche dürften dann auch geführt werden. Über die Gegenwart mit bisher vier Siegen in vier Grand Prix in diesem Jahr, dem Rennspektakel in Sonderlackierung am Sonntag (21.30 Uhr/Sky) und der Zukunft, die eine noch länger anhaltende Red-Bull-Ära parat haben könnte.
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