Auf dem Weg zu seinem triumphalen Premierensieg im Riesenreich China kamen bei Max Verstappen nur einmal Sorgen auf. Kurz vor Schluss befürchtete der dreimalige Formel-1-Weltmeister schon einen Plattfuß, nachdem er mit seinem Red Bull über Trümmerteile gerast war. «Es war ein bisschen beängstigend», sagte der 26 Jahre alte Niederländer. Doch das war’s auch schon mit den Bedenken an einem Sonntag in Shanghai ganz im Zeichen des übermächtigen Dominators der Königsklasse des Motorsports.
Mit einer weiteren Machtdemonstration krönte er den ersten China-Trip der Formel 1 seit 2019 und setzte 15 Jahre nach Sebastian Vettel die nächsten Red-Bull-Erfolgsmarken. Im Klassement rast er der Konkurrenz wie auf der Strecke davon. Vier der fünf Grand Prix in diesem Jahr gewann Verstappen bereits. «Ich glaube, wir können wieder an den WM-Titel denken», betonte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko in China.
Verstappens beeindruckende Bilanz
2019, als Lewis Hamilton im Mercedes die Formel 1 noch dominierte und den Großen Preis von China vor der langen Corona-Zwangspause gewonnen hatte, standen auf Verstappens Konto gerade mal fünf Siege. Seitdem kamen 53 hinzu, der in China eingerechnet. Das heißt auch: Verstappen gewann seitdem die Hälfte der 106 Rennen.
Noch deutlicher wird seine Herrschaft seit seinem ersten WM-Titel 2021. Von den zusammen 49 Grand Prix 2022, 2023 und in diesem Jahr entschied Verstappen 38 für sich. In Shanghai hatte er zudem am Samstag das erste Sprintrennen des Jahres gewonnen und sich danach noch die fünfte Pole in der fünften Quali dieser Saison geholt. «Er gehört zu den ganz Großen», pries Marko seinen Meisterfahrer und prophezeite angesichts des anstehenden erst 27. Geburtstags Ende September: «Da kommt noch einiges.»
In einem trotz der Überlegenheit von Verstappen unterhaltsamen und ereignisreichen Rennen betrug der Vorsprung des WM-Spitzenreiters knapp 14 Sekunden auf Lando Norris im McLaren. «Wie ich schon Anfang des Jahres sagte, ich denke, dass wir gegen die Red Bulls kämpfen können», meinte der Brite danach. Ein Sieg sei auch drin.
Ferrari-Duo kämpft schon um den Anschluss
«Am richtigen Tag, zum richtigen Zeitpunkt, unter den richtigen Bedingungen und wenn es voll zu unserem Auto passt», sagte Norris zu den Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen, um Verstappen wenigstens einmal zu stoppen. Immerhin konnte sich Norris vor Sergio Pérez im zweiten Red Bull ins Ziel retten, den im Gegensatz zu Verstappen die zwei Safety-Car-Phasen merklich eingebremst hatten.
Im Klassement liegt der Mexikaner, der weiterhin auch um einen neuen Vertrag fürs kommende Jahr fährt, nun bereits 25 Punkte hinter Verstappen. 34 Punkte Rückstand hat Charles Leclerc als Dritter, dessen Noch-Teamkollege bei Ferrari, Carlos Sainz, liegt gar 41 Zähler zurück. Am Sonntag in Shanghai waren sie Vierter und Fünfter geworden.
Happy Hülkenberg
Im Gegensatz zu den hohen Ansprüchen der Scuderia konnte Nico Hülkenberg (36) mit seiner Fahrt in die Top Ten hochzufrieden sein. «Es fühlt sich gut, es fühlt sich süß an», sagte der Haas-Pilot. Es sei eines der saubersten Rennen seiner Laufbahn gewesen. «Von daher bin ich sehr, sehr happy und auch ein Stück weit stolz.»
Zehnter war Hülkenberg einen Platz hinter Rekordweltmeister Hamilton geworden, für den die Abschiedstournee im Mercedes vor seinem Wechsel zu Ferrari nach dieser Saison immer quälender wird. Daran vermochte auch das Aufflackern in den Augen des seit Dezember 2021 sieglosen 103-maligen Grand-Prix-Gewinners nach dem zweiten Rang im Sprint von Shanghai nichts ändern. Nach einer von ihm selbst veranlassten Setup-Änderung am Wagen danach ging kaum etwas. Er habe «dafür den Preis bezahlt», sagte Hamilton schuldbewusst.
Von Vettels Pole in Shanghai zu Verstappens Triumph in China
Egal, was Verstappen anfasst, es scheint dagegen zu funktionieren. In der Qualifikation hatte er am Samstag seinem Team die 100. Pole in der Motorsport-Königsklasse beschert. Die erste hatte Sebastian Vettel geholt vor fast auf den Tag genau 15 Jahren am 18. April 2009 – und das auch in China. Dass Verstappen dann auch den Großen Preis gewann und für den 117. Grand-Prix-Erfolg von Red Bull sorgte, passte zur kleinen Zeitreise.
In Gefahr geriet Verstappens erster Erfolg in China nie. Beim Start zog Altmeister Fernando Alonso, der 2004 beim Debüt der Formel 1 in Shanghai im Renault Vierter geworden war, im Aston Martin an Pérez vorbei auf Platz zwei und attackierte in der ersten Kurve zwar auch Verstappen. Aber ohne Erfolg, dafür schnappte der am Ende siebtplatzierte Alonso Verstappen den Punkt für die schnellste Rennrunde weg.
«Es gibt immer diese kniffligen Momente im Rennen, die Re-Starts zum Beispiel oder der richtige Start», erzählte Verstappen nicht allzu erschöpft nach seinem Triumph, für den er ein überdimensionales Sieger-Collier bekam: «Danach ist es Renn-Management. Du schaust auf die Reifen, versuchst die Lücke zu vergrößern. Man hat genug zu tun, man kann es aber genießen.»
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