Max Verstappen hat seine erste Titelchance in der heißen Unwetter-Nacht von Singapur nicht genutzt, kann trotz eines verkorksten Rennens aber schon in einer Woche zum zweiten Mal Formel-1-Weltmeister werden.
Nach einem heftigen Gewitter wurde der Niederländer nach zuvor fünf Siegen nacheinander nur Siebter und war beim Triumph seines Red-Bull-Kollegen Sergio Perez chancenlos. Die Plätze zwei und drei sicherten sich die Ferrari-Fahrer Charles Leclerc und Carlos Sainz.
«Es war sicher meine beste Leistung. Die letzten paar Runden waren total intensiv. Im Auto habe ich es gar nicht so gespürt, aber als ich aus dem Auto raus war, habe ich gemerkt, wie hart ich gepusht habe», sagte der 32 Jahre alte Perez. Leclerc meinte: «Ich habe gepusht, aber nach dem schlechten Start war es einfach schwierig. Ich hatte ein bisschen durchdrehende Reifen. Körperlich war es schwierig.»
Komfortabler Vorsprung
In der Gesamtwertung führt der 25-jährige Verstappen (341 Punkte) nach 17 von 22 Rennen weiterhin komfortabel vor Leclerc (237) und Perez (235). Die erfolgreiche Titelverteidigung könnte Verstappen am kommenden Sonntag in Suzuka perfekt machen. Hat der Spitzenreiter nach dem Großen Preis von Japan 112 Punkte Vorsprung, ist ihm die WM-Trophäe bei anschließend noch vier ausstehenden Läufen nicht mehr zu nehmen.
«Siebter ist besser als Achter, aber dafür bin ich nicht hier», bilanzierte Verstappen, der schon den Start verpatzte, bei Sky: «Dann bin ich von hinten in die Punkte, aber das ist nicht da, wo ich sein will.» Perez wünschte seinem Stallrivalen derweil, dass er in einer Woche den Titel einfährt: «Für Max wäre es schön, wenn er es in Japan klarmachen kann. Das wäre auch ein fantastischer Tag für Honda.» Red Bulls Motorenpartner kommt aus Japan.
Perez selbst drohte nach dem Sieger-Feuerwerk und der Party auf dem Podium zunächst noch Ärger. Der Motorsport-Weltverband Fia untersuchte einen Zwischenfall während einer Safety-Car-Phase und bestellte ihn zum Gespräch bei den Rennkommissaren ein. Perez soll mehr als zehn Wagenlängen Abstand zum Safety-Car gelassen haben und wurde dafür nachträglich mit einer Zeitstrafe von fünf Sekunden belegt. Erlaubt sind nur fünf. Mehr als zwei Stunden nach Rennende entschied die Fia das erst um 1.45 Uhr am Montagmorgen Ortszeit. Außerdem erhielt er für ein ähnliches Vergehen noch eine Ermahnung.
Vettel holt Punkte
Sebastian Vettel steuerte seinen Aston Martin ohne größere Zwischenfälle auf Platz acht und sicherte sich die erhofften Punkte. «Eine Runde oder zwei hätten noch gut getan», sagte Vettel, der sich am Ende von Verstappen überholen lassen musste. Mick Schumacher landete im Haas-Rennwagen unter Flutlicht auf Rang 13 und ging als Vorletzter erneut leer aus. «Es ist schade, weil die Chance da war. Der sechste Platz war auf jeden Fall in den Karten, wenn wir eine Runde später an die Box wären», sagte Schumacher.
Erst mit mehr als einer Stunde Verspätung ging es auf die immer noch sehr nasse Strecke. Heftiger Regen hatte für eine Verzögerung gesorgt, zeitweise hatte es so geschüttet, dass an ein normales Rennen nicht mehr zu denken war. Als der Grand Prix nach einer deutlichen Besserung aber freigegeben wurde, verlor Leclerc seinen ersten Startplatz schnell. Perez kam am besten weg und übernahm die Spitze. Verstappen hingegen legte verhalten los und fiel von Rang acht auf zwölf zurück. In der Qualifikation am Samstag hatte sein Team gepatzt und zu wenig getankt. Deswegen musste er eine letzte schnelle Runde verärgert abbrechen.
Im schmalen Betonkanal von Singapur ist das Überholen herausfordernd. Vor allem, wenn es zusätzlich noch nass ist. Verstappen mühte sich trotzdem Stück für Stück durch das Feld und war nach fünf Runden schon Neunter. Vettel, mit fünf Erfolgen Rekordsieger auf der Strecke in Asien, kam schnell von Rang 14 auf acht nach vorne. Vor seinem Karriereende im November war er das letzte Mal auf der Stadtstrecke dabei, die er besonders mag.
Nasse Strecke
Mit Besen hatten die Streckenposten notdürftig versucht, die Piste vom Wasser zu befreien, doch das gelang nicht überall. Auch wenn es zu Rennbeginn längst zu regnen aufgehört hatte, blieben die Bedingungen schwierig. «Ich denke, es trocknet nicht sehr schnell», funkte McLaren-Fahrer Lando Norris früh an die Box. An der Spitze störte das Perez nicht, verfolgt von Leclerc setzte sich das Duo mit mehr als sieben Sekunden ab. Verstappen hatte bereits knapp 30 Sekunden Rückstand, als das Safety-Car das erste Mal rausmusste.
Abflüge in die Streckenbegrenzung von Alexander Albon und Esteban Ocon brachten weitere Verzögerungen, sodass es kaum einen richtigen Rennfluss gab. Auch Rekordweltmeister Lewis Hamilton kam als Vierter vom Kurs ab und lag plötzlich mit defektem Frontflügel direkt vor Verstappen. Ferrari riskierte viel, als Leclerc nach 35 Runden als Erster aus der Spitzengruppe auf Medium-Trockenreifen wechselte, kurz darauf zogen auch Perez und Verstappen nach.
Mit den neuen Pneus wäre der Grand Prix für Verstappen dann schnell fast vorbei gewesen. Auch er rutschte mit hoher Geschwindigkeit von der Strecke und ruinierte sich dabei die Reifen. «Ich muss an die Box», funkte er – und fiel wieder auf Rang 13 zurück. Teamkollege Perez musste sich gegen den kämpferischen Leclerc wehren und war damit bis zum Schluss erfolgreich, Verstappen schaffte es schließlich gerade noch so in die Punkteränge.
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