24. November 2024

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Verstappen «glücklich» über WM-Führung – Hamilton verärgert

Max Verstappen hat wieder die WM-Führung übernommen. Im Regen von Istanbul verdrängt der Red-Bull-Pilot Lewis Hamilton von der Spitze. Der Brite ist über die Mercedes-Taktik verärgert.

Sauer stapfte Lewis Hamilton nach dem Verlust der WM-Führung durch die Boxengasse von Istanbul, Max Verstappen machte nach seiner Rückkehr an die Formel-1-Spitze sogar Scherze.

Im Regen der Türkei verdrängte der Red-Bull-Pilot als Zweiter hinter Gewinner Valtteri Bottas den siebenmaligen Weltmeister wieder von der Spitze.

Nach einer Strafversetzung rettete sich Hamilton von Rang elf noch auf Platz fünf. Im am Ende packenden Reifenpoker beschwerte er sich aber über den vom Mercedes-Kommandostand angekündigten Zeitpunkt des Boxenstopps. «Im Nachhinein hätten wir draußen bleiben sollen oder früher reinkommen sollen», meinte Hamilton, der vor seinem späten Reifenwechsel auf Rang drei lag. «Letzten Endes ist es sehr frustrierend.» Mercedes-Teamchef Toto Wolff sprach von «Schadensbegrenzung» bei seinem Topstar.

In der WM-Wertung liegt der Brite nach seiner holprigen Aufholjagd nun sechs Zähler hinter Verstappen, der vor zwei Wochen in Russland furios von Rang 20 auf zwei gerast war. «Wir sind glücklich mit dem zweiten Platz. Unter diesen Bedingungen ist es einfach, Fehler zu machen», sagte Verstappen, dessen Teamkollege Sergio Perez am Sonntag Dritter wurde. Auf die Frage, was für ihn im Grand Prix am Schwersten gewesen sei, scherzte er: «Wach zu bleiben.»

Vor Zehntausenden Fans verzockte sich Sebastian Vettel im Aston Martin beim Boxenstopp mit Trockenreifen. Er blieb als 18. zum vierten Mal nacheinander ohne Zähler. «Tut mir leid für die Ansage. Ich dachte, es würde sich lohnen, das Risiko einzugehen», räumte Vettel zerknirscht ein.

Nach dem besten Qualifikationsergebnis seiner Karriere warf Mick Schumacher im unterlegenen Haas eine frühe Kollision mit Alpine-Routinier Fernando Alonso zurück, der später seinen Fehler einräumte. Überrundet schleppte sich Schumacher als 19. über die Ziellinie. «Wir konnten nicht viel machen», sagte er. Dennoch könne er «sehr viel Positives» aus dem Wochenende mitnehmen.

Rennen unter schwierigen Wetterbedingungen

Nebel und Nieselregen rund um den Intercity Istanbul Park hatten die Fahrer zu Intermediates gezwungen. «Ich muss, ich will das Rennen irgendwie gewinnen», verkündete Hamilton, der nach einem regelwidrigen Motorentausch statt von Rang eins nur von Platz elf starten durfte.

Erster Profiteur war sein Mercedes-Teamkollege Bottas, der das Feld in die 170 Meter bis zur ersten Bremszone führte. Direkt dahinter lauerte Verstappen, der allerdings schon das ganze Wochenende die Balance seines Red Bull bemängelt hatte.

An Bottas kam der Niederländer nicht vorbei, Hamilton machte ebenfalls zunächst kaum Boden gut. Schumacher war nach Startplatz 14 «sehr, sehr glücklich» gewesen. Der 22-Jährige kam auch erstmal gut weg. Eine Berührung mit Alonso, der nach einem Dreher auf den Asphalt zurückkehrte, warf ihn aber ans Ende des Feldes zurück. Die Rennkommissare brummten dem zweimaligen Weltmeister aus Spanien eine Fünf-Sekunden-Strafe auf.

Timing für Boxenstopp entscheidend

Vettel hing nach einer weiteren enttäuschenden Qualifikation auf Position zehn fest. Hamilton arbeitete sich weiter nach vorne. Erst an Yuki Tsunoda und Lance Stroll vorbei, dann an Lando Norris und Pierre Gasly. Die Intermediates verloren immer mehr an Profil, das richtige Timing für Reifenwechsel beschäftigte die Kommandostände.

Bottas bestimmte vorne das Tempo mit sicherem Vorsprung auf Verstappen. Hamilton kämpfte spektakulär Rad an Rad gegen Perez im zweiten Red Bull, hing aber erstmal fest.

Verstappen kam in der 37. Runde als erster Pilot aus der Spitzengruppe an die Box, fiel aber nur auf Platz drei zurück. Bottas erhielt einen Umlauf später frische Intermediates. Vettel versuchte es indes mit den Medium-Reifen, musste aber rasch das Experiment beenden und die Gummis wieder wechseln. «Es funktioniert nicht», musste der viermalige Weltmeister enttäuscht einräumen.

Hamilton ging ebenfalls ins Risiko. Der siebenmalige Champion zögerte seinen Boxenstopp grimmig so lange heraus wie nur möglich. Ein Jahr nach seinem vorzeitigen Titelgewinn in der Türkei, als er in einem Regenchaos von Position sechs noch ganz nach vorne gefahren war, wollte er zumindest den Sprung auf das Podest erzwingen.

Die Mercedes-Strategen wollten ihren Star-Fahrer längst in die Garage lotsen – Hamilton blieb aber draußen. Erst in Runde 51 war es dann soweit, der erste Reifensatz war längst abgefahren. Hamiltons Dienstwagen erhielt nun frische Gummis. Bei der Rückkehr auf die Strecke verlor er zwei Plätze und wurde Fünfter.

Von Martin Moravec und Thomas Wolfer, dpa