Dem Klischee nach kennen sich die Schwaben mit dem Sparen aus. Fußball-Oberligist Stuttgarter Kickers, der als klassentiefster Verein in der 2. Runde des DFB-Pokals am Dienstag (18.00 Uhr/Sky) den Europa-League-Gewinner Eintracht Frankfurt empfängt, steckt seit Jahren in finanziellen Nöten und muss besonders aufs Geld achten.
Nun schränkt die Energiekrise den Spielraum noch weiter ein, weil die Kosten förmlich explodieren. «Wir erwarten eine Steigerung beim Gas um 520 Prozent, beim Strom um 240 Prozent», sagte Kickers-Präsident Rainer Lorz der Deutschen Presse-Agentur. «Alle unsere Abteilungen entwickeln Maßnahmen, um einzusparen.»
Das verbindet derzeit die kleinen und die großen Clubs – quer durch die Republik machen sich die Verantwortlichen Gedanken, wie sie den Energieverbrauch drosseln können. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) haben bereits zu Saisonbeginn die Vereine dazu aufgerufen, 15 bis 20 Prozent an Energie einzusparen. Vor allem Rasenheizung, Wasserverbrauch und Flutlicht stehen im Fokus.
Flutlichtspiele im Fokus
Im DFB-Pokal ist ab dieser Runde eine Lichtstärke von 800 Lux die Vorgabe für Flutlichtspiele. In der Bundesliga müssen es mindestens 1600 Lux sein, in der 3. Liga und der Frauenfußball-Bundesliga gibt es diesbezüglich keinerlei Vorgaben. Zuletzt fanden in der 3. Liga von acht Spielen am Samstagnachmittag sechs ohne Flutlicht-Einsatz statt. Klar ist aber: Ob mit künstlicher Beleuchtung gespielt wird oder ohne, müssen die Proficlubs im Zweifelsfall mit den TV-Partnern besprechen.
Genervt ist man von dem Thema beim VfB Oldenburg. Das Marschwegstadion des Drittliga-Aufsteigers hat kein Flutlicht und keine Rasenheizung. Beides gehört aber zu den Lizenzauflagen des DFB für die 3. Liga. Um eine Ausnahmegenehmigung für das Marschwegstadion zu bekommen, muss der Club bei jedem Heimspiel eine mobile Flutlichtanlage auf- und wieder abbauen, um bestimmte Beleuchtungsverhältnisse für eine TV-Übertragung bieten zu können.
Das galt selbst bei Heimspielen am Sonntag um 13 Uhr Mitte August bei 27 Grad und wolkenlosem Himmel. Der Oldenburger Präsident Wolfgang Sidka hat dafür kein Verständnis, weiß aber: «Es geht dabei um die übertragenden TV-Sender, die dem DFB viel Geld zahlen und die argumentieren: Wir brauchen das Licht für unsere Bildqualität.»
Sparen durch LED-Qualität
In Stuttgart haben die Kickers andere Sorgen – und Lösungen: «Es hilft uns, dass wir die Flutlichtanlage auf dem Trainingsgelände vor rund einem Jahr auf LED-Modus umgestellt haben», sagt Vereinschef Lorz. Je nach Standort und LED-Qualität spart das laut DFB-Angaben 30 bis 50 Prozent. «Wir versuchen auch, das Training öfter mal in den Nachmittag vorzuziehen und die Zeit, in der wir Flutlicht brauchen, dadurch einzukürzen.» Dennoch geht der Präsident davon aus, dass die Kickers und andere unterklassige Vereine die Energie-Mehrkosten «härter treffen als etwa die Bundesligisten, der die besser abfedern können.»
Christian Schlichting teilt Lorz‘ Einschätzung: «An einigen Stellen sind wir sicherlich stärker betroffen, weil die steigenden Kosten einen kleineren Etat prozentual höher belasten als einen großen», meint der Vorstandsvorsitzende des Nord-Regionalligisten VfB Lübeck vor dem Pokal-Heimspiel am Dienstag gegen Bundesligist Mainz 05 (18.00 Uhr). Deshalb gebe es laut Schlichting «die klare Absicht, dass die Rasenheizung in diesem Winter im Ligabetrieb von uns nicht in Betrieb genommen wird». Weitere Maßnahmen seien bereits umgesetzt – etwa die Beleuchtung auf einigen Trainingsplätzen mit LED-Technik – oder in Planung. So will der VfB auf dem Stadiondach der Lohmühle demnächst eine große Photovoltaik-Anlage installieren.
Nachhaltigkeits-Meister Hoffenheim
Die Vertreter aus dem Profilager sind da teilweise schon deutlich weiter. Als Nachhaltigkeits-Meister gilt die TSG Hoffenheim, die in der eigenen Arena nicht mit Gas, sondern Holzpellets heizt. Damit werde überwiegend der Wärmebedarf für Rasenheizung, Raumwärme und Warmwasser gedeckt. Heimspiele wie das im Pokal am Dienstag (20.45 Uhr) gegen Schalke 04 werden so nicht zur ganz großen Energiekosten-Falle.
In Leipzig, wo RB am Dienstag (18.00 Uhr) den Zweitligisten Hamburger SV empfängt, müssen sich die Fans ihre Hände mit kaltem Wasser waschen, ausgenommen in den VIP- und Behinderten-Toiletten. Und im Stadion fließt ausschließlich Ökostrom, teilte der Verein mit. LED-Lampen und Helligkeitssensoren sollen für energieschonende Lichtverhältnisse sorgen. Zudem laufe ein Pilotprojekt, um Rasenheizung und Bewässerung energieeffizient zu optimieren. Sparen ist abgesagt – nicht nur im Schwabenland.
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