Den Rekordstart nahm Mark van Bommel betont gelassen zur Kenntnis. Der Trainer des VfL Wolfsburg und frühere Weltklassespieler des FC Bayern München weiß, wie schnell die Stimmung im Turbo-Business Profifußball kippt.
Er hat es selbst in seiner bisher kurzen Amtszeit bei den Niedersachsen schon erlebt. Ein überzeugendes 1:0 gegen Vizemeister RB Leipzig, erstmals in der Vereinshistorie die ersten drei Bundesligaspiele einer Saison gewonnen, Tabellenplatz eins: Damit haben vor ein paar Wochen wohl nur die optimistischsten Wolfsburg-Fans gerechnet.
«Wir haben fünf Testspiele verloren, dann kommt ein Wechselfehler», sagte van Bommel in Erinnerung an die Saisonvorbereitung und das nachträgliche Aus im DFB-Pokal, weil er einen Spieler zu viel eingewechselt hatte. «’Wackeltrainer‘, ‚Krise in Wolfsburg‘. Was habe ich noch gelesen? ‚Jetzt muss Wolfsburg liefern mit dem Rücken zur Wand.‘ Jetzt haben wir dreimal gewonnen und jetzt müssen wir uns selber feiern? Nein», sagte der Niederländer ruhig, aber bestimmt. «Wir bleiben einfach ruhig, so wie wir es auch geblieben sind nach den fünf Testspielniederlagen und nach dem Pokal.»
Klarer Plan auf dem Platz
Ruhe – dieses Stichwort passt zu den Wolfsburger Auftritten der bisherigen Bundesliga-Saison. Nicht, dass man es falsch versteht: Der VfL spielt aggressiv und die Wolfsburger Spieler scheuen sich auch nicht, auf dem Platz mal lauter zu werden. Aber: Der VfL lässt sich auch nach Rückschlägen nicht aus dem Konzept bringen und scheint immer seinen Plan zu verfolgen. Ruhig und gelassen. Bei Hertha BSC wandelte man so ein 0:1 noch in einen Sieg um, gegen den VfL Bochum und Leipzig brachten die «Wölfe» einen knappen Vorsprung in engen Schlussphasen über die Zeit.
Seinen Anteil am Erfolg hat auch Mittelfeldstütze Xaver Schlager. Der Österreicher musste gegen Leipzig gut 20 Minuten vor dem Ende verletzt ausgewechselt werden und wird länger fehlen. Er zog sich nach Vereinsangaben eine «schwerwiegende Knieverletzung» zu und muss operiert werden.
Ob Schlager oder dessen Mitspieler: Obwohl van Bommel seinen Job erst in diesem Sommer übernommen hat, strahlten die VfL-Profis in den ersten Partien ein großes Vertrauen in die eigene Stärke und das System aus. Abläufe wirken eingespielt. Der Nachfolger von Erfolgscoach Oliver Glasner, der den VfL in der vergangenen Saison überraschend in die Champions League führte, hat bewusst nicht alles umgekrempelt, das Wolfsburger Spiel nur in einigen Punkten angepasst.
«Wir haben letztes Jahr vieles gut gemacht. Von daher sollte man auch nicht alles ändern», sagte Mittelfeldmotor Maximilian Arnold. Der größte Unterschied im Vergleich zum Spiel unter Glasner sei bei van Bommel: «Er versucht, mehr Ballbesitz reinzubringen.»
«Kirche im Dorf lassen»
Führungsspieler Arnold sieht es nicht nur bei der fußballerischen Herangehensweise ähnlich wie sein Trainer. Auch er lässt sich vom starken Ligastart nicht blenden. «Es ist noch nicht alles Gold, was glänzt», sagte der 27-Jährige. «Wir müssen die Kirche im Dorf lassen.» Beispielsweise beim Thema Chancenverwertung kann sich der VfL noch deutlich verbessern. Sowohl gegen Bochum als auch gegen Leipzig verpassten es die Wolfsburger trotz guter Gelegenheiten, die Partie frühzeitig zu entscheiden.
Gerade in der Offensive wird van Bommel in Zukunft reichlich Alternativen haben. Nachdem Wolfsburg zuletzt schon den siebenmaligen Nationalstürmer Luca Waldschmidt verpflichtet hatte, legte der VW-Club am Montag mit der Leihe von Angreifer Dodi Lukebakio noch einmal auf dem Transfermarkt nach. Omar Marmoush wird dagegen erneut verliehen und wechselt bis zum Saisonende zum VfB Stuttgart.
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