22. November 2024

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US-Turnstar Biles steigt aus – Russland holt Team-Gold

Nach einem Gerät ist Schluss. US-Star Simone Biles bricht den Team-Wettbewerb in Tokio ab. Nun wird über den «medizinischen Grund» gerätselt. Die russischen Turnerinnen gewinnen Mannschafts-Gold.

Jubel bei den russischen Turnerinnen, Bangen um US-Superstar Simone Biles: Das Team des Russischen Olympischen Komitees ist erstmals seit 29 Jahren wieder Mannschafts-Olympiasieger und hat dabei auch vom Aus von Biles profitiert.

Die russische Riege gewann am Dienstag in Tokio das Finale mit 169,528 Punkten. Ohne die viermalige Olympiasiegerin Biles, die laut Verbandsangaben aus «einem medizinischen Grund» nach dem Sprung den Wettkampf abbrach, kam die USA mit 166,096 Zählern auf Rang zwei und verpasste dadurch den dritten Olympiasieg hintereinander. Platz drei belegte Großbritannien mit 164,096 Zählern.

Letztmals 1992 Gold für Russland

Russische Turnerinnen hatten zuletzt 1992 in Barcelona mit der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten Team-Gold gewonnen. Die deutschen Turnerinnen waren nur Zuschauerinnen im Finale, das Elisabeth Seitz, Kim Bui (beide Stuttgart), Sarah Voss (Köln) und Pauline Schäfer (Chemnitz) als Neunte in der Ausscheidung mit 161,162 Punkten verpasst hatten. Vor fünf Jahren in Rio de Janeiro hatte die deutsche Riege den sechsten Platz belegt.

Im Fokus stand aber Biles, die ihre Teilnahme nach dem ersten Gerät abbrach. Für ihren Sprung hatte die 24-Jährige zuvor die für sie ungewohnt niedrige Wertung von 13,766 Punkten bekommen. Anschließend verließ sie mit dem Mannschaftsarzt der Amerikanerinnen die Halle, in die sie kurze Zeit später mit einer Bandage am rechten Bein zurückkehrte. In den Startlisten wurde sie fortan mit einen «R» für Reserve geführt, der Turn-Weltverband bestätigte kurz daraus das Aus im Team-Finale.

Chiles ersetzt Biles

Am zweiten Gerät, dem Stufenbarren, wurde Biles von der als Ersatzfrau in der Startliste aufgeführten Jordan Chiles ersetzt. Die Ausnahmeturnerin sollte eigentlich an allen vier Geräten antreten. Später gab der US-Verband bekannt, dass Biles sich «aus einem medizinischen Grund» zurückgezogen habe. «Sie wird täglich untersucht, um die medizinische Freigabe für zukünftige Wettbewerbe zu bestimmen», hieß es. Nähere Angaben wurden nicht gemacht.

Schon in der Qualifikation am vergangenen Sonntag hatte Biles nicht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen können. Allerdings war sie trotz zahlreicher Schnitzer Beste des Vierkampfes aus Boden, Schwebebalken, Sprung und Stufenbarren.

Auf Instagram hatte sie sich am Montag über den enormen Druck beklagt. «Es war kein einfacher Tag oder mein Bestes, aber ich bin durchgekommen. Ich fühle mich wahrhaftig als hätte ich zur Zeit die Last der Welt auf meinen Schultern. Ich weiß, ich bürste es ab und lasse es so aussehen als würde der Druck keinen Einfluss auf mich haben, aber verdammt, manchmal ist es hart hahaha. Olympia ist kein Witz», schrieb sie. Zwei Stunden vor dem Team-Finale hatte sie allerdings noch einen Videoclip auf Instagram gepostet, der sie im Turndress vor einem Spiegel in der Toilette zeigte.

Von Martin Kloth, dpa