Mehr als 5000 mitgereiste Fans des 1. FC Union Berlin hatten das 1:2 (1:2) beim VfL Wolfsburg ziemlich schnell vergessen. Sie feierten ihre Mannschaft trotzdem, schließlich gibt es im Leben eines Union-Anhängers in diesen Tagen Wichtigeres als den Alltag in der Fußball-Bundesliga.
Mittwochabend, Bernabeu-Stadion: das erste Champions-League-Spiel der Vereinsgeschichte – und das auch gleich bei dem erfolgreichsten Club, den dieser Wettbewerb kennt. «Das sind einmalige Erfahrungen, auf so einer Bühne im Bernabeu zu spielen. Das darf nicht jeder», sagte Nationalspieler Robin Gosens vor dem Spiel bei Real Madrid.
Union findet gegen Wolfsburg keine Mittel
Nur Union-Trainer Urs Fischer steckte die zweite Bundesliga-Niederlage nacheinander nicht ganz so einfach weg. 0:3 gegen Leipzig, jetzt 1:2 in Wolfsburg: «Ich glaube nicht, dass wir uns heute auf das Spiel am Mittwoch freuen. Diese Niederlage gilt es aufzuarbeiten und zu analysieren», sagte der Schweizer streng.
Die Wolfsburger bedienten sich vor 28.917 Zuschauern genau der Mittel, die aus dem langjährigen Zweitliga-Club Union in nur fünf Jahren einen Champions-League-Teilnehmer gemacht haben: Zweikampfstärke, Zielstrebigkeit, enorm kompaktes Verteidigen. Und die Berliner fanden dagegen kaum Mittel.
Vor dem 1:0 durch Jonas Wind (12. Minute) verlor Unions Torjäger Kevin Behrens beim Spielaufbau den Ball. Und nach dem Ausgleich von Gosens (28.) dauerte es nur zwei Minuten, bis Wolfsburgs zweiter Däne Joakim Maehle den VfL per Volleyschuss erneut in Führung brachte (30.).
«In der Bundesliga ist kein Spiel einfach. Dementsprechend sollten wir uns jetzt nicht alle verrückt machen», sagte Gosens. «Wir müssen aus dem Spiel die wichtigen Dinge mitnehmen: die Intensität. Die Lust, zu verteidigen. Ich glaube, man hat heute schon das Union-Gesicht gesehen.» Allerdings habe man dabei «ein Spiel verloren, was nicht verloren werden musste. Deshalb stehe ich hier heute als relativ trauriger Mann.»
Gosens: «Ehrfurcht und Angst brauchen wir nicht»
Gosens und Wolfsburg: Das ist offenbar eine Geschichte, die jedes Mal verheißungsvoll beginnt und dann doch für den 29-Jährigen nicht glücklich endet. Vor der Saison deutete zunächst vieles auf einen Transfer des Nationalspielers zum Volkswagen-Club hin. Der Linksverteidiger war bereits in der Stadt, um sich das imposante Trainingsgelände anzuschauen. Erst als der VfL die Ablöseforderungen von Inter Mailand nicht erfüllen wollte, wechselte Gosens nach Berlin.
Am vergangenen Wochenende absolvierte er dann wieder in Wolfsburg das erste Länderspiel seit seinem Wechsel zum 1. FC Union, der zuvor keinen Nationalspieler für das DFB-Team gestellt hatte. Beim 1:4 gegen Japan verschuldete Gosens allerdings ein Gegentor. Und auch sein drittes Tor im vierten Bundesliga-Spiel war am Samstag nicht viel wert. Gosens traf per Kopf nach Flanke von Aissa Laidouni, salutierte danach vor der Südtribüne – und fuhr am Ende doch mit leeren Händen nach Hause.
Gosens‘ Aufgabe ist es jetzt, seinen Teamkollegen bis zum Spiel in Madrid etwas von seiner Erfahrung mit auf den Weg zu geben. In der vergangenen Saison stand der Nationalspieler mit Inter Mailand noch im Finale der Champions League. So etwas hat bei Union mit Ausnahme des neuen Verteidigers Leonardo Bonucci noch niemand erlebt. Gosens wichtigste Botschaft vor dem Spiel bei Real: «Ehrfurcht und Angst sind genau die beiden Sachen, die wir nicht brauchen.»
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