Als die Union-Profis auf ihrer Ehrenrunde waren, versammelte Domenico Tedesco seine geschlagenen Leipziger Spieler zu einer ersten Krisenansprache. Eindringlich redete der RB-Coach auf sein Starensemble nach dem 1:2 (0:2) ein.
Zuvor hatten die Berliner ihre erstaunliche Siegesserie gegen RB fortgesetzt und den ungeliebten Kontrahenten aus Sachsen mit eiskalten Kontern in die Krise geschossen. Der Club aus Köpenick, der saisonübergreifend nun seit zehn Spielen ungeschlagenen sind, kletterte mindestens für eine Nacht auf Platz zwei der Fußball-Bundesliga.
Union siegt in der Alten Försterei
Bei RB stehen Tedesco nach der bitteren Niederlage – schon der vierten in Serie in der Bundesliga gegen Union – schwere Tage bevor. Kein Sieg und nur zwei Zähler nach drei Spieltagen. Diese eklatante Ergebnispanne wird der Coach dem zuletzt schon kritischen Boss Oliver Mintzlaff sicher erklären müssen.
«Es ist extrem bitter, weil wir die ersten 28 Minuten gut im Spiel waren. Mit den ersten zwei Torchancen kriegen wir zwei Tore», haderte Tedesco und räumte ein: «Wir sind natürlich ernüchtert, ist doch klar.» Jubelstimmung herrschte dagegen bei Union. «Wir haben erst den dritten Spieltag. Trotzdem ist es eine schöne Momentaufnahme», sagte Robin Knoche und Christopher Trimmel meinte: «Wir haben unsere Stärken wieder ins Spiel gebracht. Das war schon eine Herausforderung. Ein bisschen Glück gehört auch dazu.» Gleichzeitig betonte der Kapitän: «Unser Ziel bleibt der Klassenerhalt. Wir werden alles dafür tun, dass wir 40 Punkte erreichen. Und dann werden wir neue Ziele definieren.»
Jordan Siebatcheu (32. Minute) und Sheraldo Becker (38.) bestraften mit ihren Toren vor 21.056 Zuschauern die fußballerisch überlegenen, taktisch aber als einfallslos entlarvten Leipziger, die schnell in die Spur kommen müssen, um den Anschluss an die Liga-Spitzengruppe – zu der Union gehört – nicht zu verpassen. Das späte Leipziger Kopfballtor durch Willi Orban reichte nicht mehr (83.).
Duell der vermeintlichen Gegensätze
Union gegen RB. Das war wie immer auch das Duell der zelebrierten Arbeiter-Romantik im Osten Berlins, die den als milliardär-finanziert angeprangerten Fußball des Kontrahenten partout nicht akzeptieren mag. Die Fans der Eisernen wollten auch diesmal 15 Minuten schweigen, um gegen das aus ihrer Sicht als Konstrukt abzulehnende RB-System zu demonstrieren.
Ausgerechnet der als besondere Reizfigur ausgemachte Timo Werner sorgte für das um drei Minuten verfrühte Ende des Schweigegelübdes, als er im Zweikampf mit Trimmel im Strafraum zu Boden ging. Kein Elfmeter. Trimmel räumte einen Kontakt ein und meinte, dass Schiedsrichter so einen Elfmeter auch schon gegeben hätten.
Die wilde Pfeiferei war kaum verklungen, da hätte ein Torjubel den Lärmpegel in die Höhe treiben können, doch Mohamed Simakan klärte einen Schuss von Julian Ryerson auf der Linie (15.). Noch knapper kam Werner (19.) einem Torerfolg. Sein Lupfer nach Zuspiel von Benjamin Henrichs sprang an den Pfosten. Leipzig hatte das Spiel im Griff, der Ballbesitz näherte sich gefühlt der dreistelligen Prozentmarke. Und doch tappte RB mit voller Wucht in die Union-Falle. Dabei hatte Tedesco vorher noch gewarnt und das kompakte Spiel der Köpenicker mit dem des FC Chelsea und von Inter Mailand unter deren Ex-Coach Antonio Conte verglichen. Ein Vergleich der auch Union-Trainer Urs Fischer sichtlich schmeichelte.
Union-Neuzugang Siebatcheu trifft erneut
Den ersten schnellen Union-Konter schloss Siebatcheu nach Zuspiel von Becker ab. Sechs Minuten später vollendete Becker nach Vorlage von Andras Schäfer. Zack, zack, führte Union mit zwei Toren und war Tabellenführer. Janis Blaswich als Leipzigs Torwart-Ersatz des angeschlagenen Peter Gulacsi hatte keinen einzigen Ball halten können.
Zweite Halbzeit, gleiches Spiel: Union stand gerne weiter ganz tief und ließ Leipzig seine Halbkreise in der Mitte der eigenen Hälfte drehen. Gefährlich wurde es erstmal vor dem RB-Tor, als Siebatcheu (59.) bei einem der wenigen Angriffe nur knapp verfehlte. Auf der Gegenseite rettete diesmal Ryerson bei einem Versuch von Marcel Halstenberg (68.) auf der Linie.
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