Baden-Württembergs Sportministerin Theresa Schopper hat die Aufklärung der Missbrauchsvorwürfe in Stuttgart und Mannheim durch die vom Deutschen Turner-Bund (DTB) beauftragte Kanzlei als unzureichend bezeichnet. „Wir brauchen eine andere Instanz zur Aufklärung als die Kanzlei“, äußerte die Grünen-Politikerin während einer Sitzung des Landtagsausschusses für Kultus, Jugend und Sport. „Für uns ist klar, dass zusätzlich ein Expertenrat eingesetzt werden muss, weil das Vertrauen der Sportlerinnen nicht da ist“, fügte Schopper hinzu.
Diese Forderung ist eine Reaktion auf einen offenen Brief von ehemaligen Spitzen-Turnerinnen und Unterstützern, die insgesamt 28 Personen unterzeichnet haben. In diesem Brief wird betont, dass eine solche Untersuchung nicht unabhängig sein könne, da die Ergebnisse von den Interessen des DTB beeinflusst werden könnten. Sie fordern, den Auftrag an die Kanzlei zurückzunehmen.
Petra Häffner, die Ausschuss-Vorsitzende und Mitglied im Präsidium des Schwäbischen Turnerbundes (STB), sagte: „Den offenen Brief der Turnerinnen müssen wir ernst nehmen.“ Sie ist überzeugt, dass die Kanzlei keine unabhängige Aufklärung leisten könne. „Es ist nicht zielführend, unter diesen Umständen mit der Kanzlei weiterzuarbeiten“, erklärte sie.
Die Kanzlei Rettenmaier hatte bereits 2020 im Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen am Stützpunkt Chemnitz im Auftrag des DTB untersucht. SPD-Abgeordneter Sascha Binder betonte, dass diese Kanzlei das Vertrauen der Betroffenen nicht habe und von den Turnerinnen nicht akzeptiert werde, was sie ungeeignet mache, die Fälle aufzuklären.
Am Freitag will der DTB laut Schopper das Ministerium über Details der geplanten externen Aufklärungskommission informieren. „Wir diktieren nicht die Personen, die im Expertengremium sind, wir beraten“, sagte die Ministerin. Es sei entscheidend, dass das Vertrauen der Athletinnen und Athleten gegeben ist. Bis zur externen Aufklärung der Missbrauchsvorwürfe sind derzeit Landesmittel für das Kunst-Turn-Forum in Stuttgart eingefroren. „Das ist das Druckmittel, dass wir eine unabhängige Aufklärung wollen“, erklärte Schopper.
Seit kurz vor Weihnachten erheben Athletinnen schwere Vorwürfe, darunter „systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch“ sowie katastrophale Bedingungen in Stuttgart. Ähnliche Vorwürfe wurden zuletzt auch am Stützpunkt Mannheim laut.
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