Manuel Neuer packte für seinen Comeback-Plan sicher zu. Brajan Gruda bekam von seinen neuen Kollegen ein Geburtstagsständchen und Julian Nagelsmann schaute, den Fuß auf einem EM-Ball, ganz genau hin. Nach dem Abpfiff der letzten Übungseinheit im Trainingslager wartete auf den Bundestrainer und seinen inzwischen gut gefüllten EM-Kader dann der ICE.
Das Quartier in Blankenhain übernehmen zur Fußball-EM die Engländer um Kapitän und Bayern-Torjäger Harry Kane. Exakt zwei Wochen vor dem Eröffnungsspiel in München gegen Schottland reiste der DFB-Tross am Freitag mit dem Zug von Thüringen weiter nach Franken. Die große Regenfront im Süden Deutschlands soll den EM-Fahrplan dabei nicht durcheinander bringen.
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Nagelsmann zufrieden mit Auftakt
Nagelsmann äußerte sich nach der ersten Phase zufrieden. «Im Trainingslager hatten wir top Bedingungen. Obwohl unter anderem durch die Endspiele im DFB-Pokal und in der Champions League nicht alle Spieler über den gesamten Zeitraum dabei sein konnten, haben wir die Tage optimal genutzt und als Team gute Fortschritte gemacht», sagte er am Freitag.
Stimmung und Turnier-Optimismus sind in Blankenhain weiter angewachsen, auch wenn das Arbeitspensum vom Trainerstab noch dosiert wurde. «Wir haben den Jungs schon am Anfang ein bisschen Luft zum Atmen geben müssen, dass sie die Saison mal abhaken können, auch vom Kopf her», sagte Nagelsmann.
Sportdirektor Rudi Völler gefällt, was er sieht. Trotzdem besteht für ihn kein Anlass für übergroße Euphorie. «Wir brauchen nicht auszuflippen, dass alles gut funktioniert. Die Tage hier in Weimar waren zum Schnuppern, jetzt kommt das Feintuning in Herzogenaurach», sagte der 64-Jährige.
Blick nach Wembley: Dortmund gegen Real Madrid
Am Samstag wird der Blick auch im «Home Ground» nach London gerichtet sein. Trainer, Spieler, Betreuer – alle werden gespannt vor den TV-Leinwänden sitzen und verfolgen, wer sich im Wembleystadion zum besten Vereinsteam in Europa krönt, Borussia Dortmund mit Torjäger Niclas Füllkrug und Abwehrspieler Nico Schlotterbeck oder Real Madrid mit den für die deutsche EM-Startelf gesetzten Führungskräften Toni Kroos und Antonio Rüdiger.
«Ich gönne es allen vier Spielern, dass sie das Finale gewinnen», sagt Nagelsmann vorab diplomatisch. «Es werden aber nicht alle vier schaffen, sondern nur zwei.» Er wird also Anfang der Woche zwei strahlende Königsklassen-Champions und zwei gefrustete Verlierer im Quartier empfangen. «Natürlich, wenn man ein Champions-League-Finale verliert, tut das sehr weh. Aber am Ende überstrahlt die EM einfach alles», glaubt Nagelsmann. Kroos, Rüdiger, Füllkrug, Schlotterbeck, Richtung Turnier würden «alle top fokussiert» sein.
Noch zwei Tests gegen Ukraine und Griechenland
Auf dem Papier steht Nagelsmanns EM-Elf praktisch. Die Formation der bemerkenswerten März-Siege gegen Frankreich (2:0) und Holland (2:1) soll auch am 14. Juni gegen Schottland ins Turnier starten. Mit einer Ausnahme: Neuer ist von Nagelsmann als EM-Torwart vorgesehen. Im März musste der 38 Jahre alte Münchner nach einer Trainingsverletzung abreisen und wurde von seinem ewigen Kronprinzen Marc-André ter Stegen vertreten. Im Training am Freitag demonstrierte Neuer, dass er für das Comeback bereit ist.
Die Feldspieler-Formation vor Neuer stellt sich so auf: Kimmich, Tah, Rüdiger, Mittelstädt – Andrich, Kroos – Musiala, Gündogan, Wirtz – Havertz. Die klare Rollenzuteilung durch den Bundestrainer an Stammkräfte, Herausforderer und Ersatzkräfte vermittle «Vertrauen und gibt ein gutes Gefühl», sagte Leverkusens Double-Gewinner Jonathan Tah. «Aber man sollte sich nicht zurücklehnen», mahnte der 28-Jährige, der persönlich die beste Saison seiner Karriere spielt.
Am Montag (20.45 Uhr) kann Nagelsmann beim vorletzten EM-Test in Nürnberg gegen die Ukraine bis auf Kroos und Rüdiger seine Wunschelf aufbieten. Das Real-Duo wird dann erst bei der EM-Generalprobe vier Tage später in Mönchengladbach gegen Griechenland dabei sein. Dann darf auch Bayern-Angreifer Leroy Sané nach seiner Drei-Spiele-Sperre wieder auflaufen. Für Völler sind «die beiden Länderspiele nicht zu unterschätzen, auch wenn es nur Vorbereitungsspiele sind.» Er hofft auf die Siege drei und vier im EM-Jahr. «Das gibt nochmal Selbstvertrauen für die eigene Mannschaft, aber natürlich auch für die Bevölkerung.»
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