23. November 2024

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Tuchel optimistisch? – Bei Kane «nicht hetzen lassen»

Thomas Tuchel verweigert die Antwort, wie «optimistisch» er im Transfer-Poker um Harry Kane nach dem nächsten Treffen auf Chefebene ist. Zum Ende der Asienreise geht's gegen Klopp und Liverpool.

Thomas Tuchel lächelte verschmitzt im Auditorium des Nationalstadions von Singapur, als ihn gleich zu Beginn die erwartete Frage zu Harry Kane ereilte. Der Trainer des FC Bayern sollte vor dem Abschluss der Münchner Asienreise mit dem interessanten Testspiel gegen Jürgen Klopps FC Liverpool am Mittwoch (13.30 Uhr/RTL/Sky/DAZN) beantworten, wie «optimistisch» er nach dem nächsten direkten Gespräch auf Chefebene sei, dass der englische Nationalmannschafts-Kapitän «bald ein Bayern-Spieler» sein werde.

«Vielleicht wechseln wir gleich zur nächsten Frage», sagte Tuchel im Mediensaal. Und nach dem prompten Einspruch des Fragestellers schloss er auf dem Podium freundlich, aber auch bestimmt an: «Ich werde die Frage nicht beantworten, wie Sie sich vorstellen können.»

Tuchel: «Wir wissen, welche Spieler wir wollen»

Ob nach dem Tagestrip von Bayerns Vorstandchef Jan-Christian Dreesen und des Technischen Direktors Marco Neppe nach London für ein Treffen mit Tottenham-Boss Daniel Levy wirklich Bewegung in den Millionen-Poker um Topstürmer Kane gekommen ist, bleibt unklar. Tuchel machte im weiteren Verlauf der Pressekonferenz immerhin Ausführungen zur grundsätzlichen Bayern-Taktik in den laufenden und vielfältigen Transferbemühungen.

«Wir haben klare Entscheidungen», sagte er zu den Festlegungen in der siebenköpfigen Taskforce, der neben Dreesen und ihm auch die einflussreichen Aufsichtsräte Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge angehören. Man werde sich nicht «hetzen lassen» und nicht von Zeitdruck oder Alternativen leiten lassen: «Wir wissen, welche Spieler wir wollen.»

Neben Torjäger Kane, für den bei einer Verpflichtung in diesem Sommer womöglich neben einem Spitzengehalt eine Bayern-Rekordablöse von über 100 Millionen Euro im Raum steht, steht Außenverteidiger Kyle Walker von Manchester City auf der Prioritätenliste. Tuchel würde am liebsten auch noch einen echten Defensiv-Sechser kaufen wollen, was aber im Transferausschuss etwa Ehrenpräsident Hoeneß nicht für zwingend notwendig erachtet.

Auch ein neuer Torwart wird gesucht, weil sich der Schweizer Nationalkeeper Yann Sommer in der EM-Saison nicht zur Nummer zwei hinter Kapitän Manuel Neuer zurückstufen lassen möchte. Den 34-Jährigen zieht es zu Inter Mailand. Die Bayern sondieren darum den Markt nach einem Nachfolger für Sommer, der noch zwei Jahre unter Vertrag steht. «Wir müssen unsere Interessen schützen», betonte Tuchel. Er tätigte sogar eine erstaunliche Aussage: «Natürlich gibt es die Möglichkeit, dass wir mit Yann die Saison bestreiten.»

De Ligt und Kim sollen das Abwehr-Bollwerk bilden

Erstmal wird Sommer auch zum Abschluss des strapaziösen Asien-Trips im schwül-heißen Singapur gegen Liverpool wieder als Vertreter des fast acht Monate nach seinem Beinbruch nicht einsatzbereiten Kapitäns Manuel Neuer im Tor stehen. «Wir versuchen, das Beste rauszuholen», kündigte Matthijs de Ligt zum letzten körperlichen Kraftakt nach den anstrengenden Trainingstagen und Spielen zuvor in Tokio an. Der Niederländer könnte gegen Klopps Team erstmals zusammen mit Neuzugang Min-Jae Kim im Abwehrzentrum auflaufen. Die beiden körperlich so robusten Verteidiger sollen künftig ein Abwehr-Bollwerk bilden.

Das ist auch nötig, wenn Tuchel seine ehrgeizigen Bayern-Ziele nach dem unbefriedigenden Saisonendspurt nach seinem Kaltstart Ende März erreichen will. Der zwölfte Meistertitel am Stück ist nicht die Münchner Sehnsucht. Diese lautet Triumph in der Champions League.

«Wir arbeiten in einem Club, wo wir von uns erwarten, um alle Titel mitzuspielen. Aber wenn du den Mount Everest besteigen willst, musst du gut planen, trainieren und gut vorbereitet sein», schilderte Tuchel, der in Asien trotz der Reisestrapazen, Hitze und Werbeterminen viel trainieren ließ. «Die Champions League ist der Mount Everest. Alles ist möglich, aber es nützt nichts, zu viel über Träume zu reden. Dafür müssen wir zusammenwachsen.» Und es braucht nach einem Jahr ohne Robert Lewandowski unbedingt einen neuen Torjäger wie Harry Kane.

Von Klaus Bergmann, dpa