Der 1. FC Union Berlin hat den ersten Champions-League-Sieg der Vereinsgeschichte trotz 2:0-Führung verpasst und seine Niederlagen-Serie auch auf europäischer Fußball-Bühne fortgesetzt.
Vor einer gewaltigen Kulisse von 73.445 Fans im Berliner Olympiastadion mussten sich die Köpenicker am Dienstagabend dem SC Braga kurz vor Spielende 2:3 (2:1) geschlagen geben. Nach zwei Spieltagen in der Gruppe C sind die Eisernen mit null Punkten Letzter.
Sheraldo Becker (30. Minute/37.) hatte die umjubelten Berliner Premieren-Treffer in der Königsklasse erzielt. Sikou Niakaté (41.), Armindo Bruma (51.) und André Castro (90. +4) drehten die Partie.
Gänsehaut-Kulisse im Olympiastadion
Um möglichst vielen Unionern eine Karte anzubieten, war der Hauptstadt-Club in die Spielstätte von Lokalrivale Hertha umgezogen. Und so rot wie an diesem Dienstagabend erstrahlte die Schüssel im Berliner Westen noch nie. Vor dem Stadion überklebten Fans Hertha-Sticker mit Union-Symbolen, vom Dach wehten die Köpenicker Fahnen. Selbst die blaue Tartanbahn war lückenlos von roten Planen bedeckt. «Da würde ich auch nochmal die Fußball-Schuhe anziehen», schwärmte Trainer Urs Fischer über die Gänsehaut-Kulisse. Für viele Fans war es bei der Anreise zu Verzögerungen gekommen, weil Klima-Aktivisten Zufahrtsstraßen zum Stadion blockiert hatten.
In der Arena angekommen, sahen die Fans einen mutigen Beginn ihrer Mannschaft. Von Verunsicherung nach zuvor fünf Pflichtspiel-Niederlagen war keine Spur. Nationalspieler Robin Gosens hämmerte den Ball nach vier Minuten aus kurzer Distanz ins Netz. Doch Teamkollege Becker hatte beim Zuspiel im Abseits gestanden. Der Jubel auf den Tribünen verstummte schnell.
Union zeigte sich unbeeindruckt vom zurückgenommenen Tor, ging aber zunächst leichtfertig mit seinen Chancen um. Nachdem Kevin Behrens aus aussichtsreicher Position gescheitert war, nutzte Becker nach einem Konter schließlich seine zweite Großchance – und erzielte das erste Champions-League-Tor in der Union-Vereinsgeschichte. Jetzt drehte der Kapitän richtig auf und schloss nach dem nächsten perfekten Konter abgeklärt ab. Die in der Bundesliga vermisste Effizienz war zurück. Das Gegentor durch einen Abstauber von Niakaté fiel aus dem Nichts.
Braga mit Siegtreffer in letzter Sekunde
Nach der Pause drückten die Gäste aus dem Süden Europas auf den Ausgleich. Aus dem Spiel ging nicht viel, also musste ein einstudierter Standard helfen: Nach einer langen Ecke landete der Ball beim Ex-Leipziger Bruma, der den Ball aus rund 25 Metern sehenswert in den Torwinkel schlenzte. Union war verunsichert. Das Selbstvertrauen aus der Anfangsphase war dahin.
Das Spiel kippte und Union hatte immer mehr Probleme mit dem Offensivspiel der Portugiesen. Torhüter Frederik Rönnow (61.) verhinderte einen Rückstand. Nun waren vor allem die Spieler mit Champions-League-Erfahrung gefordert und Trainer Fischer brachte Kevin Volland. Der Mittelstürmer, der schon viele Königsklassen-Auftritte mit Bayer Leverkusen hatte, kam prompt aus zentraler Position zum Abschluss, traf aber genau Braga-Keeper Matheus (70.).
Angefeuert von lauten Sprechchören liefen die Eisernen in der Schlussphase unermüdlich an. Doch Brenden Aaronson (86.) köpfte nur neben das Tor. Braga verteidigte leidenschaftlich und schaffte in letzter Sekunde durch einen Flachschuss von Castro sogar noch den Sieg.
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