23. November 2024

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Transfer-Coup für FC Bayern: Oberdorf kommt aus Wolfsburg

Lena Oberdorf ist eine der besten und populärsten deutschen Fußballerinnen. Die 22-Jährige wechselt innerhalb der Bundesliga - als Ablöse ist ein Rekordwert im Gespräch.

Dem FC Bayern ist mit der Verpflichtung von Lena Oberdorf ein Transfer-Coup gelungen. Die Fußball-Nationalspielerin wechselt innerhalb der Bundesliga vom Dauerrivalen VfL Wolfsburg zu den Münchnerinnen.

Dort erhält die 22-Jährige einen Vertrag bis zum 30. Juni 2028. Oberdorf macht dabei von einer vertraglich festgeschriebenen Ausstiegsklausel Gebrauch, wie die Niedersachsen bestätigten. 

Ihr Vertrag beim DFB-Pokalsieger lief eigentlich noch bis 2025. Über die Ablösesumme machten die beiden Clubs keine Angaben, der NDR berichtete von 400.000 Euro. Das wäre ein Rekord für einen Wechsel innerhalb der Bundesliga.

Bald Millionen-Transfer im Frauenfußball?

Die frühere Wolfsburger Nationalspielerin Lena Goeßling rechnet bald auch mit Millionen-Transfers im Frauenfußball. «Vielleicht noch nicht in diesem Jahr, aber mittelfristig auf jeden Fall», sagte die Olympiasiegerin von 2016 der «Wolfsburger Allgemeinen Zeitung».

Die Wolfsburgerinnen verlieren in Oberdorf eine absolute Leistungsträgerin an den größten Rivalen. «Ich habe gute Gespräche mit Cheftrainer Alexander Straus und Abteilungsleiterin Bianca Rech geführt und die Vision des Vereins, was man in den nächsten Jahren erreichen möchte, hat mir sehr gut gefallen», sagte Oberdorf in der Mitteilung der Münchnerinnen.

«Man hat mir auch gezeigt, wo meine Potenziale liegen und was man noch aus mir rausholen kann», teilte Oberdorf zudem mit. Ob ihr diese Perspektive in Wolfsburg fehlte? Stellungnahmen der VfL-Verantwortlichen, etwa von Trainer Tommy Stroot oder Ralf Kellermann, dem Sportlichen Leiter, schickten die Niedersachsen in ihrem Statement nicht mit.

Im Sommer 2022, kurz vor der EM in England mit dem Erreichen des Finals, hatte Kellermann die vorzeitige Verlängerung mit der damals 20-Jährigen noch euphorisch kommentiert: «Lena wäre für jede Mannschaft der Welt eine absolute Verstärkung. Von daher sind wir sehr stolz darauf, dass sie sich mit dieser vorzeitigen Vertragsverlängerung klar zum VfL Wolfsburg bekennt.»

Nun blieb das Bekenntnis aus. Dass es München wurde statt Paris, Barcelona oder die englische Premier League, wo schon einige deutsche Spielerinnen aktiv sind, überrascht einerseits. Im Ausland war die Weltklasse-Mittelfeldspielerin begehrt, und die Spitzenclubs gelten im Vergleich mit Wolfsburg und Bayern als zahlungskräftiger. Andererseits gilt die Schwester von Düsseldorfs Fußballprofi Tim Oberdorf als jemand, der Familie wichtig ist – und in England oder Spanien wäre die erst mal weit weg.

Großes Lob von Bayern-Chefin

International erfahren ist Oberdorf trotz ihrer erst 22 Jahre, bereits 44 Länderspiele hat sie bestritten. Bei der EM 2022 in England wurde sie als beste Nachwuchsspielerin ausgezeichnet. Oberdorf besticht durck Dynamik, Robustheit, Technik und Torgefahr. «Lena Oberdorf ist eine der talentiertesten Spielerinnen Deutschlands und hat eine große Zukunft vor sich. Wir sind sehr glücklich, dass wir Lena vom FC Bayern überzeugen konnten», erklärte Bayern-Chefin Rech.

Im vergangenen Jahr hatte Oberdorf, die 2020 von der SGS Essen nach Wolfsburg kam, aber teilweise mit ihrer Form und Verletzungen zu kämpfen. Bei der WM musste sie wegen Oberschenkelproblemen gegen Marokko (6:0) aussetzen, das 1:2 gegen Kolumbien und das finale Vorrunden-Aus gegen Südkorea (1:1) konnte auch sie nicht verhindern. In München will sie ab Sommer zu neuer Stärke finden. In Wolfsburg wird die vom SC Freiburg verpflichtete Janina Minge ihre Nachfolgerin.

Vom Weltrekord im Frauenfußball ist der Transfer von Oberdorf ein gutes Stück entfernt. Erst diese Woche war dieser nach spanischen Medienberichten aufgestellt worden: Für die sambische Nationalspielerin Racheal Kundananji zahle der erst im vorigen Jahr gegründete US-Club Bay FC umgerechnet rund 735.000 Euro an Madrid CFF, berichteten das Fachblatt «Marca» und andere Medien unter Berufung auf Kreise des spanischen Clubs. 

Von David Joram und Ulrike John, dpa