Die Mission WM-Gold geht für Florian Wellbrock mit seiner Magdeburger Trainingsgruppe in die ganz heiße Phase. Nach einem lockeren Vorlaufsieg geht der Titelverteidiger als einer der Favoriten, wenn nicht sogar als Topfavorit in den 1500-Meter-Endlauf.
Zum Abschluss der Beckenwettbewerbe bei den Schwimm-Weltmeisterschaften in Budapest soll es im deutschen Team Freudentränen geben. Anders als bei Wellbrocks Magdeburger Clubkollegin Isabel Gose, die vor Enttäuschung weinte. Rang sechs über 800 Meter Freistil war nicht das, was sie sich vorgestellt hatte. «Wenn bei jedem Rennen die Medaillenchancen irgendwie in Reichweite sind, dann wünscht man sich das bei dem letzten Rennen natürlich umso mehr. Wenn es dann nicht reicht, ist man natürlich traurig», sagte Gose.
Die Magdeburger Trainingsgruppe
Der gemeinsame Trainer Bernd Berkhahn wünscht sich nun umso mehr, dass Wellbrock seinen Titel verteidigt. Auch sein deutscher Trainingskollege Lukas Märtens fände das super. Die Ambitionen des Ukrainers Mychajlo Romantschuk als dritter Magdeburger im Bunde dürften durchaus etwas andere sein – er will selbst gewinnen. Alle drei schafften es in den Endlauf. Dort soll vor allem Wellbrock im Duell mit US-Star Bobby Finke liefern.
Der Amerikaner hatte den Deutschen über 800 Meter bezwungen und bei Olympia in Tokio auf beiden Langstrecken im Becken triumphiert. Wellbrock hat sich mit Silber über 800 Meter bei dieser WM aber schon eine gehörige Portion zusätzliches Selbstvertrauen geholt. Das war im Vorlauf zu sehen, den er gemeinsam mit seinem Kumpel Romantschuk, der wegen des Krieges in seiner Heimat in Deutschland trainiert, in großer Einigkeit und Gleichmäßigkeit an der Spitze schwamm.
Er freute sich zudem, dass auch Märtens mit im Endlauf steht, was dem Silbermedaillengewinner über 400 Meter Freistil auf der 800-Meter-Distanz nicht gelungen war. «Es war mein großes Ziel zu zeigen, dass ich auch über die längeren Freistilstrecken etwas drauf habe», sagte Märtens. Immerhin hält er noch die Weltjahresbestzeit von 14:40,28 Minuten, an die die Großen der 1500-Meter-Szene im Vorlauf nicht annähernd herankamen.
«Keine Zeit für taktische Spiele»
Drei Magdeburger Trainingspartner im Finale – und nun? Gibt es ähnlich wie im Radsport einen Kapitän, für den die anderen arbeiten? Opfert sich vielleicht sogar einer für ein so schnelles Tempo, dass Finke seine nahezu grenzenlosen Spurtfähigkeiten doch nicht nutzen kann?
Nein, sagt Wellbrock. Das Tempo so hoch zuhalten, damit man Finke schlagen könne, werde wohl die Taktik aller anderen sieben Finalteilnehmer außer ihm sein, erwartet er. «In so einem hochkarätigen Feld bleibt keine Zeit für taktische Spiele», betonte der Freiwasser-Olympiasieger.
Ja, sagt hingegen Märtens. «Vielleicht kann ich Florian ein wenig helfen», betonte er nach dem Vorlauf. «Wir sind jetzt drei aus einer Trainingsgruppe und ich denke, dass Flo endlich mal den Ami schlagen möchte. Vielleicht können wir da ein wenig zusammenarbeiten.» Offen und ehrlich sagte Märtens: «Wenn es nicht kompletter Selbstmord ist, dass ich vorne lostuppe wie ein Wilder, würde ich meine eigenen Ambitionen zurückstellen.»
«Über 50 Meter ist alles möglich»
Märtens Freundin Gose steckte im 800-Meter-Finale nicht zurück, trotzdem klappte es nicht mit dem so sehnlichst erwünschten Edelmetall. «Es fehlt einfach dieses I-Tüpfelchen, woraufhin ich arbeite», sagte die Freistil-Schwimmerin, die über 400 Meter Fünfte und über 200 Meter Achte geworden war. Bei ihrem letzten Rennen in Budapest war sie bis 500 Meter aussichtsreich dabei, dann zog die Italienerin Simona Quadarella im Kampf um Bronze das Tempo an, Gose konnte nicht mehr folgen.
Nach ihrem traurigem WM-Ende ist nun aber die deutsche Vorfreude auf den Samstag groß. Neben dem 1500-Meter-Freistil-Showdown stehen weitere Finals mit deutscher Beteiligung auf dem Programm. Auch Anna Elendt über 50 Meter Brust und Ole Braunschweig, der am Freitagvormittag den deutschen Rekord über 50 Meter Rücken auf 24,58 verbesserte, qualifizierten sich für die Endläufe. «Über 50 Meter ist alles möglich. Da entscheiden Winzigkeiten», sagte 100-Meter-Brust-Silbermedaillengewinnerin Elendt.
Den Schlusspunkt unter einen spannenden Tag setzte die australische Mixed-Staffel über 4×100-Meter-Freistil mit einem Weltrekord. In 3:19,39 Minuten verbesserte sie die bisherige Bestmarke eines US-Teams von der WM 2019 um zwei Hundertstelsekunden.
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