24. November 2024

Sport Express

Express-Sport direkt aus der Arena

Torschütze, laufstärkster Spieler: Alle wollen Kölns Skhiri

In Köln wissen sie schon lange, was sie an Ellyes Skhiri haben. Doch ausgerechnet im letzten halben Jahr seiner Vertragslaufzeit dreht der Tunesier noch mehr auf. Und ist für den FC nicht zu halten.

Sie sagten nicht viel, doch ihre Reaktionen und Blicke waren vielsagend: Als Eintracht Frankfurts Sportchef Markus Krösche und Trainer Oliver Glasner nach dem 0:3 beim 1. FC Köln nach der Leistung von Ellyes Skhiri befragt wurden, ließ sich in ihre Antworten viel hineininterpretieren.

«Guter Spieler», brummte Krösche nur. Glasner lächelte etwas gequält und sagte: «Wir haben uns zu ihm nie geäußert. Aber ein Spieler, der zwei Tore erzielt, hat dem Spiel seinen Stempel aufgedrückt.»

Nicht nur dem Spiel, sondern dem gesamten Kölner Start ins Jahr 2023. Fünf Tore in fünf Spielen hat der Tunesier erzielt. Mehr als jeder andere, und das als defensiver Mittelfeldspieler. Zudem ist er der laufstärkste Spieler der gesamten Liga. Kein Wunder, dass sich immer mehr Vereine für den am Saisonende abslösefreien Skhiri interessieren. Neben Clubs aus England und Frankreich sollen aus der Bundesliga Dortmund, Leverkusen und eben vor allem Frankfurt interessiert sein.

Nach dem 3:0 des 27-Jährigen hatte Kölns Stadionsprecher Michael Trippel eine klare Botschaft gesandt: «Torschütze zum 3:0. Der, der nach Köln gehört», rief Trippel. Doch Skhiri selbst hatte die Gerüchte befeuert, als er unter der Woche konkreten Nachfragen nach der Eintracht nicht ausgewichen war. «Frankfurt könnte ein gutes Projekt sein», hatte er sogar gesagt: «Man sieht, was für eine große Entwicklung sie genommen haben. Mehr kann ich nicht sagen. Ich habe nicht direkt mit ihnen gesprochen.»

Skhiri soll Kölner Karneval kennenlernen

Der FC setzt ein wenig auf den Trumpf, dass der WM-Teilnehmer gerade wohl die beste Phase seiner Karriere erlebt – und das im inzwischen sehr geschätzten Kölner Umfeld. «Unser Stadionsprecher ist halt auch sehr emotional», sagte Thomas Kessler, Leiter der Lizenzspieler-Abteilung, über Trippels Ansage. Realistisch müsse man betrachten, dass «die Sätze klar gefallen sind». Skhiri will womöglich gehen, weil er die nächste Stufe auf der Karriere-Leiter erklimmen möchte. «Aber wir werden alles dafür tun, einen Fuß in die Tür zu bekommen, wenn wir die Chance dazu erhalten», betonte Kessler.

Erst mal soll Skhiri, der 2019 ein Dreivierteljahr vor dem Corona-Ausbruch nach Köln kam, nun sehen, wie man in Köln feiert. Am Montag steht die große Party zum 75. Club-Geburtstag auf dem Programm, am Dienstag die vereinseigene Karnevalssitzung. Und Trainer Steffen Baumgart erklärte schon direkt nach Schlusspfiff: «Wir wollen heute keinen bremsen. Los geht’s.» Dem Trainer ist aber auch bewusst: «In Köln brauchst du keinen Grund, um zu feiern.» Es ist unwahrscheinlich, aber vielleicht überzeugt das ja Skhiri, doch noch beim FC zu bleiben. Ansonsten werden sie seine Tore im nächsten Jahr vielleicht dann auch in Frankfurt bejubeln.

Holger Schmidt, dpa