Fünf Jahre nach ihrem Start im ersten olympischen Flüchtlingsteam könnte Schwimmerin Yusra Mardini in Tokio bald eine ganz besondere Olympia-Premiere erleben: Sie möchte am 23. Juli die IOC-Flagge ins Stadion tragen.
«Das ist einer meiner größten Träume! Ich würde richtig, richtig stolz sein», sagte die 23-Jährige der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg, wo sie seit Sommer 2018 trainiert und sich auf die Sommerspiele vorbereitet. «Ich glaube, meine Mutter würde heulen. Und mein Vater wäre richtig stolz.»
Ihren zweiten Olympia-Start nach Rio 2016 kann Mardini kaum erwarten, vor einem Monat hatte sie von ihrer Nominierung für das Refugee Olympic Team erfahren. «Ich hab‘ geheult die ganze Zeit, weil es so emotional für mich war. Das war viel emotionaler als in Rio.»
Die dramatische Flucht des Teenagers aus der syrischen Hauptstadt Damaskus im August 2015 wurde zum Medien-Ereignis und bewegte die Welt. Nach einer Odyssee durch acht Länder landeten Yusra und ihre ältere Schwester Sara in Berlin. Bei ihrer Flucht im überfüllten Schlauchboot sprangen die geübten Schwimmerinnen ins Meer, als der Motor ausfiel – und retteten vor Lesbos 18 Menschen das Leben.
Ihre bewegende Geschichte hat Yusra Mardini in dem Buch «Butterfly» eindrucksvoll geschildert – nun wird das Drama von Flucht und Ankunft sogar verfilmt: «The Swimmers» («Die Schwimmerinnen») soll im nächsten Jahr in die Kinos kommen. Ihr damaliger Berliner Trainer Sven Spannekrebs wird von Matthias Schweighöfer verkörpert. «Im Frühjahr oder Sommer im nächsten Jahr soll der Film bei Netflix rauskommen», erzählte Mardini.
Ihr Landsmann Alaa Maso steht zum ersten Mal im Flüchtlingsteam. Der 21-Jährige kommt aus Aleppo und kennt Yusra Mardini seit der Kindheit. Beide starteten oft gemeinsam in der syrischen Nationalmannschaft. «Natürlich ist Yusra eine Inspiration für mich», sagte Maso, der in Tokio über 50 Meter Freistil startet. «Ich finde es ganz toll, dass sie den Mut hatte, ihr Leben zu riskieren, um andere zu retten. Das war ein Signal von einem guten Menschen.»
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