Der Tennis-Weltverband ITF hat wegen der politischen Botschaft von Novak Djokovic bei den French Open kein Disziplinarverfahren eröffnet.
Die Organisation verwies in einer Stellungnahme auf die Regeln bei Grand-Slam-Turnieren. «Es gibt darin keine Bestimmung, die politische Statements verbietet», teilte die ITF der Deutschen Presse-Agentur mit. Der kosovarische Verband hatte sich in einem Brief über die Aktion des Serben Djokovic beschwert. Man habe das Schreiben an die Grand-Slam-Organisatoren weitergeleitet, hieß es von der ITF.
Zuvor hatte das Nationale Olympische Komitee Kosovos das Internationale Olympische Komitee (IOC) aufgerufen, von der ITF eine Untersuchung des Vorfalls und ein Disziplinarverfahren gegen Djokovic zu fordern. Das IOC war für eine Stellungnahme angefragt. ITF-Chef Haggerty sagte zudem, dass «Athleten vorsichtig mit ihren politischen Ansichten sein müssen. Wir reden über Sport und Politik und wir müssen dies getrennt halten.»
Verwarnung von Sportministerin
Der 22-malige Grand-Slam-Turniersieger hatte nach dem Erstrundensieg gegen den Amerikaner Aleksandar Kovacevic auf die Linse einer TV-Kamera geschrieben: «Kosovo ist das Herz Serbiens. Stopp der Gewalt!»
Die französische Sportministerin Amelie Oudea-Castera hat die politische Botschaft von Novak Djokovic als «nicht angemessen» kritisiert und eine Warnung an den serbischen Tennisstar ausgesprochen. «Wenn es um die Verteidigung von Menschenrechten geht und darum, Menschen bei universellen Werten zusammenzubringen, darf dies jeder Sportler tun», sagte sie beim TV-Sender France 2. Die Botschaft von Djokovic sei aber «militant, sehr politisch» gewesen und dürfe nicht wiederholt werden.
Turnierdirektorin Amelie Mauresmo habe mit Djokovic und seinem Team gesprochen, und auf die Prinzipien von «Neutralität» hingewiesen, berichtete die französische Sportministerin. Die Organisatoren hatten offen gelassen, ob es konkrete Konsequenzen für die Aktion gibt und in einem allgemeinen Statement nur darauf hingewiesen, dass bei allen Grand-Slam-Turnieren die gleichen Regeln gelten würden.
Ausgangspunkt Kosovo
Hintergrund der Aktion von Djokovic sind die jüngsten Unruhen im serbisch dominierten Norden des Kosovos. Militante Serben hatten gegen die Einsetzung neuer Bürgermeister in Zvecan und weiteren Gemeinden protestiert. Dabei wurden 30 Soldaten der von der Nato geführten Kosovo-Schutztruppe KFOR verletzt. Außerdem wurden laut einem Krankenhaus in Mitrovica 53 Serben verletzt.
Das heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 2008 für unabhängig erklärt. Serbien erkennt die Eigenstaatlichkeit seiner einstigen Provinz nicht an und verlangt die Rückgabe.
Djokovic hatte erklärt, dass er sich «als Persönlichkeit des öffentlichen Lebens» verpflichtet fühle, «Unterstützung für unser Volk und ganz Serbien zu zeigen».
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