23. November 2024

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Tennis-Herren droht Abstieg im Davis Cup

Deutschland muss um den Verbleib in der Weltgruppe des Davis Cups zittern. Dass Zverev fehlt, macht es komplizierter. Es steht auch für den fehlenden Profi viel auf dem Spiel, glaubt der Teamchef.

Die Serpentinen auf dem Weg nach Mostar schlängelten sich die deutschen Tennis-Herren im Bus ohne Alexander Zverev hinauf, der Spitzenspieler drückt nur aus der Ferne die Daumen.

Im Alles-oder-nichts-Relegationsmatch in Bosnien-Herzegowina muss das Davis-Cup-Team am Samstag und Sonntag ohne die deutsche Nummer eins den Absturz in die Zweitklassigkeit vermeiden. «Jungs, viel, viel Glück. Ich bin mir sicher, dass ihr es schafft. Ich bin mir sicher, dass wir nächstes Jahr wieder um den Titel spielen», schickte Zverev als kleine Videobotschaft an die Teamkollegen.

Doch was mit dem zunächst nominierten Olympiasieger wie eine locker machbare Aufgabe aussah, scheint mit der Absage deutlich komplizierter geworden zu sein. Dem deutschen Herren-Tennis droht der erstmalige Abstieg aus der Weltgruppe seit 2003.

«Natürlich ist es mit Sascha etwas anderes, weil es auf den Gegner Eindruck macht, wenn man mit Top-Ten-Spieler anreist. Das hat eine ganz andere Wirkung», sagte Teamchef Michael Kohlmann, der die Anreise von Dubrovnik nach Mostar als schwierig beschrieb: «Wenn man ihn verliert, ist das immer eine Schwächung.»

Zverev verletzt

Doch wegen Zverevs Muskelverletzung, die er sich beim Viertelfinal-Aus bei den US Open zugezogen hatte, habe ein Einsatz keinen Sinn gemacht, sagte Kohlmann. Statt sich nach der Rückkehr von New York auf das Davis-Cup-Spiel vorzubereiten, gönnte sich Zverev mit Freundin Sophia Thomalla einen Trip an den Strand. Von einer längeren Pause geht Kohlmann nicht aus.

Die Abstiegsrelegation hatte auch Zverev zum Saisonbeginn nicht vermeiden können. In erfolgreichen Jahren war Deutschland – auch ohne Zverev – zuletzt Stammgast bei der Finalrunde des prestigeträchtigen Nationen-Wettbewerbs gewesen. Diesmal hatte das Team mit dem überraschenden 2:3 in Trier gegen die Schweiz im Februar nicht einmal den Sprung zu der in dieser Woche laufenden Gruppenphase geschafft. Eine Enttäuschung. Denn eigentlich träumen die deutschen Herren vom ersten Davis-Cup-Titel seit 1993.

Ob das Abstiegsspiel nun ohne Zverev ein Zitterspiel wird? «Nein», so Kohlmann, das hoffe er nicht. Der Bundestrainer gibt sich trotz allem optimistisch. Dabei muss das Team auch noch ohne Jan-Lennard Struff auskommen, der sich in dieser Saison an die Top 20 der Welt herangekämpft hat. Nach seiner Hüftverletzung, die ihn seit Monaten zur Pause zwingt, kommt der Davis Cup für ihn zu früh.

Altmaier im Eröffnungsspiel

Deswegen müssen es jetzt Daniel Altmaier (Weltranglisten-49.), Yannick Hanfmann (54.), der nachnominierte Maximilian Marterer (127) und die Doppelspezialisten Tim Pütz und Kevin Krawietz richten. «Wir sind hierhergekommen, das zu gewinnen, weil wir, glaube ich, alle mehr vorhaben im Davis Cup. Wir wollen diese Hürde nehmen, um nächstes Jahr wieder voll angreifen zu können», sagte Kohlmann. Im Eröffnungsspiel am Samstag (12.00 Uhr) trifft Altmaier auf Nerman Fatic. Danach spielen Yannick Hanfmann und die bosnische Nummer eins Damir Dzumhur gegeneinander.

Einerseits sind die Deutschen von den Ranglistenpositionen her noch immer klarer Favorit. Andererseits haben Altmaier, Hanfmann und Marterer kaum Erfahrung im Davis Cup, einen Punkt hat noch keiner aus dem Trio geholt. «Das habe ich im Kopf», gab Kohlmann zu, ohne es herausstellen zu wollen. Die Mannschaft müsse ans «Leistungslimit rankommen», sagte er aber auch.

Bekanntester Spieler bei den Gastgebern ist Dzumhur. Der 31-Jährige war 2018 die Nummer 23 in der Weltrangliste, aktuell belegt er Platz 157. «Ich glaube, wir dürfen den Heimvorteil für Bosnien-Herzegowina nicht unterschätzen», warnte Altmaier: «Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass hier jedes Match ein Kampf werden wird.»

Die Relegation sei auch für Zverev wichtig, sagte Kohlmann. «Er hat Ziele im Davis Cup. Er will am liebsten weiterkommen, als wir es in den letzten zwei, drei Jahren geschafft haben. Das Ziel ist nur machbar, wenn wir diese Hürde nehmen. Insofern ist es für ihn auch wichtig.»

Von Kristina Puck und Lars Reinefeld, dpa