Der frühere Wasserspringer Heiko Meyer hat bestürzt auf die Missbrauchsvorwürfe seines langjährigen Synchronpartners Jan Hempel reagiert.
«Ich wusste, dass das passiert ist. Aber in was für einem Ausmaß – das hat mich auch erschlagen», sagte der 45-Jährige, der bei den Olympischen Sommerspielen 2000 mit Hempel Bronze im Turm-Synchronspringen gewonnen hatte, der Deutschen Presse-Agentur. «Das ist unwahrscheinlich traurig und beschämend.»
In einer Dokumentation der ARD unter dem Titel «Missbraucht – Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport» hatte Hempel in bewegenden Worten erstmals öffentlich Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen den inzwischen verstorbenen Trainer Werner Langer erhoben.
Meyer verriet, dass Hempel ihn eingeweiht habe. «Als guter und langer Synchronpartner – wir sind ja heute noch befreundet – hat man das natürlich erfahren», sagte der Ehemann der früheren Spitzenspringerin Christin Steuer: «Aber mir gegenüber ist er nie ins Detail gegangen.»
Nach dem Gang an die Öffentlichkeit habe er mit seinem auch gesundheitlich schwer angeschlagenen Freund gesprochen, sagte Meyer: «Er wirkt sehr ruhig, sehr in sich gekehrt.» Er hoffe, dass sich der mutige Schritt auszahle: «Ich wünsche mir, dass Jan ein bisschen seinen Frieden finden kann. Er ist ja eh seit Jahren ein gebrochener Mann.»
«Was im Sport manchmal los ist, das ist traurig»
Der frühere Top-Turmspringer vermutet, «dass sich bestimmte Leute jetzt auch wehren werden». Trotzdem sei es richtig, dass die Öffentlichkeit nun informiert sei. «Auch, um andere zu schützen», meinte Meyer: «Was im Sport manchmal los ist, das ist traurig.»
Für die vielen unbescholtenen Nachwuchstrainer in Deutschland sei so ein Skandal ein Problem, meinte Meyer: «Du wirst doppelt und dreifach beäugt.» Er selbst ist Jugendtrainer beim SC Riesa, «und weil ich das von Jan weiß, gucke ich immer nach links und rechts». Er verhalte sich «unwahrscheinlich vorsichtig», bei Dehnübungen sei zum Beispiel immer eine Übungsleiterin dabei, «um gar nicht erst in eine Zwickmühle zu geraten».
Er selbst nennt es rückblickend ein Glück, dass er sich damals im Alter von zwölf, 13 Jahren gegen den beschuldigten Langer und für Frank Taubert als Trainer in Dresden entschied. Was sonst vielleicht passiert wäre, «da will ich gar nicht drüber nachdenken», sagte Meyer, «ich bin sehr froh, dass der Weg so gewesen ist».
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