Spätestens mit seinem Schmatzer für die Kuss-Trophäe von Suzuka läutete Max Verstappen den Countdown für seine Krönungszeremonie in Katar ein.
Nach seiner Formel-1-Spazierfahrt in Japan zum 13. Saisonsieg kann der Red-Bull-Pilot schon in zwei Wochen nach dem Sprintrennen in der Wüste zum dritten Mal nacheinander Weltmeister werden.
«Wir haben ein unglaubliches Jahr und ich bin auf jeden Einzelnen stolz», sagte Verstappen, dessen Küsschen den interaktiven Siegerpokal in den niederländischen Nationalfarben erstrahlen ließ. «Ihr habt eine Rakete von einem Auto gebaut.» Raketenmann Verstappen braucht auf dem Losail International Circuit nur drei Punkte, um mit Legenden wie Ayrton Senna oder Niki Lauda nach WM-Titeln gleichzuziehen.
Den zweiten Konstrukteurstitel nacheinander hat Red Bull schon nach dem 16. Grand Prix des Jahres sicher – trotz des Ausfalls von Teamkollege Sergio Pérez. Mit seinen bisherigen 400 WM-Zählern läge Verstappen auch alleine vor der Konkurrenz in der Team-Wertung. «Max, das war absolut fantastisch. Du warst das ganze Wochenende dominant», verneigte sich Teamchef Christian Horner vor seinem Erfolgspiloten.
Nach einem Crash-Domino in der ersten Runde und gleich fünf Ausfällen beim Suzuka-Spektakel verwies Verstappen Lando Norris im McLaren auf den zweiten Platz. Dessen Teamkollege Oscar Piastri sicherte sich in seiner Premierensaison als Dritter sein erstes Karriere-Podium. Nico Hülkenberg im Haas konnte als 14. erneut nicht um Punkte kämpfen. «Es fühlt sich ganz bestimmt ziemlich besonders an», sagte Piastri. «Ich werde mich daran für sehr lange Zeit erinnern.»
WM-Titel in Katar?
Verstappen vergrößerte mit seinem 48. Karrieresieg und der schnellsten Runde den Vorsprung auf Perez auf 177 Punkte. Hat der Red-Bull-Dominator nach dem Katar-Wochenende insgesamt 146 Zähler mehr als sein erster Verfolger, ist er erneut Weltmeister. «Er ist im Speed noch besser geworden und er schüttet das mit einer Leichtigkeit und Souveränität heraus, die unglaublich sind», äußerte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko im TV-Sender Sky.
Schon wenige Sekunden nach dem Erlöschen der Roten Ampeln krachte es. Pole-Mann Verstappen, der alle Einheiten in Japan bestimmt hatte, konnte sich gerade so aus einer McLaren-Zange aus Piastri und Norris befreien und als Führender in die erste Kurve rasen. Dahinter flogen aber die ersten Trümmerteile. Alfa Romeos Zhou Guanyu und Valtteri Bottas sowie Alex Albon (Williams) und Esteban Ocon (Alpine) kollidierten. Ihre Wagen wurden beschädigt, schon in Runde eins musste das Safety Car ausfahren.
Auch Mercedes-Mann Lewis Hamilton bekam etwas ab, er berichtete von einem Schubser von Pérez, der einen kurzen Grand Prix zum Vergessen erlebte. Der Mexikaner musste sofort an die Box, um an seinem Wagen eine neue Front montieren zu lassen. Pérez bekam auch noch eine Fünf-Sekunden-Strafe verpasst, weil er während der Safety-Car-Phase regelwidrig Autos überholte. Am Ende der vierten Runde durften Verstappen & Co. wieder Vollgas geben.
Der WM-Dominator war nach seinem durchwachsenen Wochenende in Singapur hoch motiviert nach Japan gereist. Schon in der Qualifikation zeigte Verstappen seine ganze Entschlossenheit und sicherte sich mit einer Megarunde seine neunte Pole in dieser Saison. Selbst der Ausfall des Lenkrad-Bildschirms hielt den Niederländer nicht von seiner 29. Karriere-Pole ab. Dahinter lauerten mit deutlichem Rückstand Piastri und Norris.
Für Pérez lief es weiter miserabel. Bei einem überhasteten Überholmanöver gegen Hülkenbergs Teamkollege Kevin Magnussen in der zwölften Runde beschädigte er erneut die Front seines Red Bull und musste wieder zu einem Stopp reinkommen.
Was wird mit Pérez?
Die Red-Bull-Führung beteuert zwar, dass der Mann aus Guadalajara einen Vertrag für 2024 hat. Ob Pérez aber angesichts seiner durchwachsenen Leistungen auch tatsächlich über diese Saison hinaus Teamkollege von Verstappen bleibt, ist weiter fraglich. In Runde 15 musste er seinen Wagen abstellen, kam allerdings noch mal raus, um eine Strafe abzusitzen. «Das war ein rabenschwarzer Tag für ihn», urteilte Marko. Perez selbst räumte ein: «Das war einfach ein desaströses Wochenende.»
Verstappen baute derweil seine Führung vor Norris auf zehn Sekunden aus. Bereits zwei Runden nach seinem ersten Reifenwechsel in Umlauf 17 übernahm der Red-Bull-Fahrer auch wieder die Führung: optimales Rennmanagement. Dahinter kämpften Norris und Piastri teamintern um Position zwei. Nach einer Mahnung von Norris über den Boxenfunk musste Piastri in der 27. von 53 Runden den schnelleren McLaren-Mann passieren lassen.
Ein Jahr nach dem vorzeitigen Gewinn seines zweiten WM-Titels in Japan fuhr Verstappen seinen Erfolg auch diesmal nach Hause. Er stieg anschließend auf seinen Red Bull und genoss mit ausgestreckten Armen den Jubel der Fans, ehe er zusammen mit seiner Crew vor einem Banner mit einer großen Nummer sechs posierte: So oft hat Red Bull schon die Team-WM gewonnen.
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