Schwacher Start, starke Nerven – Lokalmatador Oliver Zeidler ist trotz eines technischen Missgeschicks auf den ersten Streckenmetern erfolgreich in die Ruder-EM von München gestartet.
Obwohl der Einer-Weltmeister von 2019 zunächst bedrohlich ins Hintertreffen geriet, gewann er den Vorlauf. Auf der für ihn heimischen Olympiastrecke in Oberschleißheim verwies der 26-Jährige den Bulgaren Kristian Wasilew mit einem Vorsprung von einer guten Bootslänge auf Platz zwei und zog in das Halbfinale ein. «Am Start habe ich fünf, sechs, sieben Sekunden liegen lassen. Aber hinten raus bin ich sehr kontrolliert gefahren», befand Zeidler.
Zeidler im Vorlauf mit starkem Finish
Nach 500 Metern lag der im nahen Dachau geborene EM-Mitfavorit lediglich auf Rang drei, ließ sich aber nicht aus der Ruhe bringen und übernahm kurz nach der Streckenhälfte die Führung. «Ich habe an dieser Stelle locker schon tausend Starts gemacht. Heute war definitiv einer der schlechtesten», kommentierte er den Schreckmoment beim Start mit einem Lächeln. Sorgen, dass ihn die Aufholjagd zu viel Kraft für weitere EM-Aufgaben und die avisierte Medaillenjagd gekostet haben könnte, hat Zeidler nicht: «Ich musste nicht so viel Energie aufwenden, mich deswegen nicht auskotzen. Ich glaube, das wird schon.»
Anders als Zeidler verpasste der Deutschland-Achter einen Sieg – wenig überraschend. Wie schon vor knapp fünf Wochen beim Weltcup-Finale in Luzern musste sich das DRV-Paradeboot den zurzeit übermächtigen Briten geschlagen geben, untermauerte aber als Vorlauf-Zweiter den Anspruch auf eine Medaille. Zudem konnte der Rückstand von Luzern auf das Siegerboot von über fünf Sekunden in München um rund die Hälfte reduziert werden. «Wir sind überrascht, dass es so gut funktioniert», sagte der kurzfristig zum Schlagmann ernannte Torben Johannesen (Hamburg) mit Bezug auf krankheitsbedingte Umbesetzungen.
Achter-Trainer gespannt auf den Finallauf
Allerdings waren alle Boote bereits vor dem Rennen für das Finale am Samstag qualifiziert, weil nur fünf Nationen für den Achter gemeldet haben. Gut möglich, dass im deshalb bedeutungslosen Vorlauf taktiert wurde. «Für uns war es wichtig, Selbstvertrauen zu bekommen und in den Rhythmus zu finden», sagte Uwe Bender. Ganz trauen mochte der Achter-Trainer dem Ergebnis aber nicht: «Platz zwei ist erfreulich. Aber wie viel die einzelnen Teams investiert haben, wird man erst nach dem Finale wissen.»
Wenig erfolgreich verlief der EM-Auftakt für die restliche DRV-Flotte. Auch Einer-Hoffnung Alexandra Föster (Meschede), die noch auf dem Luzerner Rotsee mit einem Sieg überrascht hatte, kam nicht über Rang vier hinaus. Bei insgesamt zehn DRV-Starts in den 14 olympischen Klassen gab es nur einen Vorlauf-Sieg durch Zeidler. Nicht nur diese dürftigen Ergebnisse, sondern auch die zumeist großen Rückstände geben zu denken.
Die Rennen im Doppelvierer und leichtem Doppelzweier der Männer fanden ohne deutsche Beteiligung statt. Nach diversen positiven Corona-Tests waren beide Boote zu Wochenbeginn abgemeldet worden. Mit dem Doppelzweier fiel eine weitere Skull-Crew aus gesundheitlichen Gründen aus. Ebenfalls nicht am Start ist der Zweier ohne Steuermann.
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