Die Fans des Hamburger SV reagierten nach dem Sieg ihrer Fußball-Helden im 111. Stadtderby gegen den FC St. Pauli schnell. Gleich nach dem Abpfiff zogen sie am Freitagabend in der Nordkurve ein Banner mit der Aufschrift «Die Stadt gehört uns» hoch. Die HSV-Spieler versammelten sich nach dem 1:0 (0:0) davor, tanzten, sprangen und lachten.
«Jetzt kriegt man auch ein Gefühl für norddeutsche Emotionen», meinte Trainer Steffen Baumgart im TV-Sender Sky. «Heute freuen wir uns wirklich. Der Sieg war verdient, die Jungs sind drangeblieben.»
Die Szenen und Reaktionen machten deutlich, wie gut der Erfolg gegen den ungeliebten Stadtrivalen der HSV-Seele tat. «Eigentlich ist dieses Spiel ein Sinnbild für die letzten Jahre. Wir mussten viele Widerstände angehen. Aber wenn man sieht, wie die Jungs sich reingehauen haben und unterstützt wurden, ist das maximale Intensität», sagte Sportvorstand Jonas Boldt bei Sky.
St.-Pauli-Aufstieg wohl nur verschoben
Der Kiezclub durfte sich damit trösten, dass der Aufstieg wohl nur um eine Woche verschoben ist. Dann geht es gegen den Tabellenletzten VfL Osnabrück. «Unabhängig vom Vorsprung spielst du ein Derby, das willst du immer gewinnen», sagte Trainer Fabian Hürzeler. «So, wie einige Spieler gespielt haben, können wir kein Derby gewinnen. Wir waren auf einigen Positionen nicht bei 100 Prozent. Da muss man der Wahrheit ins Gesicht blicken.»
Robert Glatzel hatte mit seinem 19. Saisontor in der 85. Minute den Volkspark zum Beben gebracht. «Das kann man gar nicht beschreiben, davor malt man es sich aus, das entscheidende Tor zu schießen. Das ist natürlich ein unglaublich geiles Gefühl, unbeschreiblich», sagte Glatzel. «Die ganzen Emotionen kommen hoch, einfach nur unbeschreiblich so ein Moment.»
Relegationsplatz noch möglich
Zugleich hat sein Team die rechnerische Chance auf den Aufstiegsrelegationsplatz mit dem Sieg gewahrt. Der Abstand auf den Tabellendritten Fortuna Düsseldorf beträgt weiter vier Punkte bei noch zwei ausstehenden Spielen. Allerdings haben die Rheinländer nach ihrem 3:1 (2:0) gegen den 1. FC Nürnberg die um 13 Treffer bessere Tordifferenz.
«Einfach die nächsten Spiele so angehen wie die letzten und dann gucken wir, was möglich ist», meinte Glatzel. Vor 56.100 Zuschauern boten beide Hamburger Mannschaften ein phasenweise hochklassiges Derby. Der HSV war aber über die gesamte Spielzeit zwingender und hatte die besseren Möglichkeiten. Zwei Tore durch Glatzel (24.) und Lukasz Poreba (62.) wurden nicht gegeben. In der Nachspielzeit verschoss Ludovit Reis auch noch einen Foulelfmeter.
Versöhnlich waren dann die Abschlusssätze von Glatzel: Er würde sich für Hürzeler freuen, wenn dieser aufsteigen würde, «weil er ein super Trainer ist. Scheiße, dass er bei St. Pauli Trainer ist.»
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