Für Sporthilfe-Vorstandschef Thomas Berlemann wären Olympische Spiele in Deutschland eine große Chance, den Zusammenhalt in der Gesellschaft und die Begeisterung für den Sport enorm zu stärken.
«Olympische Spiele. Das wäre eine Sensation und eine riesige Möglichkeit, um das Land, das gesellschaftlich ein bisschen auseinanderdriftet, in den aktuell schwierigen Zeiten mit einem geeinten Ziel zusammenzuschweißen», sagte der 60 Jahre alte ehemalige Wirtschaftsmanager im Interview der «Westdeutschen Allgemeine Zeitung». Olympia könnte Identität stiften und die Werte des Sports «in alle Zweige der Gesellschaft» übertragen.
«Wenn wir die Spiele bekämen, wäre das eine neue Welt. Der Sport würde in allen Bereichen, ob Wirtschaft oder Politik, in den Fokus rücken», erklärte Berlemann. «Ich mag da gar nicht über große Strukturveränderungen wie die Idee von einem eigenen Sportministerium philosophieren, aber es wäre ein absoluter Gamechanger.»
Zuletzt 1972 Olympia-Schauplatz
Der Deutsche Olympische Sportbund hat einen Prozess begonnen, mit dem ausgelotet werden soll, ob man sich für Sommer- oder Winterspiele bewerben soll – und dafür die Akzeptanz der Bevölkerung bekommt. Zuletzt war 1972 München Olympia-Schauplatz.
Das Bemühen um Olympische Spiele steht aktuell im Kontrast zu schwachen Ergebnissen in olympischen Sportarten wie die Leichtathletik und die Debatte um Mittelkürzungen. «Sich konsequent aufzustellen, schneller zu verändern, Bürokratie abzubauen, innovativer zu sein – das ist ja kein alleiniges Problem im Sport», meinte Berlemann zur Krisenstimmung. Es gebe unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche, in denen wir nicht mehr da stehen, wo man mal gewesen sei. «Der Wille zur Leistung ist nicht mehr überall zu erkennen. Und da gilt es zu fragen, warum das so ist – und Antworten zu finden, was wir tun können.»
Blick in die Nachbarländer
In das Netzwerk Sport in Deutschland mit allen Verbänden, Vereinen, Stiftungen und auch der Politik sei mehr als noch vor einigen Jahren an Geldern investiert worden, aber ohne Weiterentwicklung. «Da muss man auch einmal die Effizienzbrille aufsetzen und sich fragen, welche Strukturen überhaupt zielführend sind, ob Gelder vielleicht an falschen Stellen eingesetzt werden», betonte er. «Wir haben ja kein Erkenntnisproblem, dass etwas nicht stimmt, sondern ein Umsetzungsproblem.»
Da müsse man nur in die Nachbarländer schauen. «Die haben sich vor einigen Jahren ihre Fördersysteme angeguckt und sie strategisch angepasst», erklärte Berlemann. «Wenn wir dann sehen, dass Länder wie die Niederlande, Frankreich und Italien in Medaillenspiegeln vor uns liegen, dann sieht man, dass sie einen wirklich guten Job gemacht und die richtigen Schlüsse gezogen haben.»
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